Viernheim (AWO) – „Ich kann kochen“ lautet das Motto der Sarah Wiener Stiftung. Die Köchin Sarah Wiener hat es sich zur Aufgabe gemacht, frühkindliche Ernährungsbildung in Kindergärten und Schulen zu etablieren und somit schon die Kleinsten für eine ausgewogene Ernährung, gemeinsames Kochen und Essen zu begeistern.

„Du bist, was du isst!“, gilt heute wie damals. Menschen, die selbst kochen, leben gesünder.

 In Kochkursen sollen neben Kenntnissen über Lebensmittel die Feinmotorik geschult, verantwortungsbewusstes Handeln und Teamgeist gefördert, sowie eine gewisse Tisch-/Esskultur vermittelt werden.

So werden von der Sarah Wiener Stiftung Erzieher und Pädagogen in Schulungen ausgebildet, um dann in entsprechenden Einrichtungen die Vision von Sarah Wiener umzusetzen. Startkapital, ein Leitfaden und einzuhaltende Hygienevorschriften werden mit an die Hand gegeben.

Vor einem Jahr hatte Tanja Weikert die Idee, dieses Konzept auch im AWO-Familienzentrum Kirschenstraße umzusetzen:

„Ich habe schon mit Grundschulkindern gekocht und es hat einfach so viel Spaß gemacht. Mir war es wichtig, diese Begeisterung fürs Kochen auch schon an die ganz Kleinen zu vermitteln. Leider wird in vielen Familien heute nicht mehr frisch gekocht und oft kennen Kinder nicht einmal mehr die gängigsten Produkte.“

Was lag näher als ihre Kollegin Steffi Baureis ins Boot zu holen, die im Familienzentrum für Küche und Verpflegung der Kinder zuständig ist.

Zusammen haben sie die Fortbildung der Sarah Wiener Stiftung besucht, getüftelt, in welchem Raum und wie ein gemeinsames Kochen mit Kindern in der Einrichtung umsetzbar wäre, und schlussendlich sämtliches Equipment angeschafft.

So kochen seit einem Dreivierteljahr jeden Dienstagvormittag von 10.00 – 12.30 Uhr 12 Kinder zwischen 4 und 6 Jahren und sind oft völlig aus dem Häuschen, was man aus dem, was anfangs auf dem Tisch liegt so leckeres zaubern kann.

Alle sind mit Schürze und Kochhaube eingekleidet, lernen in 10 Einheiten Regeln über Hygiene in der Küche und etwas über die Produkte, mit denen am jeweiligen Tag gekocht wird.

Dann wird geschält, geschnitten, geraspelt…und natürlich probiert. „Es ist immer wieder faszinierend, dass die Kinder fast alles probieren, wenn sie es selbst verarbeiten.“, so Steffi Baureis.

Auf den Tisch kommen nur gesunde und vorwiegend saisonale Produkte – Gemüse, Obst, Fleisch, Fisch, Kräuter und Gewürze. Was gekocht wird, wird entweder dem Kursplan der Sarah Wiener Stiftung entnommen, selbst entworfen oder es werden Ideen der Kinder aufgegriffen.

Von Apfelbrei mit Vanillesauce und Walnüssen, hausgemachten Dinkel-Käsespätzle über Nudeln mit Gemüsesauce bis hin zum selbstgebackenen Brot ist alles dabei.

Themen des Tages runden eine Kurseinheit ab. So werden z.B. Schneiden und Braten beigebracht, aber auch Tischmanieren und Tischkultur erklärt und immer wieder angesprochen, so dass Kernkompetenzen auch bei den Kleinsten im Gedächtnis bleiben. Ein wichtiger Fokus liegt immer auf der Ernährungspyramide, die sich am Ende des Kurses bei jedem Kind fest eingeprägt haben soll.

Abwechselnd wird am Herd gestanden, gerührt und abgeschmeckt, während parallel der Tisch schön gedeckt wird, um gemeinsam zu essen.

„Ein gemeinsames Essen und eine entsprechende Tischkultur sind genauso wichtig wie das Kochen. Auch das kommt im hektischen Familienalltag oft zu kurz“, sagt Steffi Baureis.

Ganz nebenbei werden auch Feinmotorik und Ausdauer geschult und die Kinder strahlen vor Begeisterung, wenn sie am Tisch sitzen, ihren Tischspruch aufsagen und essen, was sie zusammen gekocht haben.

Manchmal wird auch gesungen und es entwickelt sich eine gewisse Eigendynamik, die Kinder wachsen über den 10-wöchigen Kurs zu einem Team zusammen und es entstehen ganz neue Freundschaften und Kontakte.

„Kochen ist nicht nur gesund, es ist auch gesellig und heimelig und es ist einfach wichtig, den Kindern dieses Gefühl mit auf den Weg zu geben!“ sagen Tanja Weikert und Steffi Baureis. „Und wenn die Kinder schon am nächsten Tag fragen, wann endlich wieder gekocht wird, dann weiß man, dass es ihnen auch einfach richtig Spaß macht!“

Mit dieser Begeisterung soll auch in Zukunft im AWO-Familienzentrum Kirschenstraße gekocht werden…und wer weiß, was bald Zuhause alles ausprobiert wird, wenn die Kinder ihr Kochdiplom und ihre bunt angemalte Rezeptsammlung mit nach Hause nehmen.

Zu Beginn wurde das Projekt finanziell von der Sarah Wiener Stiftung unterstützt.

Für das nächste Kindergartenjahr werden Sponsoren gesucht, die Interesse haben, das Projekt vorübergehend oder gerne auch langfristig zu fördern.