Foto: K.Hohage

Weinheim (Stadt Weinheim) – Am Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 8. September 2024, geht es in Weinheim auch hoch hinaus. Im wahrsten Sinne des Wortes: Auch die Wachenburg hoch über den Dächern der Stadt bietet Führungen an, die diesmal einen besonderen Aspekt bieten. Denn im Moment wird der Abgang vom Burgfried zur Ehrenhalle restauriert. Man weiß von alten Gemäuern, dass sie eigentlich eine ständige Baustelle sind – irgendetwas steht immer an. Die Stadt Weinheim fördert die Restaurierung.

In  Führungen um 11 Uhr, 12 Uhr und 13 Uhr werden die Experten des Fördervereins der Wachenburg insbesondere auf dieses Thema eingehen, aber auch auf die Wandgemälde im Refektorium, an deren Wiederherstellung seit ein paar Jahren gearbeitet wird. Die Wandgemälde wurden teilweise freigelegt und dann konserviert.  Auch wird es – in Kleingruppen – wieder möglich sein, den Turm zu besteigen.

Zur Geschichte der Burg: Die Wachenburg befindet sich bekanntlich im Besitz des Weinheimer Senioren Convents (WSC) und des Weinheimer Verband Alter Corpsstudenten (WVAC). Die  Baugeschichte der Wachenburg hängt entsprechend mit der Geschichte der Verbände eng zusammen. Seit Beginn der 1890er Jahre hegte der WSC den Wunsch ein Ehrenmal für die 1870/71 im deutsch-französischen Krieg gefallenen Angehörigen zu errichten. Zunächst wurde an eine Beteiligung am Bau des Kaiser- und Kriegerdenkmals am Marktplatz gedacht. Da aber die Tagungen auf Dauer nicht in Lokalen abgehalten werden konnten, entschied sich der WSC eine Gedenkstätte zu errichten und dies mit dem Bau eines Festplatzes für die jährliche Verbandstagung zu verbinden. So kam man auf den Platz auf dem Wachenberg.

Bei der Ausschreibung zur geplanten Burganlage gingen 14 Entwürfe ein. 1906 entschied man sich für den Entwurf des Karlsruher Architekten Professor Artur Wienkoop, da dieser den Vorteil hatte, den Bau in mehreren Bauabschnitten durchzuführen. Nach Erteilung der Baugenehmigung, Anfang 1907, erfolgte noch im Frühling die Grundsteinlegung zum Bergfried. Damals war das ganze Areal noch unwegsames Berg- und Waldgelände. Die Heranschaffung des Baumaterials war beschwerlich und nur über den Steinbruch an der Nordseite des Wachenbergs möglich. Der zum Bau benötigte Porphyr wurde zunächst aus dem heutigen oberen Parkplatzgelände entnommen und behauen.

Der erste Bauabschnitt umfasste die Errichtung des Bergfrieds und die Anlage des Festplatzes und wurde im Frühjahr 1908 zur WSC-Tagung eingeweiht. In der Halle des Bergfrieds wurde die Tafel mit den Namen der 23 Gefallenen im Krieg von 1870/71 angebracht.   

Der zweite Bauabschnitt, der 1909 eingeweiht wurde, umfasste das Wappentor und die Burgschänke mit Aufenthaltsraum und einfacher Unterkunft des Wirts. 1909/10 wurde der dritte Bauabschnitt durchgeführt: der Bau des unteren Burgtores mit dem „Fuchsenturm“ und der äußeren Burgmauer. Im vierten Bauabschnitt, 1910/13, wurde der Palas mit Fuchsenkeller, Kapitelsaal und Refektorium errichtet. Die Einweihung war im Oktober 1913.

In Weinheim ist  die Bandbreite am Tag des offenen Denkmals wieder enorm groß. Von 13 Uhr bis 17 Uhr werden stündlich Besteigungen des Schlossturms angeboten. Versierte Begleiterin ist Kathrin Feißt von der Unteren Denkmalbehörde der Stadt. Stadtarchivarin Andrea Rössler bietet um 12 Uhr, um 14 Uhr und um 16 Uhr eine Schlossführung an, zur Besichtigung jeweils mit sachkundiger Führung öffnen auch der Saalbau am Amtshausplatz, die Peters- und die Markuskirche sowie die Wachenburg. Lützelsachsens Ortsvorsteherin Doris Falter öffnet um 11 Uhr und um 14 Uhr die Lützelsachsener Verwaltungsstelle, das schmucke Fachwerkhaus im alten Ortskern.

Die Führungen sind alle kostenlos, eine Anmeldung ist aber erforderlich bei Kathrin Feißt unter bauordnung@weinheim.de oder 06201/82 283.