Schilda lässt grüßen, Nr. 2: Mobile Begrünung

Da scheint seitens der Stadtverwaltung System dahinterzustecken: Schildbürgerstreiche als System.

Das Wunder der Versickerungsmulde

Hingewiesen sei zunächst auf den „vollen Erfolg“ mit der Versickerungsmulde vor jener von immer neuen Gestaltungsideen der Stadt gebeutelten Apotheke: Die cleveren Planer warfen sich in die Brust und versprachen: Erstens werde das Regenwasser versickern, zweitens werde die Mulde das Grün bewahren, und drittens, vor allem, werde es neue Parkmöglichkeiten geben. Das alles für nur 40.000 Euro – aus der Stadtkasse!

Die Planer versprachen alles – die Bewohner bekamen nichts. Denn jetzt kann man weder dort parken – die scharfen Kanten zerschnitten wohl so manchen Reifen, und keiner hatte so recht verstanden, wie man in eine solch raffinierte Installation einzuparken hat –, noch kann das Regenwasser bei Starkregen versickern – es bleibt einfach zu wenig naturbelassene Versickerungsoberfläche –, noch ist bislang auf der Restfläche irgendein Pflänzlein zu sehen, und sie werden sich dort auch nicht sehen lassen! Welche Pflanze lässt sich schon auf so etwas ein!

Kurz: Die Bürger aus Schilda lassen grüßen!

Konzept der mobilen Begrünung

Von einer solchen Ernüchterung lassen sich die Hüter des städtischen Allgemeinwohls aber nicht einschüchtern. Flott wird ans nächste Werk gegangen: an die Begrünung um die Apostelkirche herum.

Wieder einmal will man alles: Erstens muss mehr Grün ins Zentrum, zweitens muss das Grün weichen können, da es, wie es so schön in der Zeitung zu lesen ist, „sonst zu Konflikten bei Veranstaltungen wie Kerwe, Stadtfest oder Citylauf kommen könne“. Wobei das Weichenkönnen natürlich Priorität genießt, denn Ökonomisches hat immer Vorrang vor der Natur. Also „haben wir“, so der erste Stadtrat, „einige Monate Hirnschmalz“ ins Nachdenken „gesteckt“. Und dem Schmalz entwuchs dann das „Konzept der mobilen Begrünung“.

Es wird „Pflanzinseln“ geben, vier, entlang der Apostelkirche aufgestellt. Jede „Insel“ besteht aus sechs „Einzelelementen für die Bepflanzung“ aus Stauden und Gräsern. In so manchem Kübel wird dann noch der eine oder andere Flieder platziert. Veranschlagte Kosten für die Pflanzmodule, Kübel und Pflanzen: ca. 80.000 Euro.

Meine Vermutung: Es wird wohl wieder auf das Versickerungsmuldenkonzept hinauslaufen: Die Planer wollen alles, Ökonomie und Grün – und der Bürger wird nichts bekommen.

Selbst die Planer von der Stadt geben mit Blick auf den Apostelplatz zu: „Aus heutiger Sicht haben wir wohl wirklich etwas zu viel Stein verbaut … und versuchen das zu korrigieren“, und der Bürger dürfte aus dieser Einsicht schließen: Jetzt wird im Rahmen der Begrünung etwas von dem Stein zugunsten der Natur weggenommen.

Denkste, Bürger! Es kommt noch mehr Stein in Gestalt von Kübeln und Pflanzinseln hinzu, schamhaft drapiert mit Sträuchern und Gräsern! Und wenn dann dieses jämmerliche Gesträuch demnächst den Citylauf usw. stören wird, dann werden halt die Bottiche einfach weggeschoben, eine Art „Begrünung to go“ – und der Apostelplatz sieht so öd und tot wie eh und je aus.

Alternatives zum Grün in der Stadt

Gewünscht hätte ich mir einen Verzicht auf dieses „mobil“ in dem stadträtlichen Konzept.

Wenn man Grün will, dann sollte man auch dazu stehen. Dann hätte man auch auf die Feigenblätter einer Begrünung, die Sträucher und Gräser, verzichten können, hätte den Apostelplatz von einigen dieser als überflüssig erkannten Steine befreien können, hätte Bäume mit schönen, großen Baumscheiben anpflanzen können, diese wiederum bepflanzt mit Bodendeckern und Zierpflanzen, hätte damit auch etwas zum Schattenspenden für die zukünftigen Wetteränderungen hin zur Hitze tun können. Reihen großer Bäume um die Apostelkirche herum und keine langweiligen toten Steinpflaster.

Diese Alternative zu denken hat mich übrigens keinerlei Hirnschmalz gekostet! War ja auch eher ein Traum!

 

Bernd Lukoschik