Bergsträßer Jugendamt prüfte im vergangenen Jahr 460 Hinweise auf eine mögliche Kindeswohlgefährdung – „Kinderschutz hat zu jeder Zeit höchste Priorität“

Symbolbild: Der Allgemeine Soziale Dienst des Bergsträßer Jugendamtes hilft Kindern, Jugendlichen und Eltern, die Unterstützung brauchen – ganz ähnlich wie ein Rettungsring.

Kreis Bergstraße (KB) –  Das Jugendamt des Kreises Bergstraße bietet mit seinem Allgemeinen Sozialen Dienst (kurz ASD) einen „sozialen Rettungsring“. Nach diesem können Kinder und Jugendliche, aber auch Eltern greifen – besonders jetzt in der Corona-Pandemie. „Die seit mehr als einem Jahr andauernde Pandemie erschwert zwar die Rahmenbedingungen der Arbeit des Jugendamtes; es wurden jedoch bereits frühzeitig die Abläufe im Jugendamt so organisiert, dass der Kinderschutz zu jeder Zeit höchste Priorität hat“, betont die Erste Kreisbeigeordnete und für das Jugendamt zuständige Dezernentin Diana Stolz.

 

So sind im vergangenen Jahr 460 Hinweise (im Jahr 2019 waren es 430 Hinweise) auf eine mögliche Kindeswohlgefährdung beim Kreisjugendamt in Heppenheim eingegangen. Fälle, die den Allgemeinen Sozialen Dienst auf den Plan rufen. Elf Prozent davon waren ernste, oft akute Fälle (im Jahr 2019 waren es 15 Prozent) . Zu solchen zählen etwa körperliche Misshandlungen, verschiedene Vernachlässigungsformen sowie psychische und sexuelle Gewalt. „Bei 41 Prozent der Hinweise, die uns 2020 erreicht haben, hat sich eine mögliche Kindeswohlgefährdung nicht bestätigt. Allerdings war in diesen Fällen Hilfe und Unterstützung vom Jugendamt notwendig. In allen anderen Fällen, also bei 47 Prozent, war es zum Glück ‚falscher Alarm‘. Aber der ist uns allemal lieber, als dass einmal zu wenig hingeschaut wird“, so Kai Kuhnert, Leiter des Bergsträßer Jugendamtes. Erfreulich sei laut Kuhnert zudem, dass es auf der Basis der Datenauswertung des vergangenen Jahres, derzeit keine konkreten Hinweise auf eine eventuell hohe Dunkelziffer von Kindeswohlgefährdungen im Kreis Bergstraße gibt.

 

Von Schulproblemen über Konflikte in der Familie bis hin zur Sucht – vieles könne Kindern und Jugendlichen das Leben schwermachen oder sie sogar aus der Bahn werfen. „Die Corona-Pandemie hat in vielen Familien diese Probleme noch verschärft: Nicht raus können. Keine Kita, keine Schule, keine Freunde treffen, kein Sport, kein Klub. Gerade dann, wenn sich das Leben in einer kleinen Wohnung abspielt, können die Nerven schnell blank liegen“, so Stolz. Manche Eltern hätten zudem Probleme, den Alltag in den Griff zu bekommen. Sie seien einfach überfordert eine Tagesstruktur zu organisieren, regelmäßig Mahlzeiten anzubieten, beim Homeschooling zu unterstützen oder angemessen mit Konflikten und Problemen umzugehen, ergänzt Kuhnert. Genau dann sei das Jugendamt gefragt: Aufgabe des ASD ist es, in diesen Fällen dabei zu helfen, den Alltag zu organisieren und praktische Unterstützung zu geben. „Das Spektrum an Hilfen, das der Allgemeine Soziale Dienst dabei anbietet, ist sehr breit. Von der Beratung, über die Unterstützung von Familien bis hin zum Vermitteln passgenauer Hilfen zur Erziehung ist alles dabei“, erklärt die Vize-Landrätin. Wie der Kontakt zum ASD entsteht ist dabei sehr unterschiedlich. Vor der Corona-Pandemie wendeten sich Eltern oder Kinder zum Teil eigenständig an das Jugendamt. Alternativ kamen von Kooperationspartnern, wie Kindergärten oder Schulen, oft Hinweise. Im letzten Jahr waren es dann häufiger die Polizei, Nachbarn oder Bekannte, die vermuteten, dass Hilfe vom Jugendamt gebraucht wird. „Das Wohl von Kindern geht uns alle an! Wenn ihr Wohl gefährdet ist, gilt es Augen und Ohren im Alltag offen zu halten und bei einer möglichen Gefahr für ein Kind entsprechend zu handeln. Dabei sollte man auch nicht davor scheuen, das Jugendamt zu informieren“, hob Kuhnert hervor.

 

Dank gebühre deshalb allen Personen, die zur Sicherstellung des Kindeswohles, insbesondere unter den Pandemiebedingungen, beigetragen haben. Dazu zählen alle am Kinderschutz beteiligten Kooperationspartner, aber auch alle aufmerksamen Bürgerinnen und Bürger. „Die Entwicklung der vergangenen Monate zeigt, dass das Bergsträßer Kinderschutz-Netzwerk mit seinen Kommunikations- und Kooperationsstrukturen vielerorts auch während der Pandemie funktioniert. Ich möchte an dieser Stelle auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Jugendamt für ihre oft sehr herausfordernde Arbeit und ihr außerordentliches Engagement danken.“, betont Diana Stolz.