Umfassende Informationen über die Bildungslandschaft vor Ort und Grundlage für kommunale Schulentwicklung
 
Mannheim (Stadt Mannheim) – Die jährlich erscheinende Schulstatistik zeichnet durch die mehrjährige Betrachtung ein detailliertes Bild der kommunalen Schulentwicklung und bietet als Werkzeug des Bildungsmonitorings der Stadt detailreiche Informationen über die Bildungslandschaft vor Ort. Nun liegt die neue Schulstatistik 2020/21 vor, die jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt wurde: www.mannheim.de/schulstatistik
 
„Unser Anspruch ist es, eine zukunftsfähige und nachhaltige Schullandschaft in Mannheim zu gestalten, um allen Kindern die gleichen Chancen auf eine erfolgreiche Bildungsbiographie zu ermöglichen“, betont Bildungsbürgermeister Dirk Grunert.
 
Das Schuljahr 2019/20 wurde im zweiten Halbjahr durch die Covid-19-Pandemie ausgebremst. Da jedoch die Grundschulempfehlung bereits ausgesprochen, die Grundschulanmeldungen bereits abgeschlossen und die Anmeldung für die weiterführenden Schulen bereits in den Endzügen waren, hatte die Pandemie zumindest darauf noch keinen nennenswerten Einfluss. Die Einführung neuer Unterrichtsformen, Homeschooling und Distanzunterricht sorgten jedoch in einer bisher nie dagewesenen Form und mit dem größten Engagement aller am Schulleben Beteiligten für einen immensen Wandel des Schulalltags für Schüler*innen, Lehrkräfte, Eltern und Schulen. Auch die Digitalisierung hat durch die aufgestockten Förderprogramme von Bund und Land wie etwa den Digitalpakt Schule und das Sofortausstattungsprogramm für digitale Endgeräte verstärkt im schulischen Bereich einen deutlichen Schub erfahren.
 
Neben diesen Neuerungen ist die kommunale Schulentwicklungsplanung aber von vielfältigen Entwicklungen geprägt: Thematische Schwerpunkte des Berichts sind die Aspekte Demographie und Schülerzahlenentwicklung. Die Mannheimer Bevölkerungsprognose geht von einem Wachstum von 7,4 Prozent bis zum Jahr 2038 aus, ein Trend, der zunächst an den Grundschulen und schließlich zeitverzögert an den weiterführenden Schulen ankommen wird. Um genügend Schulraum für die steigenden Schülerzahlen an den Grundschulen sicherzustellen, laufen die Planungen für die Grundschulen im Mannheimer Süden, der Oststadt, der Neckarstadt und auf den Konversionsflächen. Beispielsweise ist es das Ziel, die Schiller- und die Wilhelm-Wundt-Grundschule am Standort Schiller zusammenzulegen, wo eine fünfzügige Ganztagsgrundschule entsteht, um der Realschule Wilhelm-Wundt mehr Raum zu bieten. Die Pestalozzischule wird zur vierzügigen Ganztagsgrundschule ausgebaut und kann damit benachbarte Grundschulen entlasten. In der Neckarstadt-West ist der Neubau einer vierzügigen Grundschule geplant, ebenfalls mit dem Ziel, zusätzlichen Schulraum zu schaffen und auf den Mannheimer Konversionsflächen entstehen zwei neue Ganztagsgrundschulen. Das Interims-Schulgebäude Franklin ist bereits seit zwei Jahren in Betrieb und in der vergangenen Woche wurde der erste „Baggerbiss“ für den Bau der neuen Franklin-Grundschule gesetzt.
 
Um auch im weiterführenden Schulbereich genügend Schulraum für die steigenden Schülerzahlen sicherzustellen, müssten zwei bis drei zusätzliche Züge für die Sekundarstufe – beispielsweise durch den Bau einer eigenständigen dreizügigen Gemeinschaftsschule mit Oberstufe – eingerichtet werden. Somit könnte der Bedarf für die Sekundarstufen 1 und 2 langfristig gedeckt werden, denn auch im Gymnasialbereich könnte es Engpässe geben.
 
Neben diesen langfristig angelegten Schulentwicklungsmaßnahmen wirkt sich der Ausbau von Ganztagsgrundschulen, die zunehmende Umsetzung von Inklusion oder die Berufsschulentwicklung auf die Mannheimer Schullandschaft aus. „Der stetig steigende Bedarf an ganztägigen Betreuungsangeboten, Anforderungen wie gemeinschaftliches und inklusives Lernen und individuelle Förderung wie auch die weitere Transformation von Bildungsinstitutionen zu interkulturellen Begegnungsorten für die Stadtgesellschaft werden den inhaltlichen Charakter sämtlicher Schularten und die Anforderungen an deren räumliche Struktur gestalten“, so Grunert.
 
Entwicklung Schülerzahlen
Die Schülerzahlen an den allgemeinbildenden öffentlichen Schulen in Mannheim sind im Vergleich zum Vorjahr 2019/2020 leicht zurückgegangen. „Der Fachbereich Bildung und auch das Statistische Landesamt Baden-Württemberg gehen jedoch von langfristig signifikant steigenden Schülerzahlen aus, was sich im Grundschulbereich bereits abzeichnet“, erläutert der Leiter des Fachbereichs Bildung, Lutz Jahre. In Mannheim sorgen die Neubaugebiete mit Zuzügen von Familien zusätzlich für steigende Schülerzahlen.
 
Die Schülerzahlen entwickeln sich allerdings je nach Schulart unterschiedlich: Die Grundschulen verzeichnen wiederholt steigende Schülerzahlen (plus 7,7 Prozent seit 2013/14 bis 2020/21), nachdem auch sie in der Vergangenheit sukzessive gesunken sind. An den weiterführenden Schulen sind die Schülerzahlen insgesamt im Vergleich zum Vorjahr insgesamt leicht zurückgegangen, was zu einem gewissen Teil auf die zurückgehenden Zuwanderungszahlen zurückgeführt werden kann. Kontinuierlich sinkend sind die Schülerzahlen der Werkrealschulen, die seit 2006/07 einen Rückgang von 62,8 Prozent verzeichnen. Im Vergleich zum vergangenen Schuljahr weisen die öffentlichen Realschulen (-45), die IGMH (-64) und die Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) sinkende Schülerzahlen (-16) auf. An den öffentlichen Gymnasien (+32) und Gemeinschaftsschulen (+13) nehmen die Schülerzahlen hingegen gegenüber dem vergangenen Schuljahr weiterhin zu. Die Schülerzahlen an öffentlichen und privaten beruflichen Schulen sind in den letzten zehn Jahren seit 2009/2010 bis 2019/2020 um tausend Schüler auf 15.600 Jugendliche kontinuierlich gesunken.
 
Zum Ende des Schuljahres 2019/20 hat die Pestalozzi-Werkrealschule ihren Betrieb eingestellt. „Für die Stadt als Schulträgerin bedeuten die veränderten Schülerströme, dass effiziente Raumnutzungskonzepte der Schulgebäudeplanung notwendig werden. Dies ist gerade vor dem stetig steigenden Bedarf an Ganztagsbetreuungsplätzen von großer Bedeutung“, hob Jahre hervor.
 
Neu in der Schulstatistik ist der „Sozialindex“, nach dem Aussagen zur sozialen Problemlage der Schülerschaft einer Schule möglich sind. Er wird durch den Wohnort der Schüler*innen berechnet. Grundlage ist die neue Sozialraumtypologie als Konstrukt zur Messung sozialer Ungleichheit in den städtischen Teilräumen.