Foto: Stadt Weinheim

Weinheim (Stadt Weinheim) –  Heidi Mohr war eine Pionierin des Frauenfußballs und ihrer Zeit voraus. Und jetzt ist sie es wieder und für alle Zeiten: Die Stadt Weinheim hat am 29. Mai in der Weststadt – wenige hundert Meter von ihrem Geburts- und Wohnort entfernt – die neue Schulturnhalle an der Zweiburgenschule nach der früheren Rekord-Nationalspielerin benannt. Heidi Mohr hätte an diesem Tag ihren 55. Geburtstag gefeiert.

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Auch das ist eine Neuheit, denn nach Angaben des Deutschen Fußball Bund DFB ist es die erste Sporthalle in Deutschland, die nach einer Frauen-Fußballspielerin benannt wird. Der Weinheimer Gemeinderat hatte im vergangenen Jahr die notwendige Entscheidung getroffen.

Heidi Mohr, 1967 in Weinheim geboren und im Stahlbad-Viertel aufgewachsen, war unter anderem mit der deutschen Nationalmannschaft drei Mal Europameisterin und einmal Vizeweltmeisterin. Sie bestritt insgesamt 104 Länderspiele, in denen sie 83 Tore schoss. Bis zum 9. Juni 2005 war sie damit Rekordtorschützin in der deutschen Nationalmannschaft. 1999 wurde Heidi Mohr zu „Europas Fußballerin des Jahrhunderts“ gewählt. Bei der globalen Wahl zur „Fußballerin des Jahrhunderts“ im selben Jahr belegte sie den dritten Platz. 2019 wurde sie mit der Aufnahme in die „Hall of Fame“ geehrt. Kurz danach starb Heidi Mohr nach einer längeren Krebserkrankung.

Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just würdigte bei der Namensvergabe im Beisein ihrer Mutter Friedel Mohr und vielen Mitgliedern einer großen Familie das Wirken der Fußballerin als prominente Sportlerin und Botschafterin der Stadt. Er bedauerte, dass die Stadt die Leistungen Heidi Mohrs zu ihren Lebzeiten nie angemessen gewürdigt hatte. Umso wichtiger sei diese Turnhalle nun als großes Denkmal für eine besondere Weinheimerin. Just freute sich besonders, dass nun beide berühmte Weinheimer Fußball-Persönlichkeiten im Sportzentrum Weinheims ein Denkmal gesetzt bekommen haben; das Sepp-Herberger-Stadion liegt in der Nachbarschaft zur Heidi-Mohr-Halle.

Als Delegierte des DFB und ehemalige Wegbegleiterin von Heidi Mohr nahm Renate Lingor an der Namensgebungsfeier teil. Sie ist wie Heidi Mohr seit 2019 in der „Hall of Fame“ des Frauenfußballs. Beide Sportlerinnen wurden 1999 gemeinsam Deutsche Pokalsiegerin. Renate Lingor betonte: „Es ist mir persönlich eine Herzensangelegenheit, hier sein zu dürfen. Heidi war ein mega Typ und ich hatte als junge Spielerin das Glück, noch drei Jahre mit ihr im Nationalteam spielen zu dürfen. Sie hat nie Unterschiede gemacht, sie war ein fantastischer Mensch und mit ihr als Führungsspielerin war es leicht, Teil des Teams zu werden.“

OB Manuel Just verglich das Gebäude mit der Persönlichkeit der Namensgeberin. Markant seien die großen Fensterfronten, die dem Bauwerk einen herrlich offenen und freundlichen Charakter verleihen würden – Charaktereigenschaften, die auch Heidi Mohr ausgezeichnet hätten. Im Rahmen der Namensgebungsfeier wurde eine Zusammenfassung historischer Videoaufnahmen gezeigt, die im Wesentlichen aus dem Archiv des TuS Niederkirchen stammen. Der Weinheimer Journalist Wolf-Rüdiger Pfrang, der zu seiner aktiven Zeit als Sportredakteur der Weinheimer Nachrichten Heidi Mohrs Karriere eng begleitet hat, berichtete aus seinen Erinnerungen an die Sportlerin. Das Querflötentrio der Musikschule Badische Bergstraße unter der Leitung von Barbara Pfliegensdörfer umrahmte die Einweihungsfeier.
Dann ereignete sich das, was Heidi Mohr sicher am besten gefallen hätte: Ein Mädchenfußballspiel in „ihrer“ Halle. Zu den Spielerinnen der SG Hohensachsen gehörten auch ihre beiden Großnichten Lara und Liah Magenreuter sowie ihr Bruder Felix.