Aufbau einer städtepartnerschaftlichen Beziehung zur polnischen Stadt Mława

Delegationstreffen im städtischen Kulturzentrum Mława am 14. 7. 2018. Danuta Anna Kida (Dolmetscherin für Moscufo), Bürgermeister Sławomir Kowalewski, Magdalena Grzywacz (Pressestelle Mława), Barbara Zielinska-Nolte (Dolmetscherin/Bürgergruppe Viernheim), Bürgermeister Matthias Baaß v.l.n.r.
Foto: Stadt Viernheim
Eine „Zeitkapsel“ aus dem Jahre 2015 mit Bürgerbriefen, aktuellen Dokumenten und Zeitungen bestimmt für nachfolgende Generationen. Die Zeitkapsel soll nach 100 Jahren, also im Jahre 2115, wieder geöffnet werden. Die Nachfolgegenerationen können sich dann ein Bild davon machen, was ihre Vorfahren vor 100 Jahren an Informationen und Dokumenten hinterlassen haben, was sie vor 100 Jahren bewegte und umtrieb. Besichtigung während des Stadtrundgangs mit dem polnischen Bürgermeister. Bürgermeister a.D. Norbert Hofmann, Bürgermeister Matthias Baaß, Stadtverordnetenvorsteher Norbert Schübeler, Bürgermeister Sławomir Kowalewski (v.l.n.r.)
Foto: Stadt Viernheim
Die Viernheimer Delegation gemeinsam mit dem Leiter der Musikschule aus Mława und dem Bürgermeister Sławomir Kowalewski.
Foto: Stadt Viernheim
Die Viernheimer Delegation während der Stadtführung mit Bürgermeister Sławomir Kowalewski.
Foto: Stadt Viernheinm
Delegationstreffen im städtischen Kulturzentrum mit Vertretern aus Mława, Moscufo (italienische Partnerstadt von Mława) und Viernheim.
Foto: Stadt Mława
Delegationstreffen im städtischen Kulturzentrum Mława am 14.07.2018. Danuta Anna Kida (Dolmetscherin für Moscufo), Massimo Di Domenico (Stadtrat Moscufo), Bürgermeister Sławomir Kowalewski, Janina Budzichowska (Stellvertreterin Bürgermeister Mława), Bürgermeister Matthias Baaß, Barbara Zielinska-Nolte (Dolmetscherin/Bürgergruppe Viernheim) v.l.n.r.
Foto: Stadt Mława

Viernheim (Stadt Viernheim) – Die polnische Gastfreundschaft ist legendär. Entsprechend beeindruckend war das Begegnungswochenende Mitte Juli für alle Viernheimer Delegationsmitglieder. Mit Koffern voller schöner Erinnerungen, neuen Ideen aber auch konkreten Ergebnissen kehrte die 12-köpfige Reisegruppe am 16. Juli aus Mława, aus dem polnischen Masowien, zurück.

Bürgermeister Matthias Baaß und Stadtverordneten-Vorsteher Norbert Schübeler ziehen ein überaus positives Resumeé. „Wir sind in Mława ausgesprochen herzlich aufgenommen worden, haben interessante Gespräche führen, Meinungen austauschen und die Freundschaft beider Städte vertiefen können. Auch alle Mitgereisten aus Politik, Vereinen und Institutionen empfanden die Begegnung in mehrfacher Hinsicht als beeindruckend und wertvoll. Zwischenmenschlich stimmte die Chemie!“

Mögliche Projekte bzw. Kooperationen zwischen Viernheim und Mława wurden besprochen. So gibt es erste Überlegungen für ein Treffen der Pfadfinder. Auch die Musikschule sowie die städtische Jugendförderung wollen Austausche organisieren. Und wenn auch der Vertreter der TSV Amicitia-Fußballabteilung leider kurzfristig an der Reise nicht teilnehmen konnte: Bürgermeister Baaß will einen Kontakt herstellen.Vielleicht gibt es dann auch ein Fußballmatch zwischen TSV-Amicitia-Kickern und der 1. Mannschaft aus Mlawa.

Mit dem Zug durch Polen nach Mława

Mławas Bürgermeister Kowalewski empfand es als bemerkenswert und sympathisch, dass die Delegation aus der Viernheimer Brundtlandstadt die Reise ins 1.200 Kilometer entfernte Mława nicht per Flugzeug unternommen hat, sondern (etwas beschwerlicher) mit dem Zug. Keine Frage: Vom Zugabteil aus hat man die beste Aussicht auf die landschaftlichen Schönheiten unterschiedlicher polnischer Regionen. Nach zwölfeinhalb Stunden Zugfahrt erreichte man endlich Warschau. Der anschließende Bustransfer nach Mława dauerte nochmals zwei Stunden. Doch alles der Reihe nach.

An dem Begegnungswochenende vom 13. bis 16. Juli nahmen neben Bürgermeister Matthias Baaß, Stadtverordneten-Vorsteher Norbert Schübeler und Bürgermeister a. D. Norbert Hofmann auch Stadtverordneter Dieter Rihm und Alfred Schmidt (Mitglied der Kommission für städtepartnerschaftliche Beziehungen) teil. Aber auch drei Vereinsvertreter: Uwe Tobias (Technisches Hilfswerk), Markus Müller (Förderverein der Viernheimer Pfadfinder) und Larysa Kay-Kulakowski (Verein „Lernmobil“, Fachbereichsleitung Interkulturelle Vermittlung / PfiVV und Dolmetscherin). Von der Stadtverwaltung waren mitgereist: Alexandra Busalt (Kommunales Freizeit- und SportBÜRO), Rúnar Emilsson (Leitung Musikschule) und  Sabine Ruth (Fachbereichsleitung Stadtjugendpflege). Als Hauptdolmetscherin fungierte die in der „Bürgergruppe Viernheim“ engagierte Dr. Barbara Zielinska-Nolte. Ihr, der gebürtigen Polin, gilt ein besonderes Kompliment. Sie hat ihren wirklich „harten Job“ souverän gemeistert. Schließlich galt es, die rege Kommunikation den ganzen Tag über zu übersetzen.

Als Gastgeschenk hatten die Viernheimer einen Gruß in Form von Quitten- und Mirabellenlikör aus dem Museum der Stadt mitgebracht. Ebenso CD´s der Starkenburg Philharmoniker und Infobücher über Viernheim.

In jeder Hinsicht bereichert wurde das Treffen in Mława durch die gleichzeitige Anwesenheit einer italienischen Delegation aus der Kleinstadt Moscufo in der Provinz Pescara in den Abruzzen. Moscufo pflegt schon seit 2009 eine offizielle städtepartnerschaftliche Beziehung zu Mława. Die Distanz von rund 1.900 Kilometern stellt dabei kein Problem dar.

Delegationstreffen, Handwerkermesse und Summer-City-Festival am Samstag

Die in einem familiär geführten Gästehaus untergebrachten Viernheimer Delegationsmitglieder hatten am Samstag ein umfangreiches Besuchsprogramm zu absolvieren. Unter anderem ein Delegationstreffen der Städte Viernheim und Moscufo im Konferenzraum des städtischen Kulturzentrums mit Teilnahme von Vertretern der Stadt Mława (Stadträten, Leitern von Organisationseinheiten und Vertretern von Verbänden) sowie die Teilnahme an der Handwerksmesse „Wojciech“.

Überaus interessant und unterhaltsam waren die Feierlichkeiten im Rahmen des Mławskie Targi Przemysłowe, wo man der Verleihung der Stadtrechte im Jahre 1429 gedenkt und dies alljährlich gebührend feiert – in diesem Jahr zum 589. Mal. Noch vor dem gemeinsamen Mittagessen im Restaurant „Tradition“ stand ein überaus abwechslungsreicher, informativer und in geschichtlicher Hinsicht interessanter Stadtrundgang auf dem Programm. Beeindruckend auch die diversen Sportanlagen des städtischen Sport- und Freizeitzentrums. In musikalischer Hinsicht kamen die Gäste aus Deutschland und Italien beim Summer-City-Festival (Tage der Jugend) im Stadion mit gleich mehreren Folk- und Rockbands voll auf ihre Kosten.

Besuch des Museums und des deutschen Soldatenfriedhofes sowie der Neidenburg am Sonntag

Mława ist eine Stadt mit Kultur und Geschichte. Hiervon konnte sich die Viernheimer Delegation beim Besuch des „Museums des Zawkrzyska Landes“ überzeugen. Alljährlich gedenkt man in Mława der geschichtlich interessanten Schlacht von Mława, auch „Verteidigung der Mława-Stellung“ genannt, zwischen dem 1. und 3. September 1939. In dieser, einer der ersten Schlachten des Polenfeldzuges im 2. Weltkrieg, waren die Kämpfe auf beiden Seiten verlustreich. Entsprechend bedrückende Stimmung herrschte beim Besuch des deutschen Soldatenfriedhofs.

Am Nachmittag fuhr man per Bus zur Neidenburg, einer gotischen Deutschordensburg in Nidzica in der Woiwodschaft Ermland-Masuren in Polen. Nach der teilweisen Zerstörung während des Zweiten Weltkrieges wurde die Neidenburg wieder aufgebaut. Heute beherbergt sie ein Museum, ein Hotel und ein Kulturzentrum.

Am Sonntagabend nahm sich der gastgebende Bürgermeister Kowalewski über zwei Stunden Zeit, den Gästen aus Viernheim die Sehenswürdigkeiten seiner Heimatstadt im Rahmen einer unterhaltsamen Stadtführung näherzubringen.

Etwas lauter und fetziger war die Stimmung beim Summer-City-Festival im Stadion, bei der neben aufstrebenden Popstars und Popbands die bekannte polnisch-tschechische Rocksängerin Ewa Farna progressiven Rock präsentierte. An diesem Abend ging es früher zu Bett, schließlich sollte am Montagmorgen bereits um 7:00 Uhr der Bus zum Transfer Richtung Hauptbahnhof Warschau vor dem Gästehaus bereitstehen.

Bald schon eine offizielle Städtepartnerschaft mit Mława?

Bürgermeister Matthias Baaß und Stadtverordneten-Vorsteher Norbert Schübeler können sich die Besiegelung einer offiziellen Städtepartnerschaft mit Mława gut vorstellen, würden sich diese vor dem geschichtlichen Hintergrund beider Völker  auch ausdrücklich wünschen. Entscheiden müssten aber dies zu gegebener zeit die Gemeinderäte.

„Einzig und allein persönliche Kontakte und Freundschaften zwischen Menschen anderer Länder sind Garant dafür, dass Vorurteile abgebaut und Meinungsunterschiede auf friedlichem Wege geklärt werden könnten. Städtepartnerschaftsarbeit darf man nicht unterschätzen. Städtepartnerschaften sind letztlich auch Arbeit für den Frieden zwischen den Völkern, eine Investition für ein friedliches Europa“, ist die Meinung des Bürgermeisters. Und Schübeler erinnert daran: „Zu den Sternstunden Europas gehört die Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich im Westen sowie die Aussöhnung zwischen Deutschland und Polen im Osten – zum Partner und Freund.“

Auch Mławas Bürgermeister Kowalewski betonte bei unterschiedlicher Gelegenheit die Bedeutung des Friedens für alle Völker. Man habe sich getroffen, um „gute, sehr gute Beziehungen“ aufzubauen. Beziehungen, die auf Wahrheit, aber auch auf gegenseitigem Respekt, Zusammenarbeit und Freundschaft basieren. „Geschichte ist wichtig, aber die Zukunft ist noch wichtiger“, ist die Überzeugung des polnischen Gastgebers.

Mława in Polen (Masowien): Wissenswertes auf einen Blick

  • Die Kreisstadt Mława liegt in Masowien (ehemals Masuren), der größten Woiwodschaft Polens (Verwaltungsbezirk), liegt ca. 110 km nordwestlich von Warschau, ca. 220 km südöstlich von Danzig und ca. 1200 km von Viernheim entfernt. Nur 30 km südöstlich von Mława liegt Ciechanów, die polnische Partnerstadt von Haldensleben (Partnerstadt von Viernheim in Sachsen-Anhalt). Der parteilose Bürgermeister heißt Sławomir Kowalewski.
  • Größe und kommunale Strukturen sind ähnlich wie in Viernheim. Mława (von 1941 bis 1945 umbenannt in Mielau) hat rund 31.000 Einwohner. Die Gemeindefläche umfasst 35,50 km² (3.550 ha), Viernheim hat 48,40 km² (4.830 ha). 58 Prozent der Fläche von Mława wird landwirtschaftlich genutzt, 7 Prozent ist bewaldet.
  • Schulen, Bildung und Ausbildung haben einen hohen Stellenwert. 4 Kindergärten, 5 Grundschulen, 4 Mittelschulen, 4 allgemeinbildende Gymnasien, mehrere Grundberufsschulen, eine Kunstschule und weitere Schulen von privaten Trägern.
  • Besondere Industriebetriebe: Firma LG Electronics (Fertigung TV-Sets und Monitore), Firma WIPASZ S.A., Hersteller von Geflügel-, Schweine- und Viehfutter; ist Marktführer in der Produktion von Frischgeflügel in Polen), Schuhfabrik „Eksbut“.
  • Kultur / kulturelle Einrichtungen: diverse Museen, Kunstgalerie, Bibliotheken, Ausstellungen, Konzerte, Lieder- und Tanzwettbewerbe, Musikfestivals etc.
  • Sport / Freizeit: Wanderpfade und Fahrradrouten, Sporthalle, Hallenbad/Erholungssee, Sport- und Erholungszentrum, Fußballverein MKS Mławianka Mława (3. Polnische Fußballiga), Judo-Club mit Schülern aller Grundschulen und Studenten Sportclub „Mława Land“ (Leichtathletik)
  • Partnerstädte in folgenden Ländern: Litauen, Frankreich, Spanien und Italien.
  • Sehenswürdigkeiten: Marktplatz mit Dreifaltigkeits-Kirche und historischem Rathaus, Stadtparkt, Jüdischer Friedhof, Deutscher Soldatenfriedhof, verschiedene Gedenkstätten.
  • Historisch interessant: Von 1939 bis 1945 war das Kreisgebiet Mławski, dessen Kreisstadt Mława ist, als Landkreis Mielau Teil des neuen Regierungsbezirks Zichenau der Provinz Ostpreußen.
  • Geschichtlich interessant: Schlacht von Mława, auch „Verteidigung der „Mława-Stellung“ genannt, zwischen dem 1. und 3. September 1939. In dieser, einer der ersten Schlachten des Polenfeldzuges im 2. Weltkrieg, waren die Kämpfe auf beiden Seiten verlustreich.
  • Am 18. Januar 1945 – kurze Zeit vor dem Ende des 2. Weltkrieges – wurden 364 Häftlinge aus Mława vor der Stadtgrenze in Kalkówka hingerichtet.
  • Am 19. Januar 1945 wurde Mielau von der Roten Armee eingenommen und fiel wieder an Polen.

Kontakt für Interessierte

Alexandra Busalt
Kommunales Freizeit- und SportBÜRO
Telefon 988-345
E-Mail: ABusalt@viernheim.de