Kooperation zwischen Kreis Bergstraße, Kreiskrankenhaus und Gewaltambulanz startet

hinten (v.r.n.l.) Susanne Falk von der Wildwasser Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt, Natalia Sedich von der Beratungs- und Interventionsstelle Häusliche Gewalt gegen Frauen, Nicole Schmitt und Melanie Knauf, die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragen des Kreises Bergstraße; vorne (v.l.n.r.) Daniel Frische, Geschäftsführer Kreiskrankenhaus Bergstraße, Dr. Ursula Hurst, Chefärztin Gynäkologie und Geburtshilfe Kreiskrankenhaus Bergstraße, Diana Stolz, Vize-Landrätin und Erste Kreisbeigeordnete des Kreises Bergstraße und Prof. Dr. med. univ. Kathrin Yen, Leiterin der Gewaltambulanz Heidelberg.
Foto: kb.

Kreis Bergstraße (kb) – Vergewaltigung gehört zu den tabubehafteten Themen in unserer Gesellschaft. Zudem lähmen Scham und Schock. Viele Frauen oder Männer, die Opfer eines sexuellen Übergriffes wurden, vertrauen sich daher niemandem an und suchen sich keine Hilfe oder nehmen erst sehr spät Unterstützung in Anspruch. Oft wissen sie auch gar nicht, wo sie Hilfe bekommen können. Eine Kooperation zwischen dem Kreis Bergstraße, dem Kreiskrankenhaus Bergstraße und der Gewaltambulanz des Universitätsklinikums Heidelberg will dies ein Stück weit ändern.

Mittels dieser Kooperation wollen die Beteiligten erreichen, dass betroffene Frauen, aber auch Männer, nach einer Vergewaltigung zeitnah die Möglichkeit haben, sich zu jeder Tages- und Nachtzeit im Kreiskrankenhaus Bergstraße medizinisch untersuchen zu lassen. Für eine vorsorgliche Spurensicherung wird dabei, in Abstimmung mit der betroffenen Person und kostenfrei, die Gewaltambulanz Heidelberg durch die behandelnden Ärztinnen und Ärzte hinzugezogen. Die Untersuchung erfolgt zunächst unabhängig davon, ob die Betroffenen beabsichtigen, eine Strafanzeige zu stellen. Ihnen soll jedoch die Möglichkeit offen gehalten werden, innerhalb eines Jahres auf die in den Kliniken gesicherten und in der Rechtsmedizin Heidelberg anonym gelagerten Spuren und Befunde zurückzugreifen, um bei späterer Anzeige in einem Gerichtsprozess die Chance auf Verurteilung zu erhöhen.

„Wir sind sehr froh, dass wir vergewaltigten Frauen und Männern dank dieser Kooperation die wichtige Option offen halten können, gegen ihre Peiniger gerichtlich vorzugehen“, betont die Erste Kreisbeigeordnete und Gesundheitsdezernentin Diana Stolz. „So können sie beginnen, die Vorgänge zu verarbeiten und dann bewusst eine Entscheidung treffen – pro oder contra Strafanzeige.“

Dr. Ursula Hurst, Chefärztin der Gynäkologie und Geburtshilfe am Kreiskrankenhaus, ergänzt: „Es ist uns wichtig für Opfer von sexuellen Übergriffen eine verlässliche Anlaufstelle zu sein. Durch die neue Kooperation mit der Gewaltambulanz des Universitätsklinikums Heidelberg, kann nun im Kreiskrankenhaus, neben der medizinischen Betreuung auch eine rechtssichere Spurensicherung erfolgen.“

Unter dem Motto „Schnelle Hilfen nach Vergewaltigung“ wird der Kreis Bergstraße zudem ein Faltblatt veröffentlichen, das Hilfsangebote auflistet, die Vergewaltigungsopfer aus der Region in Anspruch nehmen können. Dieses Faltblatt ist auch auf der Internetseite des Kreises (www.kreis-bergstrasse.de) zu finden.