Zum 1. April 2020 übernimmt der Caritasverband Darmstadt e. V. die Trägerschaft für das Haus des Lebens in Viernheim von dem Verein Häuser des Lebens e. V.

Caritasdirektor Ansgar Funcke, Dienststellenleiterin Kirstin Reiniger, Gerhard Schmitt, Sr. Silvia Gossens, Sr. Mathilde Holstegge, Rolf Friedrich (v.l.n.r.)
Foto: Caritas

Darmstadt/Viernheim(KB) – Seit der Bekanntgabe, dass die Clemensschwestern Silvia Gossens und Mathilde Holstegge zum 31.3.2020 Viernheim verlassen und wieder Richtung Münster zurückkehren, wurde viel darüber spekuliert, wie es mit dem „Haus des Lebens“ weitergehen kann. Nun stellten Rolf Friedrich und Gerhard Schmitt, Vorstände des Vereins „Häuser des Lebens e. V.“ mit Ansgar Funcke und Kirstin Reiniger vom Caritasverband Darmstadt das neue Konzept für das Haus vor. „Wir freuen uns, dass mit dem Caritasverband Darmstadt ein Träger gefunden wurde, der das Haus in ein umfassendes Konzept der Kinder- und Jugendhilfe einbindet und dadurch jungen Müttern in schwierigen Situationen Unterstützung geben werden kann“, so Rolf Friedrich. „Wir sind zuversichtlich, dass wir mit dem Caritasverband Darmstadt einen kompetenten, zuverlässigen und engagierten Partner gefunden haben, der die Zukunft des Hauses innovativ, menschenwürdig und bedarfsgerecht entwickelt.“

Begleitetes Wohnen für Mütter und deren Kinder

„Wir werden hier im Haus das Begleitete Wohnen für junge Mütter anbieten“, lüftete dann Caritasdirektor Ansgar Funcke das Geheimnis. Drei Wohnungen stehen für junge Mütter mit ihren Kindern zur Verfügung, um sich im eigenverantwortlichen Leben zu üben. Hier haben sie Zeit und Raum, um sich auf ihre neue Lebenssituation einzustellen. „Wir schließen damit eine Betreuungslücke zwischen einer 24-Stunden-Betreuung im Mutter-Kind-Haus und der aufsuchenden Unterstützung durch Betreutes Wohnen“, so der Caritasdirektor.

Die noch jugendlichen Mütter werden durch eine sozialpädagogische Fachkraft gefördert und unterstützt, so dass nach einem befristeten Zeitraum eine Selbstständigkeit erreicht sein sollte und eine eigene Wohnung bezogen werden kann.

„Während ihres Aufenthaltes führen die Mütter mit ihren Kindern im Haus des Lebens, je nach individueller Situation, einen eigenständig organisierten Alltag“, berichtet Kirstin Reiniger, Leiterin des Fachbereiches Kinder- und Jugendhilfe beim Caritasverband. „Der Tagesablauf richtet sich nach den Beschäftigungen, wie zum Beispiel Schule, Ausbildung oder Erwerbstätigkeit. Die Kinder werden in einer Tageseinrichtung oder Kindertagespflegestelle betreut und gefördert, bzw. gehen zur Schule und erleben einen strukturierten Tagesablauf.“ Die Mitarbeiterin des begleiteten Wohnens unterstütze die junge Familie in allen Fragen rund um die Organisation des Alltags und fördere ihre Kompetenzen durch Gruppenangebote und individuell vereinbarte Termine. „Ziel des begleiteten Wohnens ist es daher, die familiären und elterlichen Ressourcen zu stärken, so dass der Alltag in Zukunft selbstständig bewältigt werden kann. Es geht um eine persönliche und berufliche Stabilität.“

Von den drei zur Verfügung stehenden Wohnungen könne eine Wohnung als Familienwohnung oder Wohngemeinschaft genutzt werden. „Im Erdgeschoss steht neben dem Büro der Fachkraft auch ein Spielzimmer zur Verfügung, das genutzt werden kann, wenn Gruppentreffen oder Spielnachmittage im Erdgeschoss angeboten werden“, so Kirstin Reiniger.

In diesen Räumen soll zudem ein Standort der mobilen Vertretung für Kindertagespflegepersonen und deren Tageskinder eingerichtet werden. Thematisch geht es einher und Synergien können genutzt werden.

Angebunden an die Mutter-Kind-Wohngruppe in Mörlenbach

Die pädagogische Fachkraft für das ambulante Angebot sei angebunden an das Team der Stationären Mutter-Kind-Wohngruppe in Mörlenbach, im ehemaligen Pfarrhaus der katholischen Kirchengemeinde St. Bartholomäus, die zum Sommer 2020 eröffnet werden soll. In der stationären Wohngruppe für junge schwangere Frauen bzw. junge Mütter und deren Kinder werden junge oder auch werdende Mütter aufgenommen, die wenig und keine Unterstützung durch die Familie haben, die ein geringes Selbstwertgefühl oder eine problematische oder fehlende Beziehung zum Kindsvater haben. Aber auch eine fehlende schulische oder berufliche Bildung und Perspektive, ein schwieriges und belastendes Umfeld, eine materiell unzureichende Versorgung, eine Unsicherheit und Überforderung in der Versorgung, Pflege und Erziehung des Kindes, Suchtprobleme oder psychische Probleme können einen Platz in der Mutter-Kind-Wohngruppe begründen. Ziel ist der Aufbau einer tragfähigen Eltern-Kind Bindung sowie die Begleitung zu einer selbstständigen Lebensführung in einer eigenen Wohnung. Auf diesem Weg kann das begleitete Wohnen in Viernheim ein weiterer Schritt in die Verselbständigung sein.

„Wir nehmen schwangere junge Frauen im Alter von 14 bis 25 Jahren ab der 13. Schwangerschaftswoche auf“, so die Caritasmitarbeiterin. Für die Einrichtung stehen insgesamt 450 qm zur Verfügung. Eine interne Kinderbetreuung und die Kooperation mit anderen familiennahen Fachdiensten runden das Angebot ab.

„Dieses Konzept hat uns in seiner Gesamtheit überzeugt“, so Rolf Friedrich. Auch dass der Förderverein mit der zugehörigen Kinderkleiderkammer „Jacke wie Hose“ nach der Übernahme durch die Caritas weiterhin Bestand haben werde, sei dem Vorstand wichtig gewesen.

Caritasdirektor Ansgar Funcke dankte allen Anwesenden für das Vertrauen, das in den Caritasverband gesetzt wird und freut sich, dass mit der Trägerübernahme des „Haus des Lebens“ ein weiterer wichtiger Baustein im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe angeboten werden kann.

Zugleich wies er auch darauf hin, dass Caritasmitarbeiterinnen der Schwangerschaftsberatung und der Allgemeinen Lebensberatung im Familienbildungswerk Bergstraße, in der Weinheimer Straße 44 in Viernheim bei weiteren Problemen und Unsicherheiten beraten und behilflich sind. Für Frauen in Schwangerschaftskonfliktsituationen und allen anderen Fragen rund um Schwangerschaft, Soziale Sicherung und psychosozialen Angelegenheiten stehen die Beraterinnen zur Verfügung.

Herzlich dankte er auch den Schwestern für ihre segensreiche Arbeit. Diese freuen sich, dass es mit dem Haus des Lebens, welches sie aus gesundheitlichen und Altersgründen nicht mehr fortführen können, weitergeht. 19 Jahre haben sie durch ihre wertvolle und aufopferungsvolle Arbeit Menschen in Konfliktsituationen unterstützt, eine Vielzahl von Kindern geboren, die ohne Begleitung und Unterstützung nicht zur Welt gekommen wären und viele schwangere Frauen und Familien in Beratungsgesprächen unterstützt und ihnen schnell und unbürokratisch geholfen. Die Schwestern werden auch in Zukunft dem Haus eng verbunden bleiben.

 

 

Hintergrundinfo:

Der Caritasverband Darmstadt e. V. erstreckt sich über die Landkreise Darmstadt–Dieburg, Odenwald, Bergstraße sowie die kreisfreie Stadt Darmstadt. Neben sechs stationären Einrichtungen unterhält der Verband über 80 ambulante Einrichtungen und Dienste, in denen derzeit über 1.500 Mitarbeitende sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind.

Der Verband bietet Hilfen für Menschen mit den verschiedensten Problemlagen: Alter, Arbeitslosigkeit, Ehe-, Familien- und Lebensberatung, Schwangerenberatung, Frühberatung für entwicklungsgefährdete Kinder, Migration, Pflege, Rechtliche Betreuung, Schulden, Seelische Krisen, Sucht, Selbsthilfe, Sozialhilfe, Kinder- und Jugendhilfe.

Eine Stationäre Wohngruppe in Darmstadt betreut Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren, die aus den unterschiedlichsten Gründen ihr Elternhaus verlassen mussten, ein Mutter-Kind-Heim in Mörlenbach wird voraussichtlich im Sommer 2020 eröffnet und das Begleitete Wohnen für junge Mütter in Viernheim wird nun im Haus des Lebens umgesetzt werden.