Wort zum Sonntag von Pfarrerin Dr. Irene Dannemann
Wo euer Schatz ist, da ist euer Herz
„Wo euer Schatz ist, da ist euer Herz“, sagt Jesus. Was bedeutet dieser Satz für eine Spiritualität, die die Bewahrung der Schöpfung im Sinn hat?
Wenn euer Schatz, eure Lust, euer Spaß, euer Wollen im schnellen Herumdüsen besteht, so ist euer Herz gerade nicht beim Überleben der Bäume. Wenn wir ein günstiges Kleidungsstück kaufen, denken wir nicht an die Näherinnen, die es für einen Hungerlohn angefertigt haben.
Wie müssten wir umdenken und neu fühlen, um unseren Mitgeschöpfen stärker gerecht zu werden?
Dafür müssten wir die gegenseitige Abhängigkeit alles Seienden erkennen. Die Natur ist keine Sache, von der wir nach Belieben mehr produzieren können. Land, Wasser und Luft sind keine Waren, die beliebig vermehrt und wie Aktien gehandelt werden können. „Die Erde gehört Gott“ ist eine der großen, oft in Vergessenheit geratenden Sätze der Bibel.
Und alles, was ist, steht in einer wechselseitigen Beziehung. Wer nur gelernt hat, „Ich“ zu sagen, kann den nahen und fernen ökologischen Katastrophen nur mit hilfloser Betroffenheit begegnen. Zum Umdenken brauchen wir die Einsicht, dass Natur und Menschen aufeinander angewiesene Lebewesen sind. Wir brauchen Gruppen, die sich gegenseitig auf neue Ideen bringen, und wir brauchen Gebete, in denen wir das Wünschen neu lernen.
Ich engagiere mich, wenn ich das innere Verlangen spüre, die Schöpfung zu bewahren – wenn ich spüre, dass die Bäume wertvoll und von Gott geliebt sind – wenn ich den Schatz erkenne, der in der Natur liegt.
Nur dann wird mein Herz mich dazu anregen, mich um sie zu sorgen und zu kümmern – nicht aus Zwang oder wegen eines Gesetzes, sondern weil ich so handeln will, wie Gott es von mir wünscht.
Pfarrerin Dr. Irene Dannemann, Evangelische Christuskirchengemeinde Viernheim