Foto: ®Frank Jäger

Lorsch (Stadt Lorsch) – Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

ein turbulentes und entbehrungsreiches Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Es war ein Jahr, das uns allen viel abverlangt, aber viele von uns auch zusammengebracht hat. Mit diesen Worten möchten wir auf die zahlreichen ehrenamtlichen Hilfen, die den Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt zuteilwurde, zurückblicken. Ob es das Nähen von Masken, das Einkaufen für die Nachbarn oder das Musizieren auf dem Balkon gegen die Einsamkeit war – in diesem Jahr wurde mit sehr vielen Hilfsangeboten Großartiges füreinander geleistet. Nun steht die besinnlichste Zeit des Jahres vor der Tür und wir können, ja wir sollten Weihnachten feiern. Viele Menschen wünschen sich ein paar freie Tage, Zeit für das Miteinander, eine Zeit der Harmonie und der guten Wünsche und Vorsätze. Diese Zeit zwischen den Jahren bietet uns immer Gelegenheit, etwas inne zu halten und nach der aufregenden Phase des Jahres zur Ruhe zu kommen, die Höhen, aber auch die Tiefen des vergangenen Jahres noch einmal Revue passieren zu lassen und den Blick nach vorne zu richten. Aus kommunalpolitischer Sicht kann abermals festgestellt werden, dass durch die angenehme Zusammenarbeit von Gremien der Stadt Lorsch und die Unterstützung durch zahlreiche Bürgerinnen und Bürger eine positive Bilanz in einer schwierigen Zeit für das vergangene Jahr gezogen werden kann.

Kultur und Begegnungen

Wenn wir nun zurückblicken, stellen wir fest, dass wir unseren Neujahrsempfang im Januar noch in geselliger Runde feiern konnten. Auch unsere allseits beliebte Lorscher Fastnacht konnte noch im gewohnten Umfang stattfinden. So konnten wir anlässlich des 60. Jubiläums des Lorscher Fastnachtsumzuges die Fastnachtstasse auflegen, die reißenden Absatz fand. Doch schon Schneemannverbrennen entfiel. Ein Auftakt zur Absage oder virtuellen Umarbeitung unzähliger kulturelle Formate in diesem Jahr. So fand bereits das erste große Stadtfest, der Frühlingsmarkt mit Bienen- und Dichterfest sowie den Pfingstrosentagen, in virtueller Form statt. Damit war Lorsch Vorreiter in der gesamten Region. Später sollte der 1. digitale Welterbetag folgen als Vorbild für die gesamten Liegenschaften der Hessischen Schlösser und Gärten. Die LORSCHER SCHÄSSLONG SESSION, das MUSIK- und das OSTERFENSTERWUNDER sowie der beliebte Leseschwarm folgten. Und unter dem Motto „Gemeinsam stark!“ starteten wir die Initiative, während der ersten Pandemie-Welle füreinander da zu sein und sich gegenseitig zu helfen.

Denn bereits ab Mitte März kam es zu ersten einschneidenden Einschränkungen. Leider zeigten diese insbesondere in den Schulen und Kindergärten ihre Wirkung. Doch unsere Erzieher*innen fanden Wege, zu ihren Schützlingen Kontakt zu halten. Der digitale Kindergarten feierte Premiere! Im Mai blieb schweren Herzens auch das Schwimmbad in Lorsch geschlossen. Erst Ende Juni war der Betrieb mit höchsten Hygieneauflagen und einem Ampelsystem möglich. Ein Wiedersehen für Alt und Jung gab es in dem Corona-konformen und überaus beliebten LORSCHER SOMMERPARK, den unser Kulturamt über die Dauer der Sommerferien auf die Beine stellte. Es war eine „Liebeserklärung an die Lorscher Bevölkerung und deren Gäste“, die diese begeistert annahmen. Für Familien arrangierte das KULTour-Amt die sechswöchige FAMILY TOUR, ein „Rätsel-Reise-Spaß“ in Kooperation mit dem UNESCO Geo-Naturpark. Nachdem nach der Lorscher Kerb, der beliebten Grenzfahrt der Stadtverordnetenvorsteherin Frau Christiane Ludwig-Paul und dem Neubürgerempfang schließlich die alljährliche ü70-Party am Seniorennachmittag abgesagt werden musste, ließen sich die Verantwortlichen des Sozialamtes etwas ganz Besonderes einfallen. Gerade in der Pandemie mussten unsere älteren Mitbürger*innen auf viele Begegnungen verzichten. Umso schöner war der Gruß aus der Stadtverwaltung in Form eines Kuchengutscheins. Doch die parallel zur Kerb geplante Jumelage entfiel schließlich ersatzlos und soll 2021 nachgeholt werden – darauf freuen wir uns besonders. Zum Herbst zu musste weitere wieder analog geplante Veranstaltungen ins Netz zurückgelegt werden – etwa das Pogromgedenken.

Wirtschaft

Die Schließung von Geschäften, Restaurants, Schulen, Kindertagesstätten und ganzen Unternehmen hatte massive Auswirkungen auf die Beschäftigungslage in Deutschland. Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit waren plötzlich neue Themen. Damit sanken auch für Lorsch die Einnahmen aus Lohn- und Einkommensteueranteilen. Zahlreiche Unternehmen hatten daher im Frühjahr wegen der pandemiebedingten Umsatzeinbußen Anträge auf Herabsetzung ihrer Vorauszahlungen und Steuerstundung gestellt. Dadurch brachen die Einnahmen aus der Gewerbesteuer im April, Mai und Juni im Vergleich zum Vorjahr um ein Vielfaches ein. Zum Ausgleich der erwarteten Gewerbesteuerausfälle haben Land und Bund Finanzmittel in Milliardenhöhe in Aussicht gestellt. Mit der Herabsetzung der Mehrwertsteuer ab Juli 2020 bis Jahresende sollte die Konjunktur durch Kaufkraftanreize angekurbelt werden. Ende Oktober verfügten die Bundes- und Landesregierung einen erneuten Lockdown, der dann ab Mitte Dezember in verschärfterer Form bis in den Januar hinein anhalten wird.

Menschen

Auch unsere Sportlerehrung, bei der die Nibelungenhalle immer gefüllt war, musste in anderer Form stattfinden. In einer gekürzten Version wurde zur Würdigung und Ehrung der Sportlerin, des Sportlers sowie der Mannschaft des Jahres eine Feierstunde in kleinem Personenkreis abgehalten. Eine besondere Auszeichnung erfuhren darüber hinaus zwei Lorscher Bürger*innen: Irmgard Brunnengräber und Georg Heger. Beide wurden für ihr außergewöhnliches Engagement im Laufe ihres Lebens mit dem Ehrenring der Stadt Lorsch geehrt. Den Ehrenbrief des Landes Hessen erhielt Helmut Kublik für sein bedeutendes Engagement im Sport, das weit über unsere Stadtgrenzen hinausreicht. Mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens ging eine der höchsten Auszeichnungen unseres Staates an Reinhard Diehl für besonderen Verdiensten um das Gemeinwohl.

In einer Zeit wie dieser drückt der Schuh fast überall. Aus diesem Grund rief der Bürgermeister im Oktober die Bürgersprechstunde wieder ins Leben. Auch diese musste später zur Reduzierung der Ansteckungsgefahr auf Telefongespräche umgestellt werden.

Baumaßnahmen

Die landesweiten Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus wirken sich bis in die ZAKB-Wertstoffhöfe aus. Diese Schließung sorgte bereits Ende März für großes Unverständnis in der Bevölkerung. In dieser Situation war das oberste Ziel des Zweckverbandes, auch weiterhin die Entsorgung der wichtigsten Abfälle sicherzustellen.

Nichts ging mehr am Daubhart-Kreisel. Zwölf lange Wochen wurde der Verkehr umgeleitet. Eine weitere Sanierung erfuhr die bei Radfahrern beliebte Mannheimer Straße zwischen Vogelpark und Autobahnbrücke. Die Stadt Lorsch hatte bereits vor Jahren die Initiative ergriffen und sowohl bei Hessen Forst als auch bei Hessen Mobil um die Verwirklichung dieser Maßnahme eingefordert.

Als ob die Corona-Situation nicht schon genug Belastung gewesen sei, trat die Schön Klinik Lorsch unerwartet von geschlossenen Verträgen zurück und widerrief den Bau einer neuen orthopädischen Fachklinik in Lorsch. Kurz vor Weihnachten konnte mit der Schön-Klinik eine Vereinbarung zur Rückgabe des Grundstücks im Lorscher Süden getroffen werden.

Wir haben die Weichen durch zwei neue „Förderprogramme“ im Stadtzentrum gestellt. Zum einen werden mit dem sogenannten Anreizprogramm in den nächsten Jahren Fördergelder für Investitionen in private Immobilien bereitgestellt und zum anderen können bis zu 40% der förderfähigen Kosten bezuschusst werden. Somit ist unsere positive Stadtentwicklung sichergestellt. Die Nachfragen der Gebäudeeigentümer für eine Förderung der Modernisierung sind überwältigend. Einen großen Schritt gab es 2020 auch in der Lebensmittelversorgung in Lorsch. Neben dem Aus- und Erweiterungsbau zweier großer Lebensmittelmärkte in der Nibelungenstraße hat sich ein Lebensmittelmarkt in der Innenstadt niedergelassen. Durch das Programm „Lebendige Zentren“ fließen 7-stellige Beträge nach Lorsch, um im ersten Schritt die Nibelungenhalle zu sanieren. Anfang des Monats  ging dann auch noch der Förderbescheid für den Neubau des Martin-Luther-Hauses ein.

Klima

Mit der Baumschutzsatzung hat die Stadt Lorsch im September Voraussetzungen geschaffen, Bäume auf privaten Grundstücken zu schützen und um ein vorschnelles Fällen zu verhindern. Somit werden vor allem durch den bestehenden Baumbestand das Stadtbild und das Stadtklima geschützt. Eine gleiche Initiative verfolgen wir dadurch, dass die Schotter-Gärten vermieden bzw. zurückgebaut werden.

Weihnachten

Ein solches Weihnachtsfest gab es noch nicht! Umso glücklicher sind wir, dass wir Sie über die Adventszeit im Rahmen der Kampagne ZUSAMMEN & GESUND BLEIBEN! zum vorweihnachtlichen Innenstadtzauber Corona-konform in unseren schönen Stadtkern einladen konnten – etliches wird auch über die Feiertage dort verbleiben. Doch vieles wird dieses Jahr anders sein. Gottesdienste finden nur unter hohen Auflagen statt. Das Weihnachtssingen des Männergesangsvereins Germania auf dem Friedhof entfällt. Selbst die Familienfeiern sind von der Anzahl reglementiert. Besuche von Verwandten und Freunden sollen soweit wie möglich reduziert werden. Auch werden die Feiern und Feuerwerke an Silvester ausfallen. Trotzdem sind wir sicher, dass wir trotz der erheblichen Maßnahmen und Einschränkungen gestärkt aus dieser Pandemie hervorgehen werden.

Zum Jahresende, liebe Bürgerinnen und Bürger, wünschen wir Ihnen ein besinnliches und friedvolles Weihnachtsfest 2020 und einen guten Rutsch ins Jahr 2021. Lassen Sie uns nicht über die – sicherlich auch 2021 weiter – notwendigen – Einschränkungen klagen. Richten wir unseren Blick, unsere Kraft und unsere Hoffnung vielmehr auf das, was uns durch dieses schwierige Jahr getragen, uns geholfen und gestärkt hat: Unsere Gemeinschaft und alle Hilfen, die wir geben konnten oder erfahren haben. In Lorsch, so scheint uns, ist auch zu diesen ungewöhnlichen Zeiten, gut leben.

Gesundheit ist unser höchstes Gut und das gilt es zu schützen. Wir wünschen Ihnen Gottes Segen und alles Gute für das Jahr 2021!

Frohe Weihnachten!

Christiane Ludwig-Paul                                                                                   Christian Schönung

Stadtverordnetenvorsteherin                                                                        Bürgermeister