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Viernheim  (CDU) – Es sind nur wenige Zeilen als Anmerkungen im Protokoll des Sozial- und Kulturausschusses, doch die Tragweite ist enorm: Die Stadtverwaltung muss wesentliche Kennzahlen in der Vergleichstabelle zum Abdeckungsgrad von Kindergärten korrigieren. So hat das Nachrechnen ergeben, dass die Abdeckungsquote von Bensheim und Lampertheim im Ü3-Bereich nicht wie bekanntgegeben bei 90% und 91% liegen, sondern lediglich bei 80% und 89%.  Noch deutlicher fällt die Korrektur bei der U3-Betreuung der Stadt Lorsch aus: Statt 100% sind für lediglich 40% der Kinder Betreuungsplätze vorhanden.

Ungefähr gleichauf mit Lampertheim liegt Viernheim (rund 88% Abdeckung im Ü3 Bereich) damit im Vergleich der vier größten Städte im Landkreis deutlich vor Heppenheim (84%) und Bensheim an der Spitze. Damit kehrt sich das Gesamtbild vollkommen um: Durch die Rechenfehler und die Nicht-Berücksichtigung der neuen KiTa in der Lorscherstraße hatte man Viernheim hier auf dem letzten Platz eingeordnet.

Die Tragweite ist deshalb enorm, weil Bürgermeister Matthias Baaß (SPD) und die SPD-Fraktion unter Bezugnahme auf die ursprünglichen Zahlen auf eine sofortige Entscheidung zum Bau einer neuen Kindertagesstätte gedrängt hatten, während sich die Mehrheit des Stadtparlaments gegen einen Schnellschuss und für eine breitere Diskussion entschieden haben, wo und mit welchem Konzept eine neue Kindertagesstätte ermöglicht werden soll.

„Viernheim wird perspektivisch eine weitere Kindertagesstätte benötigen“, stellt Torben Kruhmann (CDU), Vorsitzender des Sozial- und Kulturausschusses, mit Blick auf die aktuellen und geplanten Baugebiete und die steigenden Geburtenzahlen fest, „wir sind dank der beiden neuen KiTas in der Lorscherstraße und im Bannholzgraben besser aufgestellt als in vergangenen Jahren und besser als unsere vergleichbaren Nachbargemeinden. Deshalb müssen wir nichts übers Knie brechen. Wir können nun gezielt nach geeigneten Standorten suchen, Betreuungskonzepte vergleichen und dann eine fundierte Entscheidung treffen. Der Neubau muss sich der Pädagogik anpassen, nicht umgekehrt. Unsere Devise lautet daher: Erst denken, dann bauen.“ Nur so könnten für die Viernheimer Familien die passenden Betreuungsangebote in hoher Qualität sichergestellt werden.

Der Ausschussvorsitzende hatte bereits in der letzten Ausschusssitzung auf die Rechenfehler hingewiesen. „Wir rechnen alle Zahlen nach, die uns vom Bürgermeister vorgelegt werden. Das hat uns die Erfahrung gelehrt.“, so Kruhmann. Aber auch der FDP waren die Ungereimtheiten nicht entgangen. So hatte der FDP-Fraktionsvorsitzende Ralf Jünemann in der Sitzung auf die bekannte Weisheit verwiesen: „Hier gilt der alte Churchill: Ich glaube keiner Statistik, die ich nicht selbst erstellt habe.“