Die NABU-Krötenretter sind wieder aktiv

Foto: Vo
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Viernheim (SF) – Achtung Autofahrer – die Amphibienwanderung startet wieder! Es sind Krötenretter ab Dämmerung unterwegs an den Straßen – auf der L3111 Kreisel Viernheim in Richtung Hüttenfeld sowie im Lorscher Weg. Man erkennt die Krötenretter an den Warnwesten und Taschenlampen. Der Amphibienschutzzaun hat eine Länge aktuell von 1,25 km und muss noch weiter ausgebaut werden. Der 2. Einsatz findet am 8.2.10, 10 Uhr, statt.

Die meisten Menschen wissen nicht, das jedes Jahr Unmengen von Amphibien sterben bei ihren Wanderungen zum Laichgewässer, da sie Straßen überqueren müssen. Sie werden nicht nur platt gefahren, sondern bereits der sich beim Darüberfahren mit mehr als Tempo 30 abrupt verändernde Luftdruck unter und auch neben einem Kraftfahrzeug – tödliche Auswirkungen hat – das sogenannte Barotrauma. Die Amphibien sterben langsam und qualvoll – die Zunge hängt ihnen heraus.

Zu den am schlimmsten von dem sich ändernden Klima betroffenen Tieren, gehören unsere heimischen Amphibien. Viele Lebensräume trocknen vorzeitig aus oder sind gar nicht mehr vorhanden. Durch die letzten sehr trockenen Sommer sind zudem viele Laichgewässer während der Reproduktionszeit der Tiere verschwunden, der Laich oder auch die Kaulquappen vertrocknet.

Die Tiere sind genetisch meist an das Gewässer gebunden, in dem sie selbst zur Welt kamen und welches sie auch immer wieder zum Vermehren anstreben. Fehlt dieses Gewässer, brechen ganze Populationen zusammen. Gewässer müssen unbedingt erhalten bleiben, jedoch fehlt es aber auch vielerorts an Stillgewässern für Amphibien.

Der plötzliche Wetterumschwung, d.h. die milden Temperaturen dieser Tage, hat nun die überwinternden Amphibien im Viernheimer Wald viel früher starten lassen mit ihrer Wanderung zum Laichgewässer (Waldsee). Die Naturfreunde, die erst ab ca. Mitte Februar mit deren Wanderung gerechnet haben, hat es kalt erwischt.

Noch waren die temporären Leiteinrichtungen, die die festinstallierten Leitplanken entlang der Straße nach Hüttenfeld verlängern sollen, nicht aufgebaut, als Dutzende Tiere ihr Laichhabitat im Waldsee anstrebten. Sehr viele wurden schon in der ersten warmen und regnerischen Nacht auf dem Lorscher Weg überfahren oder starben am sogenannten Barotrauma, dem Luftdruck unter einem Fahrzeug, den dieses selbst bei geringer Geschwindigkeit (bei mehr als Tempo 30) erzeugt und den Tieren die Lungen platzen lässt. Sie verrecken langsam und qualvoll. Schnell wurden Helfer am Samstag zusammengetrommelt und Zäune errichtet.

Mit bei der Hauruck-Aktion waren wieder Schülerinnen und Schüler der Alexander-von-Humboldt-Schule, die noch weitere zwecks Unterstützung mobilisierten. Diese Helfergruppe – bestehend aus 9 Schülerinnen und Schülern – stellten sie  in Eigeninitiative zusammen, organisierten sich selbst und standen mit Werkzeug & Co am nächsten Morgen am Einsatzort und arbeiteten so lange mit, bis die Arbeit erledigt war. Hut ab für ein solches Engagement!

Die Tiere streben im Norden Viernheims in breiter Front dem Waldsee zu, was lange Fangzäune erfordert. Zu deren Betreuung werden sehr viele Helferinnen und Helfer benötigt, die in der Dunkelheit die Fangeimer entlang der Leiteinrichtungen kontrollieren, in die die Tiere fallen und diese dann sicher über die Straße bringen. Einsätze finden morgens und abends statt. Leider stehen uns für die Betreuung der Leiteinrichtungen – nicht nur in Viernheim – zu wenige Helferinnen und Helfer zur Verfügung, schildert Silvia Fusch, die Projektleiterin des Amphibienschutzprojektes des NABU-Heppenheim. Es kommen Helfer aus Lorsch, Lampertheim und Ilvesheim, um in Viernheim zu helfen. Es wäre hervorragend, fänden sich so viele Helferinnen und Helfer direkt aus Viernheim – für Viernheim. Je mehr HelferINNEN, desto weniger Belastung fällt auf die wenigen Stammhelfer. Jeder kann helfen. Es sind morgens und abends die Fangeimer und Zäune zu kontrollieren. Es sollten mindestens zwei Helfer bei jedem Einsatz sein, bei Regen braucht es abends noch einige Helfer mehr, da dann oft sehr viele auf einmal wandern und wir die Wege nicht absperren dürfen. Die Hautwandersaison dauert bis ca. Ende April/Mitte Mai an. D.h. jeden Tag sind wir im Einsatz  – und jeder kann mitwirken. Jeder, der z.B. mit seinem Hund Gassi geht, einen Abend- und/oder Morgenspaziergang macht, gerne an der frischen Lust ist, etwas für Naturschutz tun möchte etc, kann helfen. Jede kleine Mithilfe zählt! 

Hätten wir genügend Unterstützer, könnten wir auch Zäune entlang des Lorscher Weges errichten. So aber können wir dies nicht zusätzlich noch stemmen  und sind darauf angewiesen, dass die Straße während der Hauptwandersaison wieder gesperrt wird. Im Lorscher Weg sind ebenso sehr viele Amphibien unterwegs. Wir bitten um Verständnis bei den Nutzern des Lorscher Weges.  

Bezüglich einer Sperrung des Lorscher Wegs ist ein Zeitraum von maximal 4 Wochen angedacht, abhängig von den klimatischen Verhältnissen.

Sollte kaltes und trockenes Wetter wie im letzten Jahr lange bestehen bleiben, kann sich die Wanderung über viele Wochen hinziehen. Das wollen die Helfer nicht wieder erleben. Wochenlang sich jeden Abend um die Ohren schlagen, das geht an die Substanz, so Silvia Fusch, die an vielen Orten im Kreis Bergstraße die Zäune betreut und die Helfer organisiert.

Jetzt, wo der Klimaschutz in aller Munde ist, Mengen von Menschen für die Einhaltung der vereinbarten Klimaziele auf die Straßen gehen, sind sich die Krötenretter in Viernheim sicher, dass die Sperrung, die von den Nutzern nur kleine Umwege verlangt, von den meisten Viernheimern aus Rücksicht auf unsere Klimaverlierer akzeptiert und befolgt wird.

Im letzten Jahr konnten die Retter an den Einsatzorten über 8500 Tiere retten, davon 2400 in Viernheim.

Wer die Krötenretter bei ihrer Arbeit unterstützen möchte, kann sich bei Silvia Fusch Tel/WA 0160 9082 4629 oder Email: amphibienwanderung@gmail.com oder bei Andrea Herschel 0171 515 3102 melden. Infos auch unter: www.krötenretter.de