Kreis mahnt zu Vorsicht vor Zecken – auch in Corona-Zeiten – Impfung empfohlen

Erste Kreisbeigeordnete und Gesundheitsdezernentin Diana Stolz (2.v.r.) eröffnete Anfang März eine Ausstellung zum Thema „Zecken und FSME“ in der Heppenheimer KiTa Oberlin. (Das Bild entstand vor der Corona-Pandemie.)
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Kreis Bergstraße (kb) – Die Zecke ist das wohl gefährlichste Tier Deutschlands: Ein einziger Stich kann bereits ausreichen, um sich mit ernstzunehmenden Krankheiten wie Borreliose oder der Frühsommer-Meningoenzephalitis (kurz FSME) zu infizieren. Längst haben die Spinnentiere ihr Winterquartier, die schützende Laubschicht, verlassen. Bereits ab circa sieben Grad, lauern sie vereinzelt im hohen Gras oder Gebüsch auf ihren nächsten Wirt. Je höher die Außentemperatur, desto agiler werden sie und für Menschen steigt die Gefahr, bei einem Spaziergang von den Tierchen gestochen zu werden.

Die Kreisverwaltung informiert die Bergsträßer Bürgerinnen und Bürger regelmäßig über die Gesundheitsrisiken, die Zecken mit sich bringen. Den Auftakt bildete Anfang März eine Zeckenausstellung für Kinder in der Heppenheimer Kindertagesstätte Oberlin und eine für Erwachsene in den Rathäusern in Wald-Michelbach und Bürstadt. Durch die Corona-Pandemie konnten aber weitere dieser Ausstellungen nicht, wie geplant, stattfinden. „Es gibt viele gefährliche Viren und Krankheitserreger, die durch das Coronavirus momentan fast in Vergessenheit geraten. Das FSME-Virus ist einer dieser Erreger. Da der Kreis Bergstraße zu den Hochrisikogebieten für FSME zählt, setzen wir auch jetzt unsere Präventionsarbeit fort und es ist uns wichtig über verschiedene Gesundheitsrisiken zu informieren“, betonte die Bergsträßer Gesundheitsdezernentin Diana Stolz. So sei neben den praktischen Schutzmaßnahmen, um Zeckenstiche zu vermeiden – wie etwa helle, geschlossene Kleidung zu tragen, Hosenbeine in die Socken zu schieben und sich nach jedem Aufenthalt im Freien gründlich auf Zecken abzusuchen – eine rechtzeitige Immunisierung eine gute Möglichkeit, FSME zu bekämpfen.

Eine FSME-Infektion äußert sich zunächst meist mit unspezifischen, grippeähnlichen Beschwerden, auf die im weiteren Verlauf auch neurologische Auffälligkeiten, wie zum Beispiel Lähmungen, Krampfanfälle oder langandauernde Kopfschmerzen, folgen können. Unter Umständen können diese neurologischen Ausfälle dauerhaft bestehen bleiben und sogar zur Berufsunfähigkeit, intensivmedizinischer Behandlung oder gar zum Tode führen. Manchmal verläuft die Infektion jedoch auch ohne erkennbare Symptome. Fakt ist allerdings, dass das FSME-Virus bisher nicht mit Medikamenten bekämpft werden kann. Die Behandlung beschränkt sich allein auf die Linderung der Symptome. „Deshalb ist es so enorm wichtig, eine Infektion zu verhindern. Leider sind immer noch viel zu wenige Menschen gegen FSME geimpft. Bei den Schuleingangsuntersuchungen waren es nur knapp 55 Prozent der Kinder, die einen vollständigen Impfschutz vorwiesen“, hob die Gesundheitsdezernentin hervor.

Dr. med. Klaus-Ulrich Henß lobte während der Eröffnung der Ausstellung in Wald-Michelbach die Präventionsarbeit des Kreises: „Nur wer umfassend informiert ist, kann eine fundierte Entscheidung treffen.“ Vor Ort wies auch der Allgemeinmediziner darauf hin, dass nur eine entsprechende Impfung wirkungsvollen Schutz vor FSME bieten könne. Dabei wird eine Grundimmunisierung, unter Berücksichtigung der Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) und nach ärztlicher Prüfung der individuellen Voraussetzungen, durch drei Impfungen hergestellt. Diese sollte in der Regel alle drei bis fünf Jahre aufgefrischt werden. Für Menschen, die in FSME-Risikogebieten leben, übernehmen die Krankenkassen die Kosten für diese Impfung.

Bedingt durch die Klimaveränderungen und die dadurch zunehmend milderen Winter breitet sich das FSME-Virus immer weiter aus. So stieg die Zahl der FSME-Risikogebiete in Deutschland innerhalb eines Jahres von 156 auf nun 164. Auch der Kreis Bergstraße gehört dazu. Die Zahl der klinischen Fälle aufgrund von FSME-Infektionen lag allein im vergangenen Jahr bundesweit bei 444. Das Erkrankungsrisiko liegt nach dem Stich einer mit dem FSME-Virus befallenen Zecke bei rund 30 Prozent.

Neben FSME übertragen Zecken jedoch auch noch andere Krankheiten, wie zum Beispiel Borreliose. Fast jede dritte Zecke kann Borrelien, die sich in ihrem Darm aufhalten, in eine Stichwunde einbringen. Wird die Zecke nicht schnell genug oder gewaltsam beziehungsweise nicht ordnungsgemäß entfernt, steigt das Risiko einer Infektion. Ein häufig bei Borreliose auftretendes Symptom und eine Art Alarmsignal ist die sogenannte Wanderröte. Hierbei tritt einige Tage bis Wochen nach dem Zeckenstich eine kreisrunde Hautrötung um die Einstichstelle auf, die allmählich immer größer wird. Zur Rötung können zusätzlich Fieber, Müdigkeit sowie Muskel- und Kopfschmerzen hinzukommen. Eine Therapie der Borreliose ist am erfolgreichsten, wenn sie so früh wie möglich begonnen wird. Eine präventive Impfung gegen Borreliose gibt es derzeit nicht.

Interessierte finden ganzjährig eine Zeckenausstellung in der Erholungsanlage Steinbachwiesen in Fürth.