Foto: Dr. Peter Dresen,

Kahlschlag im Rhein-Neckar-Zentrum
Vor wenigen Tagen fielen im RNZ 33 gesunde Platanen der Motorsäge zum Opfer. Viele Besucher des Zentrums rieben sich zunächst verwundert und dann empörte die Augen und waren fassungslos über diesen radikalen Eingriff. Die inzwischen großen Bäume waren vor ca. 30 Jahren auf dem Parkplatz vor dem Bauhaus-Komplex gepflanzt worden, da in einer klimatologischen
Untersuchung (Fezer, Seitz Gutachten v. 1974) sehr eindrucksvoll die negativen Auswirkungen der bis dahin nahezu baumfreien Stein- und Asphaltwüste des RNZ auf das örtliche Klima festgestellt worden war. Diese Aufgabe hatten von da an die in hier gepflanzten Bäume zunehmend übernommen. Jetzt aber mussten sie auf Grund eines reinen Profitdenkens ihr Leben lassen.
Die rücksichtslose Entscheidung des Centermanagements ist aber nur die eine der sehr traurigen Seiten des Vorgangs, denn es stellt sich auch die Frage, warum der Grundstückseigner die für den Klimaschutz in Viernheim so dringend benötigten Bäume ungehindert beseitigen konnte.
Die Antwort ist sehr einfach: Auf allen nicht in einem gültigen Bebauungsplan aufgeführten Flächen in Viernheim – und darunter fallen große Teile der Stadt – kann der Besitzer mit den darauf wachsenden Bäumen frei und nach eigenem gutdünken verfahren.
Hier rächt sich nun bitter, dass die Stadt sich bisher nicht dazu entschließen konnte, eine lokale Baumschutzsatzung zu erlassen, die einen solchen Frevel verhindert. Der BUND richtet daher erneut die dringende Bitte an die verantwortlichen Parlamentarier, das Versäumte schnellstmöglich nachzuholen. Die Notwendigkeit dazu stellt sich auch deshalb, damit künftig hier gleiches
Recht für alle besteht, d.h. auch ein Eigentümer, dessen Grundstück nicht in einem von einem gültigen Bebauungsplan abgedeckten Gebiet liegt, nicht mehr die Fällung auch großer und alter Bäume ohne weiteres vornehmen kann.
Außerdem halten wir es für richtig, wenn von dem Stadtparlament umgehend zumindest für die von der aktuellen Fällung betroffene Fläche im RNZ eine Veränderungssperre beschlossen wird, um damit den Spielraum der Stadt zu erweitern und sie künftig mehr Einfluss auf alle dort geplanten Bauvorhaben nehmen kann.

Dr. Peter Dresen,
BUND OV Viernheim 10.11.2022