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Sehr geehrter Herr Lukoschik,

die erfreuliche Nachricht ist. Es geht Ihnen gut. Nach den regelmäßigen Leserbriefen, war es in den letzten Tagen sehr ruhig geworden.

In einem Punkt kann ich Ihnen zustimmen, dem dass wir nicht in Angst erstarren müssen und ein stückweit in die Normalität zurückkehren können. Was in Teilen schon passiert.

Dennoch scheinen Sie immer noch nicht wahrhaben zu wollen, dass dieses Virus nicht einfach nur eine Grippewelle ist. Gerne zitieren Sie den Epidemiologen John Ioannidis, Professor an der Stanford University. Dessen Studie wurde allerdings schon mehrfach kritisch begutachtet und von anderen Wissenschaftler zerlegt. In einem unserer früheren Leserbriefen hatten Sie die Übersterblichkeit des Virus angezweifelt. Inzwischen liegen die statistischen Daten mehrerer Länder vor und eine Übersterblichkeit zu den Vorjahren ist im Zusammenhang mit Corona und Covid-19 erkennbar. Interessant fand ich auch Ihre These zu der Sterblichkeit von Afroamerikaner in den USA aufgrund von Covid-19. Sie führten dies auf einen Genunterschied zurück. Daher hatte ich noch auf Thesen zu der Sterblichkeit von Großbritannien und Schweden gehofft. UK liegt bei 14,18% und Schweden bei 12,03%. Zum Vergleich Italien liegt bei einer Quote von 14,25%. Hier hatten Sie damals die Überalterung und das Gesundheitssystem als Ursache genannt. Was sind die Ursachen in den anderen Ländern? Der Genunterschied wird es wohl nicht sein. Vielleicht die Ignoranz von Politiker, die wie Sie der Meinung sind, es ist ja „nur“ eine normale Grippe? Warum reagieren bis auf wenige Länder ähnlich wie Deutschland und teils mit erheblich drastischeren Maßnahmen? Vielleicht weil es doch nicht einfach nur ein Grippevirus ist?

Wie gefährlich das Virus letztlich wirkt, hängt nach allen bisherigen Informationen von der grundsätzlichen Gesundheit der Infizierten ebenso vom Gesundheitssystem, dem Wohlstand eines Landes bzw. der Bevölkerung ab. Des Weiteren zeigen die Fälle in Leer und Frankfurt, sowie in den Fleischereibetrieben, dass es extrem ansteckend ist. Wie bereits früher, kritisieren Sie die Maßnahmen der Regierung als nicht gerechtfertigt. Aber könnte es nicht sein, dass genau diese Maßnahme dazu geführt haben, dass wir kein New York, Italien, UK oder jetzt Brasilien erleben? Wollen Sie das vielleicht sogar erleben?

Alle Länder mit zu Anfang zögerlichen Maßnahmen, bekommen die Quittungen und führen letztlich entsprechende Maßnahmen ein (siehe Boris Johnson). Selbst in Schweden hatte sich am Wochenende die ehemalige Chef-Virologin Annika Linde zu Wort gemeldet und den Kurs ihrer Regierung kritisiert und das obwohl sie den bisherigen Kurs von Anders Tegnell (aktueller Chef-Virologe von Schweden) unterstützt hatte. Angesicht der Opferzahlen hat sie Ihre Meinung geändert.

Des Weiteren hätte ich gerne Ihre Daten bezüglich der Aussage, dass der Wendepunkt am 04. März war. Ich habe die Daten seit Februar von RKI gesammelt und mein Wendepunkt liegt um den 03./04. April (siehe Grafik) und hängt meiner Meinung nach mit den Maßnahmen des Lockdowns zusammen.

Nach dem die Situation grundsätzlich im Griff ist, können wir weitere Lockerungen erlauben, was ich sehr begrüße. Allerdings sollten wir uns nicht der Illusion hingeben, dass es vorbei ist und wir zur alten Tagesordnung zurückkehren können. Das Virus und damit Covid-19 ist noch da und kann sich bei Unachtsamkeit, mangelnder Hygiene und Ignoranz wieder ausbreiten. Die ersten Beispiele konnten wir am Wochenende durch die Medien erfahren und sollten uns nicht fahrlässig werden lassen.

Angst nein, aber Achtsamkeit und Bewusstsein für die Situation sollte man trotzdem haben. Bei Bedarf sollten meiner Meinung nach in Zukunft regionale Einschränkungen konsequent durchgesetzt werden, so dass eine überregionale Ausbreitung frühzeitig unterbunden wird. Ob das funktioniert wird sich zeigen.

Mit freundlichen Grüßen

Marc Resch