Aufruf für die Verbesserung der Lebenssituation von Frauen – Kooperation mit Bundesarbeitsgemeinschaft der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten

Aufruf der Bundesarbeitsgemeinschaft der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten (BAG) gemeinsam mit vielen weiteren Organisationen für bessere Bezahlung und bessere Bedingungen für Frauen.
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Viernheim (Stadt Viernheim) – Durch die Corona-Krise werden Missstände der wirtschaftlichen und sozialen Lage für Frauen drastisch deutlich. Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten (BAG) weist schon seit Jahrzehnten auf diese Missstände hin und hat gemeinsam mit vielen weiteren Organisationen den AUFRUF: „WANN, WENN NICHT JETZT!“ gestartet. Über 20 bundesweit tätige Organisationen und Verbände stellen Forderungen an die Bundesregierung und Arbeitgeber, die sich vor allem auf die Situation von Frauen beziehen.

In systemrelevanten Berufen sind hauptsächlich Frauen beschäftigt. Frauen stemmen die Krise: z.B. Kranken- und Altenpflegerinnen, Verkäuferinnen in Supermärkten, Medizinische Fachangestellte, Reinigungskräfte und Erzieherinnen. Wenig Wertschätzung, schlecht bezahlt oder in Minijobs mit Niedriglohn und garantierter Altersarmut. Seit Jahren hat die BAG immer wieder auf den Personalmangel und die Überlastung u.a. in den Pflegeberufen aufmerksam gemacht, bessere Arbeitsbedingungen und eine bessere Bezahlung des Kranken- und Altenpflegepersonals, von Erzieher*innen und in den Reinigungsdiensten gefordert.

Da Minijobberinnen nicht vom Kurzarbeitergeld profitieren können, weil sie nicht in die Arbeitslosenversicherung einzahlen, sollten Minijobs in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung umgewandelt werden, fordert die BAG.

Frauen sind zudem in Krisenzeiten verstärkt von häuslicher Gewalt bedroht. Finanzielle Engpässe und Einschränkungen führen zu Spannungen und Stress. Lange vor der Corona-Pandemie wurde bereits auf fehlende Beratungsstellen vor allem in den ländlichen Regionen und auf unterfinanzierte Frauenhäuser hingewiesen. Darüber hinaus fehlt es an Täterberatungsstellen.

Überwiegend Frauen übernehmen die Betreuungsarbeit wegen der geschlossenen Kitas und Schulen und die Versorgung der Familie – neben ihren systemrelevanten Berufen oder der Arbeit im Homeoffice. Besonders hart trifft dies Alleinerziehende, die in Alleinverantwortung mit Kindern zu Hause arbeiten. Finanzielle und strukturelle Rahmenbedingungen für Alleinerziehende können helfen, Erwerbstätigkeit und familiäre Aufgaben zu vereinbaren, ohne am Existenzminimum zu leben, sich permanent erschöpft oder überfordert zu fühlen und im Alter auf Grundsicherung angewiesen zu sein.

Geflüchtete Frauen und Kinder sind in den Gemeinschaftsunterkünften und isolierten Sammellagern häufig von sexuellen Übergriffen und Ansteckungen bedroht. Die Mehrzahl der Kinder kann mangels technischer Möglichkeiten nicht am digitalen Unterricht teilnehmen. Ihr Lebens- und Bewegungsraum wird durch die Isolierung noch weiter eingeschränkt.

Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Viernheim unterstützt die Forderungen der BAG und sagt „Es reicht eben nicht, ab und an von Balkonen zu klatschen. Bereits jetzt kann für die Zeit nach „Corona“ der Weg für eine anerkennende und leistungsgerechte Bezahlung in frauentypischen Berufen geebnet werden. Es muss ausreichend Vorsorge getroffen werden, um die Vereinbarungen der Istanbul-Konvention, z.B. ausreichende Versorgung mit Frauenhäusern pro Einwohnerschaft, einzuhalten. Alleinerziehende dürfen in Krisenzeiten und danach nicht vergessen werden, um den Weg in Altersarmut frühzeitig zu vermeiden.“

Um noch mehr Unterstützer*innen zu gewinnen und so mit der Kampagne eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, kann der Aufruf gerne unterschrieben und geteilt werden. Zu finden ist er auf der Seite der Organisation unter www.change.org unter dem Schlagwort „Wann, wenn nicht jetzt“.

Das Gleichstellungsbüro der Stadt Viernheim bittet auch weiterhin während der andauernden Corona-Krise um besondere Achtsamkeit und Menschlichkeit innerhalb der Nachbarschaft.

Wenn in der Wohnung, im Haus gegenüber oder nebenan ungewöhnliche Geräusche auftreten, es zu Übergriffen kommt oder es vermutet wird, bittet das Gleichstellungsbüro darum, die Polizei unter 110 zu kontaktieren. Das bundesweite Hilfetelefon unter 08000-116016 steht zudem rund um die Uhr zur Verfügung. Das Gleichstellungsbüro der Stadt Viernheim beantwortet ebenfalls Fragen unter 06204 – 988361 oder unter gleichstellungsbuero@viernheim.de.