Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche, des Diakonischen Werkes, der Caritas und des Katholischen Bildungswerkes nach dem Treffen mit der Kreisspitze.
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Kreis Bergstraße (kb) Auf Einladung des Landrats haben sich die Vertreter der Kirchen, der Caritas und des Katholischen Bildungswerks mit Landrat Christian Engelhardt, der Ersten Kreisbeigeordneten Diana Stolz und dem Hauptamtlichen Kreisbeigeordneten Karsten Krug getroffen, um über aktuelle soziale Fragen zu sprechen. Im Mittelpunkt stand dabei das Thema Wohnraum, insbesondere im sozialem Bereich.

„Wir sind ein Landkreis, der in jüngster Zeit stark wächst. Im ersten Halbjahr 2018 waren wir einer der vier am stärksten wachsenden Landkreise in Hessen“, sagte Landrat Christian Engelhardt mit Blick auf die Wohnraumfrage. Wohnraum sei deshalb ein drängendes Thema, dem sich die Städte und Gemeinden widmen müssen. Landrat Christian Engelhardt betonte, dass der Kreis die Wohnraumschaffung im Rahmen seiner Möglichkeiten nach Kräften unterstütze.

Verschiedene Maßnahmen wurden bereits auf den Weg gebracht: So hat der Kreis 2018 beschlossen, dass jede Kommune im Kreis bis zu zwei Projekte der Baulandentwicklung im Rahmen des Landesprojektes der Bauland-Offensive Hessen realisieren kann. Die Kosten hierfür übernimmt der Kreis. Erste Projekte sind bereits in der Prüfung.

Ebenfalls im vergangenen Jahr wurde bei der Wirtschaftsförderung Bergstraße die Stelle eines Wohnraumberaters geschaffen und besetzt. Dessen Aufgabe ist die Beratung und Unterstützung der Städte und Gemeinden bei der Schaffung von Wohnungsbau. Des Weiteren soll im laufenden Jahr eine Wohnraumagentur im Kreis Bergstraße gegründet werden, über die Leerstände angemietet und in Abstimmung mit den Städten und Gemeinden an wohnungssuchende Personen und Familien weitervermietet werden. Für das laufende Jahr hat der Kreis eine Senkung der Kreisumlage beschlossen, die den Städten und Gemeinden mehr finanziellen Spielraum zur Schaffung von Wohnraum bieten soll.

Insbesondere für Geflüchtete stellt die Frage nach Wohnraum eine besondere Herausforderung dar. Auch nach der Anerkennung als Asylsuchende, erläuterte Kreisbeigeordneter Karsten Krug, stünden den Geflüchteten viele flüchtlingsbezogene Unterstützungsmaßnahmen zur Verfügung. Bei der Beschaffung von Wohnraum habe sich das Patenschaftsmodell sehr bewährt, wie die kirchlichen Vertreter aus der Praxis berichteten. Der Kreis Bergstraße hatte, um Geflüchteten bei der Ankunft in der Gesellschaft zu unterstützen, die Stabsstelle Integrationsbeauftragte gegründet, die seit 1. Oktober mit Viktoriya Ordikhovska besetzt und direkt dem Landrat zugeordnet ist. Erwartung an die Geflüchteten seitens der Kreisspitze ist hierbei, die hiesigen Werte und Regeln zu leben und selbst aktiv an der Integration zu arbeiten.

Neben Wohnen und Integration war auch die „Schnelle Hilfe für Frauen bei Vergewaltigung“ ein Thema. Erste Kreisbeigeordnete Diana Stolz stellte als Gesundheitsdezernentin des Kreises die diesbezügliche Kooperation mit der Rechtsmedizin (Gewaltambulanz) des Uni-Klinikums Heidelberg vor. Frauen, die Opfer einer Vergewaltigung wurden, haben dort die Möglichkeit, Spuren der Tat anonym sichern zu lassen. So können die Opfer auch noch bis zu zwölf Monate nach der Tat entscheiden, ob sie Anzeige gegen ihren Peiniger erstatten oder ein zivilrechtliches Verfahren aufnehmen möchten. Denn eine solche Entscheidung kurz nach der Tat zu fällen, ist aufgrund der großen psychischen Belastung oft schwer. Zu diesem Angebot hat der Kreis Bergstraße auch einen Informationsflyer erstellt, der in Kürze im Kreis verfügbar sein wird. Die Kirchenvertreter sagten gerne zu, die Bekanntmachung dieses wichtigen Angebots in ihren Gemeinden zu unterstützen.

Als zuständige Dezernentin für das das kommunale Jobcenter „Neue Wege“ informierte Stolz zudem über die Einführung einer Web-App als Dokumentenportal. Damit können die Kunden der Jobcenter des Kreises beispielsweise eingescannte Dokumente direkt via Internet an ihre Sach­bearbeiter senden oder auch die erhaltenen Behördenbescheide abrufen. Die App soll Wartezeiten im Servicebereich, Porto und Bearbeitungszeiten reduzieren. Die App stelle eine Ergänzung zum persönlichen Kontakt dar, erklärte Stolz. Das Projekt, das unter dem Namen „NWdigital“ läuft, wurde durch das Land Hessen gefördert.