Ein Hoch auf Covidioten und Virusleugner – zum Wohle von Wissenschaft und Demokratie

Der aufstrebende starke Mann in der Politik, Markus Söder (CSU), mahnte anlässlich der letzten Großdemonstration in Berlin Disziplin und Einhalten bzw. Verschärfen der Anticoronamaßnahmen an, denn die zweite Welle „sei praktisch schon da … Sie schleicht durch Deutschland“.

Und Frau Esken von der SPD stellte in Bezug auf die Demonstranten fest: „Tausende Covidioten feiern sich in Berlin.“

Grundsätzliche Befindlichkeit derer an den Schaltstellen der Macht: extreme Gereiztheit, die Nerven liegen blank. Am liebsten griffe man hart gegen Verschwörungstheoretiker, Covidioten, Virusleugner usw. durch.

Dabei wissen die Berufspolitiker so wenig wie der Normalbürger. Denn was heißt „praktisch schon da“? Herr Söder weiß es schlicht nicht, weil keinerlei Kriterien für das Vorliegen einer „zweiten Welle“ existieren. Daran ändert auch die Metapher vom „Schleichen“ nichts. Sie zeugt ebenfalls von Unkenntnis und befördert nur Gruselgefühle, Gänsehaut und Ängste. Kurz: unsägliches bauchgesteuertes Politikergewäsch!

Und direkt gefährlich ist das Gerede der SPD-Frontfrau Esken, wenn sie die Protestierenden aggressiv mit Covidioten betitelt. Denn ein Covidiot gehört bekanntermaßen zur Gattung der Idioten, und die gehören weggesperrt. Die Verwendung dieses Begriffs in Politikermund ist der erste Schritt zur Gewalt von oben!

Kurz: niveauloses und gemeingefährliches Gequatsche!

Liberales Denken als Voraussetzung für Demokratie

Dabei sollte der wissenschaftsorientierte Demokrat die Demonstranten loben. Sie garantieren das Funktionieren einer liberalen Demokratie.

In seiner bedeutenden Schrift „Über die Freiheit“ schrieb John Stuart Mill, gewissermaßen der Erzvater des liberalen Staatsentwurfs:

„Wenn man eine Meinung zum Schweigen zwingt, so kann sie doch, soweit wir wissen können, richtig sein. Das zu leugnen, hieße unsere eigene Unfehlbarkeit beanspruchen.“

Söder, Esken usw. beanspruchen, indem sie solche Sprüche, wie oben zitiert, absondern, Unfehlbarkeit. Unfehlbarkeit gibt es in der Wissenschaft nicht. Wissenschaft ist ein Prozess. Jede Auffassung von einem Forschungsgegenstand ist nur Theorie und damit vorläufig. Auch die Theorie vom Virus ist zeitgebunden, man schaue nur auf die Geschichte der Virologie. Also haben die Virusleugner voll ihr Recht. Vielleicht beruht ja das Coronavirus auf einer falschen Theorie. Und es ist die Pflicht jedes Wissenschaftlers, sich auch mit dieser Theorie auseinanderzusetzen. Denn, so Mill: „Mag auch die zum Schweigen gebrachte Meinung irrig sein, so kann sie doch – wie häufig genug vorkommt – ein Körnchen Wahrheit enthalten.“

Mehr noch, die Konfrontation der herrschenden Virustheorie mit der aufmüpfigen Auffassung hat sogar für Erstere Vorteile, und: Sie ist notwendig zum Gedeihen der Mainstreamtheorie, denn, so Mill: „Selbst wenn die überlieferte Meinung (in unserem Fall: die etablierte Virustheorie, B.L.) nicht nur die Wahrheit, sondern sogar die ganze Wahrheit enthielte, so würden die meisten derer, die sie teilen, sie nur als eine Art Vorurteil annehmen, mit wenig Verständnis oder Sinn für ihre verstandesmäßige Begründung, wenn man nicht zulässt, ja sogar darauf besteht, sie in vollem Ernst zu bekämpfen.“

Erst wenn man sich mit entgegengesetzten Theorien, eben der Theorie der Virusleugner, auseinandersetzt, gewinnt man einen besseren Zugang zur eigenen Auffassung und wird diese tiefgehender verstehen. Insofern wäre es sogar nötig, dass jeder Bürger – nicht nur der Wissenschaftler – sich mit den entgegengesetzten Theorien ernsthaft auseinandersetzt. Dann würde er – als älterer Mensch etwa – vielleicht dazu kommen, auf dem Fahrrad nicht mit der Maske vor dem Gesicht herumzutorkeln!

Wie gesagt: Ein Hoch auf die Andersdenkenden!

Wir können also froh sein, dass sich trotz der systematischen Diffamierungen derer, die nicht die allgemein vertretene Auffassung vom Coronavirus teilen, immer wieder Menschen zusammentun und demonstrieren. Sie geben damit auch ihren Gegnern die Chance, im Nachdenken über das Virus weiterzukommen. Und darüber nachgedacht muss andauernd werden, hängt doch, wie selten zuvor, das Wohl der Gesellschaft davon ab.

 

Bernd Lukoschik