Kreis Bergstraße (KB) – Was können wir tun, wenn wir merken, dass es in Familien Probleme gibt oder diese sich vielleicht sogar in einer Krisensituation befinden? Gerade die Coronavirus-Pandemie stellt viele Eltern vor große Herausforderungen – unter anderem durch den Spagat, gleichzeitig Arbeiten und die Kinder zuhause betreuen zu müssen. Manche Familien sehen sich aber auch mit Existenzsorgen konfrontiert, etwa wenn ein Elternteil in Kurzarbeit oder durch die Pandemie vielleicht sogar arbeitslos geworden ist. In dieser herausfordernden Zeit veranstaltete der Fachdienst Frühe Hilfen des Kreises Bergstraße daher vor Kurzem einen Online-Vortrag zum Thema „Familie & Krise – was tun? Hilfreiche Ideen für den professionellen Alltag“. Daran nahmen neben den Mitgliedern des Netzwerks Frühe Hilfen Bergstraße auch Leitungskräfte und Beschäftigte aus Kindertageseinrichtungen im Kreis sowie Netzwerkkoordinierende der Frühen Hilfen aus Hessen und der Metropolregion Rhein-Neckar teil. Die rund 180 Teilnehmenden zeigten ein großes Interesse an dem kurzweiligen Vortrag und beteiligten sich rege durch Rückfragen und auch schriftliche Chat-Rückmeldungen.

„Die Frühen Hilfen sind uns im Kreis Bergstraße schon immer ein besonderes Anliegen. Seit 2007 sind wir maßgeblich an der Entwicklung und Etablierung dieses Angebots im Rahmen der landesweiten Kinder- und Jugendhilfe beteiligt. Hier im Kreis Bergstraße versuchen wir Vordenker zu sein und konzentrieren uns darauf, wie wir die Bergsträßer Eltern bestmöglich unterstützen können“, betonte die Erste Kreisbeigeordnete und für das Jugendamt zuständige Dezernentin Diana Stolz während ihrer Begrüßung. „Wir bieten frühe Hilfen für einen guten Start ins Familienleben an und unterstützen Eltern im Rahmen von Familientrainings dabei, ihre Kompetenzen zu fördern und weiterzuentwickeln.“ Stolz unterstrich dabei auch die große Bedeutung der präventiven Arbeit für Familien mit Babys und Kleinkindern im Alter von null bis drei Jahren. Dies werde auch von den unterstützten Familien als äußerst hilfreich empfunden, wie eine Umfrage des Bergsträßer Jugendamtes unter den betreuten Familien ergeben hat.

Den Vortrag zum Thema „Familie & Krise – was tun?“, hielt Dr. Stefan Junker, der als Krisencoach bereits viele nationale und auch internationale Organisationen begleitet hat. Durch seine Vorträge und Workshops möchte er Menschen präventiv in ihrer Krisenkompetenz unterstützen und somit das „Krisenimmunsystem“ der Teilnehmenden verbessern. In seinem Vortrag ging Dr. Junker auf die krisenhaften Entwicklungen in Folge der Coronavirus-Pandemie ein. Diese stellen Menschen, Familien und auch Profis vor enorme Herausforderungen. Wie können Familien gut mit krisenhaften Zeiten umgehen und Sicherheit in unsicheren Zeiten finden? Wie kann ich anderen Menschen mit hilfreichen Fragen zur Seite stehen und gleichzeitig die Grenzen meiner beruflichen Rolle wahren? Was kann jeder selbst tun, wenn alles ungewiss ist? Mit all diesen Fragen setzte sich Stefan Junker in seinem Vortrag auseinander und zeigte Auswege aus Sackgassen und Teufelskreisen. Der Online-Vortrag vermittelte den Zuhörenden dabei Werkzeuge und Haltungen, die ein sicheres Navigieren durch krisenhafte Zeiten ermöglichen. Dabei kam auch das Thema der Selbstfürsorge für Profis in helfenden Berufen nicht zu kurz. Als Tipp, wie die Fachkräfte besser auf sich selbst achten können, riet der Krisencoach Privates und Dienstliches gut voneinander zu trennen. Auch sei es wichtig, nicht in Denkfallen zu tappen: Dazu zählt, dass man nicht denken darf, dass eine Lösung alternativlos ist, es gibt immer Altnativen. Einen besonderen Fokus legte Dr. Junker auch auf Fehler: Die Teilnehmenden sollen keine Angst vor Fehlern haben, denn aus Fehlern werde man klug. Es sollte daher eine positive „Fehlerkultur“ etabliert werden.