Das Stadtparlament hat am Freitag die Kübellösung für die Innenstadt beschlossen. Es soll 4 große und 12 kleine Blumenkübel geben, Gesamtkosten rund 80.000 Euro. Die Stadtverwaltung „erhofft sich“, mit der Erweiterung der Innenstadtbegrünung dem Wunsch vieler Bürger Rechnung zu tragen und die Aufenthaltsqualität in der Viernheimer Innenstadt „noch weiter zu erhöhen“.

Zugegeben: Es ist besser als nichts! Und es ist schön zu sehen, dass man offenbar doch gewillt ist, die Fehler mit der Neugestaltung der Innenstadt wenigstens ein Stück weit zu korrigieren. Aber reicht das aus, „die Aufenthaltsqualität in der Viernheimer Innenstadt „noch weiter“ zu erhöhen“? Oder sollen noch mehr  kleine Maßnahmen erfolgen? Mal 80.000 Euro hier, mal 50.000 dort? Ich bin gespannt, was da demnächst kommen wird und befürchte, es geht so weiter. Man mogelt sich so durch. Konzept ist anders!

4 Gedanken dazu:

  1. Für die Viernheimer Innenstadt ist immer noch ein umfassendes Konzept notwendig. Und ein politischer Beschluss, wohin man mit der Innenstadt denn wirklich will. Derzeit ist weder Konzept noch Klarheit bezüglich des Ziels erkennbar. Man wurschtelt sich so durch. Aber das wird auf Dauer teuer. Man muss sich vielmehr Gedanken über die Nutzung der Innenstadt machen. Handel, Gastronomie, Kunst und Kultur, Wohnen, Arbeiten, Ort für spontane Treffen, weil es ein attraktiver Ort ist – alles das bekommen andere hin. Wir offenbar nicht. Zum Glück ist es bis zu den attraktiven Orten anderer Städte nicht weit.
  2. Die Stadtverwaltung erhofft sich, dem Wunsch vieler Bürger Rechnung zu tragen. Offenbar spielen die Wünsche der Bürgerinnen und Bürger zumindest in Vorwahlzeiten eine Rolle. Aber ist das gut oder schlecht? Ist das durchdacht? Wie wurden die Wünsche denn erhoben? Wenn gefragt wurde, „Wünschen Sie sich mehr Grün in der Stadt?“ ist die Antwort klar. Wenn gefragt wurde, warum denn die Innenstadt nicht attraktiv genug ist, ist auch klar, dass hier das fehlende Grün genannt wird. Aber ich vermute, für die Wünschenden stand mehr dahinter als nur ein paar Kübel. Ich selbst wünsche mir eine attraktive Innenstadt und dafür ist auch Grün notwendig. Fehlendes Grün ist nur ein Symptom für etwas anderes. Da jetzt erst mal das Grün zu liefern, wird nicht den Effekt bringen, den ich mir wünsche.
  3. Es ist schön, dass die Politik nun Wünsche erfüllt. Die pragmatische Frage, die sich daraus ergibt ist die nach der Gesetzmäßigkeit: Welche Wünsche werden denn so erfüllt? Und wie „viele“ Menschen müssen den Wunsch äußern, damit er erfüllt wird? Und auf wessen Kosten dürfen Wünsche gehen? Was ist wenn sich „viele“ mehr Parkplätze wünschen? Und „viele“ weniger Verkehr in der EIGENEN Straße? Darf sich jeder was wünschen? Das dürfte schwierig zu beantworten zu sein von denen, die sich hier die Wunscherfüllung auf die Fahne schreiben.
  4. Als Vierten Punkt stelle ich in Frage, wie ökologisch sinnvoll die Blumenkästen sind. Vermutlich wird man viel gießen müssen, denn was auch immer dort wachsen wird, es wird keine Verbindung zur Erdfeuchtigkeit haben. Die Innenstadt bleibt als nach wie vor ein ökologisch fragwürdiger Steingarten – dann demnächst mit ein paar Blumenkübeln. Als Brundlandtstadt mit hohen Zielen bei der Bewältigung des Klimawandels eher ein Armutszeugnis. Aber wenigstens dürfen sich die Steingartenbesitzer freuen. Was die Stadt nicht selber tut, sollte sie auch nicht von anderen verlangen dürfen…

Die Zeit wird zeigen, in wieweit die Kübellösung ihre Ziele erfüllt. Persönlich denke ich, wir sollten aufhören ständig so zu tun, als lösten wir irgendwelche Probleme, sondern endlich nachdenken, wie wir wirklich vorankommen. Aber sehen wir es positiv: es ist schön, dass diese unsäglich Steinfläche an der Apostelkirche nun wenigstens etwas gestaltet wird und ein bisschen mehr Grün in die Stadt kommt. Anderes kriegen wir offenbar aktuell nicht hin.

Wolfram Theymann
Unabhängiger Bürgermeisterkandidat
https://www.lust-auf-viernheim.de

 

Ich habe auf der Seite https://lust-auf-viernheim.de/innenstadt/ einige Gedanken zu einer möglichen Vorgehensweise zur Innenstadt gemacht