Eucharistie: etwa kein Lebens-Mittel?

Die oberste Christdemokratin der Republik hat als Christin demokratisch verfügt: Keine Gottesdienste bis auf Weiteres!

Es gibt Gläubige, die nehmen die heilige Messe und das Sakrament der Eucharistie als das, was diese Feier für die katholische Kirche eigentlich bedeutet: als den Kern der katholischen Glaubenspraxis.

Traurig, dass gerade diese Gläubigen, die ihren Glauben ernst nehmen und Wandlung und Abendmahl als Grundlage ihres Alltags benötigen, heutzutage von vielen Katholiken mitleidig belächelt, häufig sogar als starr und bockig verurteilt werden. Und nicht nur von diesen: In Zeiten von Corona wird die Not, der Gemeinsamkeit der Feier aus dem Weg gehen zu müssen, von der Kirchenobrigkeit mal eben zur Tugend umdefiniert: Man macht aus dem Verzichtenmüssen eine Leistung, eine geistliche Hochleistung, und propagiert für die Zeiten von Corona das sogenannte „eucharistische Fasten“, ein wahres Wortwunder des katholisch-hauptamtlichen Neusprech.

Und schwupps steht der Gläubige, der partout nicht auf die Eucharistie verzichten will – weil er nämlich gern katholischer Christ sein möchte –, als verstockter und rückwärts gewandter Neuerungsmuffel da, wenn er sich den kastrierten Gottesdiensten und medialen Ersatzbefriedigungen, genannt „virtueller Gottesdienst“, verweigert.

Dabei blieben doch Lebensmittelgeschäfte auch während der ganzen Krisenzeit geöffnet, einfach weil der Mensch seine Nahrung braucht, sein Stoffwechsel erfordert es. Dafür musste zwangsläufig ein gewisses Risiko eingegangen werden, dass in den Läden das eine oder andere Virus überspringt. Das Risiko muss hingenommen werden. Ein dem eucharistischen Fasten entsprechendes unbegrenztes „säkulares Hungern“ lässt sich bislang einfach noch nicht dem Volk verkaufen!

Für den ernsten Gläubigen ist aber die Eucharistie eine ebenso notwendige Nahrung, als spirituelle vielleicht sogar noch wichtiger als die materielle Speise. Und was tut die C-geführte Regierung – C: War da nicht irgendetwas mit christlich, einst? –, was tut sie nun im Rahmen ihres „Vorsichtigen Schritts in Richtung Normalität“? Unter Punkt „Gotteshäuser“ liest man: „Das Versammlungsverbot für Kirchen, Moscheen und Synagogen … soll vorerst in Kraft bleiben.“ Während Auto-, Fahrrad- und Buchläden geöffnet werden.

Ein deutliches Zeichen dafür, dass es mit der geistig-geistlichen Unterfütterung unserer Zivilisation eigentlich nicht weit her ist, denn auf spirituelle Nahrung kann ja verzichtet werden! Leben wird ohne sie gedacht! Nichts gegen Buch und Fahrrad, aber es wird offenbar, dass unser modernes Leben eben auf Materie und menschlichem Machwerk beruht und nichts von seelisch-spirituellem Stoffwechsel einschließt.

Ja, wird vonseiten des kirchlichen Apparats staatstreu eingewendet, bloß keine Verletzung des Versammlungsverbots! Aber die Feier der Eucharistie wäre durchaus auch in anderen Formen als in der größeren Menschenzusammenballung denkbar. Warum sich nicht in kleinem Kreis treffen, mit 1,5 Meter Mindestabstand und Mundschutz, eine Versammlungsform, die zurzeit ja zum Beispiel in Berlin samstags zum Zwecke der Rettung des Grundgesetzes praktiziert wird? Oder ein Hausbesuch des Pfarrers und die kleine Abendmahlsfeier zu zweit oder zu dritt, ebenfalls hinter Mundschutz?

Dass keiner der Kirchenleitung auf diese Idee kommt, könnte nahelegen, dass es mit dem Katholizismus weiter abwärtsgeht und der Kirchenapparat ein auf sich selbst bezogenes Eigenleben ohne jede Bodenhaftung führt.

Bernd Lukoschik