Foto: Stadt Viernheim

Viernheim (Stadt Viernheim) – Das Viernheimer „Forum der Religionen“, das den interreligiösen Dialog im Gemeinwesen in Viernheim pflegt, informiert begleitend zum Interreligiösen Kalender in unregelmäßigen Abständen zum religiösen Jahreskreis der drei abrahamitischen Religionen zu Festen, Feiern und Ritualen. Mykhaylo Kotlyarsky, Vorsitzender des Jüdischen Kulturvereins in Viernheim und Mitglied der Steuerungsgruppe „Forum der Religionen“, berichtet über das jüdische Lichterfest Chanukka.

Am 22 Dezember 2019 startet Chanukka, das jüdische Lichterfest. Für acht Tage feiern es gläubige Juden auf aller Welt. Das Fest erinnert an den dreijährigen jüdischen Aufstand der Makkabäer gegen die hellenistisch-seleukidische Fremdherrschaft Mitte des zweiten Jahrhunderts christlicher Zeitrechnung. Unter der Besatzung war Juden die Ausübung der Religion untersagt, zudem war der Jerusalemer Tempel entweiht.

Das Wort Chanukka bedeutet „Weihe“ und erinnert an die Wiederaufnahme des jüdischen Lebens im Tempel. Im Zentrum des Festes steht eine wundersame Begebenheit. Als die jüdischen Rückeroberer die siebenarmige Menora wieder zum Leuchten bringen wollten, fanden sie im entweihten Tempel nur einen einzigen Krug Öl aus der Zeit vor der Entweihung des Allerheiligsten vor. Zur Herstellung neuen Öls mussten weitere acht Tage vergehen. Aber dann geschah etwas ganz Unerwartetes: Das Öl, das normalerweise nur für einen Tag bestimmt war, sollte ganze acht Tage reichen. An das Chanukka-Wunder erinnert heute ein Leuchter, die Chanukkia, die nicht wie die Menora sieben, sondern acht Arme hat – wie die acht Tage, die der Legende nach das Öl im Tempel leuchtete. Ein neunter Arm ist der Diener, mit dem die anderen acht Kerzen angezündet werden.

An jedem Tag von Chanukka wird eine neue Kerze gezündet, mit ihr die Kerze oder die Kerzen der abgelaufenen Tage des Festes. Symbolisch für jüdisches Leben wird die leuchtende Chanukkia ans Fenster des Hauses oder der Wohnung gestellt. Kinder basteln sich ihre eigene Chanukkia, die sie gemeinsam mit den Eltern anzünden dürfen.

Dabei werden die Segenssprüche auf das Fest und das Wunder gesagt und fröhliche Lieder gesungen.

Die Lichter brennen mindestens eine halbe Stunde und werden so aufgestellt, dass sie von draußen gut zu sehen sind. Auf diese Weise sollen sie den Menschen erzählen, dass das jüdische Volk mit Gottes Hilfe gerettet wurde. Solange die Lichter brennen, wird nicht gearbeitet. Besonders unter den Kindern herrscht während Chanukka eine heitere Stimmung. Denn sie bekommen an jedem dieser acht Tage Geschenke. Das Verteilen von Geschenken hat seinen Ursprung in einem alten Brauch, der jiddisch „Chanukkageld“ genannt wurde und sich mancherorts bis heute gehalten hat. Zum Fest wünscht man sich dann in Deutschland ein „Frohes Chanukka!“.

Das Ölwunder von Chanukka hat sich auch im Kulinarischen niedergeschlagen. An Chanukka werden die jüdischen Gerichte mit besonders viel Öl zubereitet. Zu den beliebten Chanukka-Gerichten zählen Latkes (Kartoffelpuffer) und Krapfen. Die großen Chanukka-Leuchter werden auf zentralen Plätzen in vielen Städten der Welt aufgestellt. Der Chanukka-Leuchter vor dem Brandenburger Tor gilt als größter in Europa. An jedem Tag wird eine Kerze mehr an dem achtarmigen Leuchter angezündet.

 

 

 

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