Energiewende in Viernheim: Pures Potenzial!

 

Wie wäre es, wenn wir als Stadt mitmachen beim Wattbewerb? Der Wattbewerb ist ein Wettbewerb für Städte und Gemeinden, bei dem es um den beschleunigten Ausbau von Fotovoltaik geht. Denn um die Klimaziele zu erreichen, brauchen wir viel mehr Energie aus CO2-freien Quellen. Der Wattbewerb (www.wattbewerb.de) startete bereits am 21.2.2021 und aktuell nehmen 172 große und kleine Kommunen daran teil. Aus der näheren Region sind einige Kommunen dabei wie beispielsweise Abtsteinach, Weinheim, Bensheim, Heidelberg und Darmstadt.

 

Die Brundtlandstadt Viernheim nimmt nicht daran teil, obwohl sich die Stadt doch wegen ihrer zukunftsweisenden Energiepolitik, dem effektiven Klimaschutz und anderen Dingen sehr gerne selbst rühmt. Wie steht Viernheim wohl da im Vergleich mit anderen? Wie weit her ist es mit dem neuen Slogan „Viernheim ist pure Energie“?

 

Beim Wattbewerb treten große und kleine Städte und Gemeinden gegeneinander an. Verglichen werden dabei wie viel Fotovoltaikleistung bereits installiert sind und wie viel aktuell neu hinzukommt. Das ganze wird dann heruntergerechnet auf den einzelnen Einwohner, egal ob der nun selbst Strom per Sonne produziert oder nicht. Damit werden die beteiligten Kommunen vergleichbar.

 

An der Spitze der Vergleichsliste liegen Kommunen, die bereits 2-3000 Watt pro Stunde und pro Einwohner in Spitzenzeiten produzieren – an sonnigen Tagen versteht sich. Man geht davon aus, dass eine Person ungefähr 3600 Watt pro Tag verbraucht. Bei der Leistung reichen also 1-2 Stunden volles Sonnenlicht, um den Stromverbrauch dieser Durchschnittsperson für den ganzen Tag zu decken. Diese Kommunen sind also ganz gut dabei, wenn es um das Ziel geht, bis zum Jahr 2030 möglichst 100% des Stromverbrauchs aus CO2-freien Quellen zu bedienen.

 

Wo stünde wohl Viernheim bei diesem Wattbewerb? Das ist eine schwierige Frage, denn die Stadt veröffentlicht nur wenig dazu. Die Stadtwerke der Stadt (Sie erinnern sich: die Stadt, die sich der zukunftsweisenden Energiepolitik rühmt), berichten so gut wie nichts – aus Wettbewerbsgründen heißt es. Das verwundert auf den ersten Blick, denn eine zukunftsweisende Energiepolitik sollte es doch verdienen, in die Welt hinaus getragen zu werden. Fürchten die Verantwortlichen den Wettbewerb und ist Viernheim vielleicht gar nicht so wirklich zukunftsweisend?

 

Wenn der innere Rebell die Werbesprüche der Stadtverwaltung nicht länger hinnehmen will, dann macht er sich eben auf die Suche. Freundlicherweise betreibt das Land Hessen einen Energiemonitor, der interessante Zahlen nennt. In der Stadt Viernheim waren im Jahr 2020 Fotovoltaikanlagen mit einer maximalen Leistung von rund 8500 Kilowatt installiert. Das entspricht dann einer Leistung pro Einwohner in Viernheim von rund 260 Watt. Im Wattbewerb würden wir mit dem aktuellen Stand irgendwo so auf Platz 110 landen und somit deutlich schlechter als zum Beispiel Weinheim, Bensheim und Abtsteinach. Eine „zukunftsweisende Energiepolitik“ und „effektiven Klimaschutz“ gibt es also schon in nächster Nähe! In Viernheim jedoch ist es mit „purer Energie“ noch nicht so wirklich weit her. „Pures Potenzial“ oder „Riesiger Nachholbedarf“ wäre ehrlicher.

 

Nun macht Viernheim ja nicht nichts. Mit eigenen Bürger-Solarberatern sollen demnächst Privatleute überzeugt werden, sich eine Fotovoltaikanlage aufs Dach zu schrauben. Das ist gut, wenn auch viel zu wenig! Wir sollten als Stadt beim Wattbewerb mitmachen! So sehen wir, wo wir stehen, ob wir besser sind als andere oder schlechter und müssen uns nicht nur auf das Marketing-Greenwashing der Stadtverwaltung verlassen. Macht endlich hinne, die Zeit drängt!

 

Wolfram Theymann

www.lust-auf-viernheim.de, u.a. mit Links und Belegen zu den Zahlen