Dorothea Allandrieu berichtete bei der Informationsveranstaltung des Bergsträßer Jugendamtes über ihr Leben mit einem Pflegekind, das von FASD betroffen ist.
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Kreis Bergstraße (kb). Bei rund 4.000 Neugeborenen in Deutschland wird jedes Jahr die Fetale Alkoholspektrumstörung (engl. Fetal Alcohol Spectrum Disorder oder kurz FASD) mit den damit einhergehenden Behinderungen diagnostiziert. Nach Schätzung der Bundesdrogenbeauftragten liegt die Dunkelziffer jedoch deutlich höher, sodass hierzulande jährlich circa 10.000 Kinder mit einer Form von FASD zur Welt kommen. FASD ist ein Oberbegriff für ein Spektrum verschiedener möglicher Störungen, die bei einem ungeborenen Kind entstehen können, wenn die Mutter während der Schwangerschaft Alkohol konsumiert. Selbst geringste Mengen Alkohol können die Entwicklung des Fötus bereits beeinflussen. Bei FASD können alle oder auch nur einzelne Bereiche der sozialen, emotionalen, kognitiven sowie körperlichen Entwicklung betroffen sein. Mögliche Merkmale sind unter anderem Auffälligkeiten im Erscheinungsbild, wie Minderwuchs, Kleinköpfigkeit oder Gesichtsveränderungen, aber auch Verhaltensstörungen sowie geistige und motorische Entwicklungsverzögerungen.

Um auf die Gefahren von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft sowie auf den „richtigen“ Umgang mit FASD-Kindern aufmerksam zu machen, richtete der Fachdienst „Frühe Hilfen“ des Bergsträßer Jugendamtes vor Kurzem eine Informationsveranstaltung zu diesem Thema in Heppenheim aus. Daran nahmen rund 60 Fachkräfte des Netzwerks „Frühe Hilfen“ teil – unter anderem Familienhebammen und
-krankenschwestern, Beratungsstellen, Schwangerenberatungsstellen, Familienzentren, Erzieherinnen und Erzieher sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendamtes. Bei der Veranstaltung erläuterte Dorothea Allandrieu die Ursachen, Erscheinungsformen und Auswirkungen von FASD auf Säuglinge und Kleinkinder. Sie illustrierte ihren Vortrag mit vielen Beispielen aus ihrem persönlichen Leben, da ihr eigenes Pflegekind von FASD betroffen ist.

„Die gefährlichen Folgen, die Alkoholkonsum in der Schwangerschaft haben kann, dürfen junge Frauen und werdende Mütter nicht unterschätzen“, betonte die Vize-Landrätin und Gesundheitsdezernentin Diana Stolz. „Die hohe Dunkelziffer von Kindern, die eine Fetale Alkoholspektrumstörung haben, ist alarmierend! Ich sehe es daher als wichtige Aufgabe der Kreisverwaltung an, junge Frauen und werdende Mütter für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem neuen, ungeborenen Leben zu sensibilisieren und über mögliche Folgen von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft aufzuklären.“