Hüttenfeld: Eine Schule im Spagat zwischen Moderne und Tradition
Alexander Bauer besucht Litauische Gymnasium

Hüttenfeld (ab) – Seit fast zwanzig Jahren hat das Litauische Gymnasium in Hüttenfeld den Status einer Privatschule und Schüler und Schülerinnen aus allen Herren Länder lernen hier gemeinsam für ihr Abitur. Landtagsabgeordneter Alexander Bauer (CDU) konnte sich anlässlich eines Besuches davon überzeugen, dass der Schule der Spagat zwischen ihren litauischen Wurzeln einerseits und ihrem aktuellen Bildungsauftrag andererseits gut gelingt.
„Das Land Hessen stellt mit mehr als einer Million Euro den Schwerpunkt der Schulfinanzierung“, weiß Bauer. „Weitere 230.000 Euro fließen aus Litauen dazu, womit vor allem die Schülerinnen und Schüler mit litauischen Wurzeln die Sprache ihrer Eltern oder umgekehrt die deutsche Sprache erlernen“, informiert die Direktorin Janina Vaitkiene und erläuterte ihrem Gast, dass es eben dieser Bezug zur Heimat sei, der den Anreiz der litauischen Eltern bietet, dass sie ihre Kinder an diese Schule schicken.
Die Möglichkeit sei gegeben, da zu der Schule auch ein Internat gehöre. Deutsche Eltern hingegen legten ihren Schwerpunkt auf eine kleine Gemeinschaft, kleine Klasse und den besonderen Umgang mit dem europäischen Gedanken. „Mittlerweile gibt es Schüler aus 13 Nationen, wir sind eigentliche eine echte Europaschule, aber wegen des Privatschulstatus können wir diese Auszeichnung nicht offiziell erhalten“, erläutert die Oberstufenleiterin Dr. Gabrielle Hoffmann.
Für die Schulleiterin besteht die Herausforderung auch darin, dass die Schülerschaft die vom Land vorgegebenen Bildungsziele erreichen müsse, damit die Finanzierung durch den Privatschulstatus erhalten bleibe. Alle Schüler legen am Ende ihrer Schulzeit ein Abitur nach geltendem Hessischem Schulrecht ab. Einzige Ausnahme ist, dass die litauischen Schüler die Möglichkeit haben, Litauisch als Leistungskurs zu besuchen und darin geprüft zu werden.
„Mit diesem Abitur öffnet sich für die jungen Litauer sowohl in ihrer Heimat als auch in Deutschland jede Tür“, erklärt die Direktorin. Auf der anderen Seite müsse sie auch dem litauischen Kultusministerium unter Beweis stellen, dass an dieser Schule das „Litauenprogramm“ lebe. „In Zeiten eines erstarkenden Nationalismus in Europa ist dies sicher eine Gradwanderung“, anerkennt Bauer und die Direktorin betont: „Die Schule bekennt sich, eine politische Schule zu sein, der europäische Gedanke wird hier gelebt und dennoch sollen Traditionen gewahrt werden.“
Ein Kuratorium aus litauisch-stämmigen Mitgliedern achtet darauf, dass die Schule ihre Wurzeln herausstellt. Erschwerend komme hinzu, dass auch die Gelder für Instandhaltung und Modernisierung der gesamten Liegenschaft stets erkämpft werden müssen. Die Schule, die auf dem Gelände der litauischen Gemeinschaft e.V. steht, verfügt über moderne Naturwissenschaftliche Räume und einem erst im letzten Jahr eingeweihten IT-Raum.
„Gemeinsam mit einer tollen Elternschaft haben wir viele Projekte umsetzen können, die wir ohne die Arbeit und ohne die finanzielle Unterstützung niemals erreicht hätten“, berichtet die Direktorin. Alexander Bauer, der selbst einige Jahre als Gymnasiallehrer auf einer katholischen Privatschule in Bensheim tätig war, zeigte sich von seinem Schulbesuch beeindruckt und versprach der Schulleitung und dem Vorstand des Schulelternbeirates, dass er auch künftig dafür eintreten wolle, dass in Wiesbaden diese besondere Schule mit ihren speziellen Bedürfnissen weiter so positiv unterstützt werde, so die Mitteilung.