Wie kann ein Konzept für die Wärmewende aussehen?

 

Einen guten Ansatz, ein Konzept für die eigene Wärmewende zu finden, fordert das Land Hessen von seinen Kommunen: Die Kommunale Wärmeplanung. Im November 2022 hat der hessische Landtag das Hessische Energiegesetz aktualisiert und dabei festgeschrieben, dass jede Kommune in Hessen mit mehr als 20.000 Einwohnern eine kommunale Wärmeplanung erstellen soll. Viernheim ist also in der Pflicht.

 

Für die kommunale Wärmeplanung wird zunächst der gegenwärtige Wärmebedarf erhoben und dann der Wärmebedarf für die Zukunft prognostiziert. Welche Gebäude stehen in welchen Stadtvierteln und welchen Wärmebedarf gibt es bei Gebäuden und in den verschiedenen Stadtvierteln? Wie wird sich dieser Wärmebedarf in Zukunft entwickeln?

 

Weiterhin werden Informationen über die Netzinfrastruktur erhoben – also zu vorhandenen Netzen für Fernwärme, Erdgas und Strom. Außerdem werden Potentiale erhoben zu Wärmeerzeugung mit erneuerbaren Energien oder auch andere mögliche Wärmelieferanten, wie zum Beispiel Unternehmen, die in der Kommune tätig sind und Abwärme liefern könnten.

 

Eine solche Bestandsaufnahme ermöglicht dann eine Planung, mit welchen Maßnahmen die größte Wirkung erzielt werden kann. Dabei geht es nicht um einzelne Gebäude, die neu zu versorgen oder wärmetechnisch zu isolieren sind sondern mit welchen Maßnahmen man auf Stadtteil- oder Quartiersebene die größte Wirkung erzielen kann. Die effiziente Wärmeversorgung der gesamten Stadt ist das Ziel und nicht einzelne Highlightmaßnahmen an einzelnen Gebäuden. Nach der Bestandsaufnahme beginnt dann die Maßnahmeplanung.

 

Ich hatte mit anderen die Gelegenheit nach der Erneuerung des hessischen Energiegesetzes mit Vertretern der Landesenergieagentur zu sprechen. Insgesamt hat sich der Eindruck verfestigt, dass die Kommunale Wärmeplanung ein sehr sinnvolles Instrument ist, um dann weiteres darauf aufzubauen. Aktuell gibt es umfangreiche Förderungen bei der Erstellung der Kommunalen Wärmeplanung und sicherlich im Anschluss auch für die Umsetzung. Hier dürfte gelten, je schneller wir damit beginnen, umso mehr Mittel stehen noch zur Verfügung.

 

Wenn man dann weiß, wo wie viel Energie verbraucht wird, kann man die Energieversorgung neu denken. In Neubaugebieten würde man dann sinnvollerweise gleich Wärmenetze einplanen, nur Häuser genehmigen, die sehr wenig Energie verbrauchen und diese von einer Heizzentrale im Viertel mit Wärme versorgen. Das können dann beispielsweise große Wärmepumpen sein, die zentral ihre Wärme aus den oberflächennahen Erdschichten ziehen. Denn mit einer Wärmepumpe die Wärme aus dem Boden mit einer Durchschnittstemperatur von 10 Grad zu ziehen ist effizienter als mit vielen kleinen Wärmepumpen vor den Häusern aus minus 5 Grad Außentemperatur. Oder man sucht für ein Stadtviertel gezielt nach einem Unternehmen, mit dessen Abwärme das Viertel geheizt werden kann.

 

So würde man dann Stadtviertel für Stadtviertel angepasste Lösungen suchen und die Wärmenetze Stück für Stück ausbauen. Im ganz alten Häuserbestand der Altstadt bräuchte man dann vermutlich ein Wärmenetz, welches durch Geothermie gespeist wird. In Stadtvierteln mit etwas jüngerem Bestand gehen Wärmepumpen, die Nutzung von Abwärme oder wieder etwas anderes. Wärmenetze machen überall dort Sinn, wo viel Wärme auf engem Raum gebraucht wird.

 

Die Stadt muss ihre aktive Rolle annehmen und effizient betreiben. Umdenken ist angesagt. Nur mit effizientem Handeln können die Klimaziele der Stadt, des Landes, des Bundes oder der EU noch erreicht werden. Die Kommunale Wärmeplanung ist ein guter und hilfreicher Ansatz endlich maßgeblich voran zu kommen.

 

Die Politik antwortet mir in kleiner Runde gerne, dass man all das schon auf dem Schirm hat und natürlich daran arbeitet. Wenn ich mir die Ergebnisse anschaue, bin ich das skeptisch. Aber wenn die Politik und die Verantwortlichen da tatsächlich dran sind, wäre es für viele Bürgerinnen und Bürger hilfreich von den Überlegungen und Plänen zu wissen. Denn viele müssen JETZT Entscheidungen bezüglich ihrer Heizung treffen.

https://www.lea-hessen.de/kommunen/kommunal-waerme-planen/

https://redaktion.hessen-agentur.de/publication/2021/3443_LEA_Broschuere_Kommunale_Waermeplanung_212018.pdf

https://um.baden-wuerttemberg.de/de/presse-service/publikation/did/handlungsleitfaden-kommunale-waermeplanung/

https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/2022-12-15_cc_04-2022_klimaschutzpotenziale_in_kommunen.pdf