Leserbrief von Wolfram Theymann und Alois Huber
Wie heizen Sie eigentlich in Zukunft Ihr Haus oder Ihre Wohnung?
Spannende Frage und derzeit gar nicht leicht zu beantworten. Weder Gas- noch Ölheizungen soll es in Zukunft geben und wenn, dann nur, wenn Gas und Öl mindestens zu 65 Prozent aus regenerativen Quellen kommen. Ob die Stadtwerke wohl bald schon Gas mit einem regenerativen Anteil von 65 Prozent liefern werden?
Die Stadt empfiehlt Wärmepumpen. Von anderen Lösungen hört man nichts. Wärmepumpen brauchen Strom. Sie erinnern sich, dass wir vor wenigen Wochen noch Strompreise hatten von 67 Cent pro Kilowattstunde? Bei dem Strompreis treibt eine Wärmepumpe die Tränen in die Augen. Und aus der Republik hört man, dass Wärmepumpen nicht angeschlossen werden können oder abgeschaltet werden, weil es nicht genug Strom gibt.
Über Geothermie denken die Verantwortlichen in Viernheim nach. Seit April 2021 nach eigenem Bekunden sogar intensiv. Nur man hört nichts dazu. Man wartet eher intensiv ab, während zum Beispiel in Frankfurt und anderswo auf Kosten des Landes Hessens schon gebohrt wird. Ob wir unser Haus demnächst mit der Wärme aus 4000 Meter Tiefe heizen können?
Wie kann die Wärmewende in Viernheim aussehen? Notwendig sind zwei wesentliche Erkenntnisse: Erstens der Abschied von Individuallösungen und zweitens: Wir brauchen umfangreiche und am besten flächendeckende Wärmenetze!
Abschied von Individuallösungen
Bisher hat jedes Haus seine eigene Heizung. Wenn die nun gegen Wärmepumpen getauscht werden sollen, ist das ein ziemlich teures Unterfangen. 35.000 Euro für die Wärmepumpe, dann am besten noch eine große Photovoltaikanlage für 40.000 Euro aufs Dach, dass man wenigstens einen Teil des Stroms selbst und ortsnah produziert. Dann nochmal 100.000 Euro und mehr, um das Haus zu isolieren, denn Wärmepumpen funktionieren nicht im Altbau. Wenn das die Lösung sein soll, dürften viele Hausbesitzer bald keine Hausbesitzer mehr sein.
Flächendeckende Wärmenetze
Die Lösung liegt in Wärmenetzen und einige Städte und Länder machen es uns vor. Kopenhagen in Dänemark zum Beispiel versorgt heute 98 Prozent der Haushalte mit Fernwärme. Oder Mannheim mit bereits rund 60 Prozent der Haushalte. Hier wird das Wärmenetz intensiv ausgebaut. Viele andere Städte sind ebenfalls mit dabei.
Wärmenetze haben den Vorteil, dass man jegliche Wärmequellen einbinden und nutzen kann. Zum Beispiel aus der Müllverbrennung, Abwärme aus der Industrie, Abwärme aus der Kühltheke des Supermarktes, aus dem Abwasser etc. Manche Städte werben gezielt um Unternehmen, die Abwärme produzieren und diese in Wärmenetze einspeisen. Rechenzentren sind dazu ein beliebtes Beispiel. Jede Menge Abwärme und wenig Beeinträchtigung des Umfelds.
Mit Fernwärme lässt sich die Wärmeversorgung viel schneller und wirtschaftlicher darstellen, als wenn jeder Hauseigentümer seine eigene Lösung finden muss. Und es werden die Stromnetze entlastet, die schon jetzt nicht hinterherkommen.
Konzept erforderlich
Wir brauchen HEUTE ein schlüssiges Konzept, wie die Wärmewende in Viernheim aussehen soll. Dazu werden wir mit altbekanntem brechen und neue Ansätze denken müssen. Alles das kostet Geld und wird nur als Stadtgesellschaft gemeinsam zu stemmen sein. Denn Individuallösungen sind noch teurer und für viele finanziell einfach nicht zu stemmen. Die Stadt mit den Stadtwerken müssen gemeinsam mit der Bürgerschaft endlich zum Gestalter der Wärmewende in Viernheim werden!
Wolfram Theymann, https://Lust-auf-viernheim.de und Alois Huber
https://www.heise.de/news/Fehlender-Stromnetzausbau-70-Waermepumpen-von-Vonovia-bleiben-kalt-8987388.html