37 Hektar und kein Ende? – BUND diskutiert Regionalplan Südhessen – 37ha Bauflächen für Viernheim vorgesehen
Viernheim (Bund ov viernheim) – Der Regionalplan Südhessen umfasst vornehmlich das Umland von Darmstadt, Frankfurt und den Kreis Bergstraße. Inhaltlich geht es um die Ausweisung von Flächennutzungen für Wohnungsbau, Gewerbe und Industrie sowie Landwirtschaft und Forst. Ziel ist eine regional abgestimmte Entwicklung über eine längere Zeit hinweg, in der Regel 10 bis15 Jahre, also ca. bis zum 2035-2040. Eine Überarbeitung des alten Plans von 2010 ist überfällig, weshalb die zuständigen Behörden nun einen ersten Entwurf vorgelegt haben. Als Träger öffentlicher Belange ist auch der BUND Umwelt- und Naturschutz hierzu angefragt worden.
Für Viernheim beziffert dieser Regionalplan die Ausweisung von weiteren 37ha Fläche auf Viernheimer Gemarkung. Davon ca. 26ha für Wohnbebauung und von 11ha für Gewerbe. Für den BUND Viernheim sind diese Zahlen angesichts der raren freien Flächen realitätsfern und einer ökologischen Selbstaufgabe gleichkommend. Begründung ist, dass Viernheim als sogenannte Entlastungsgemeinde für den Raum Frankfurt ausgewiesen wird. Konkret heißt dies: Hier sollen auch Wohnplätze für Berufspendler im Ballungsgebiet Frankfurt-Darmstadt entstehen.
Der BUND sieht einen großen Bedarf einer öffentlichen Diskussion über dieses Leitbild bestehende Ballungsgebiete weiter zu verdichten versus dem Risiko einer Zersiedlung zusammenhängender Grün- und Waldflächen im Odenwald. Auch die Frage, ob die hiesige Region nicht an ihre Grenzen einer ökologischen Verträglichkeit gerät, ist zu stellen. Frankfurt als „ökologischer Moloch“ verbraucht schon lange viel mehr an Boden, Energie und Grundwasser als dort vor Ort verfügbar ist.
Die Politik, auch kommunal, sieht der BUND in der Verantwortung, diese Fragen aufzugreifen und mit Bürgerbeteiligung zu entscheiden, wohin die Reise in der Stadtentwicklung gehen soll: ausweiten auf freier Fläche oder erhalten und sanieren im Bestand. Auch der Erhalt der Landwirtschaft durch ausreichende Agrarflächen ist hier von Bedeutung, will man ökologisch möglichst viel Grundnahrungsmittel regional erzeugen und vermarkten. Hinzu kommen beabsichtige und durchaus beachtliche Flächen für Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen auf Ackergelände, so bekanntermaßen auch in Viernheim.
Zudem ist Viernheim in einer Zwickmühle als de-facto-Entlastungsgemeinde für Mannheim und für Frankfurt. Dies überlastet nach Ansicht des BUND eine Gemeinde ökologisch, sozial und auch finanziell. Denn mit jeder Bebauung entstehen hohe, dauerhafte Folgekosten, die nicht umgelegt werden können auf Eigentümer. Der BUND jedenfalls gedenkt sich dieser Thematik sehr intensiv zu widmen mit Information, Aufklärung, Diskussion und Vorschlägen aus ökologischer Perspektive. Am 19.9.25 findet ein Treffen der betroffenen Bund-Ortsverbände in Viernheim statt.
Pressemitteilung BUND Viernheim
c/o Uwe Pfenning, Adolf Loos Wegv51, 68519 Viernheim
Mähen in Viernheim – aber richtig
Es ist Mähsaison. Neben den Äckern der Landwirte sind auch die städtischen Grünanlagen hiervon betroffen und wurden in den letzten Wochen überwiegend gemäht. Nach Inaugenscheinnahme des BUND Viernheim geschieht dies höchst uneinheitlich und nicht immer ökologisch nachvollziehbar.
Wiesen und Grünland sind wichtige Ökosysteme für die Tierwelt, so als Futterquelle durch Sämereien und Gräser, als „Brunnen“ durch den Morgentau, als Lebensraum und als Rückzugs- und Schutzgebiet. Hiervon profitieren Kleinsäuger wie Igel, Mäuse, Kaninchen und Hasen, Vögel, Füchse als Jäger und viele Insektenarten.
Deshalb sollte zu bestimmten Zeiten der Brut und Saatbildung gar nicht gemäht werden, damit sich die Wiesen regenerieren können. So haben der BUND und andere Naturschutzverbände die Monate Mai und Juni zu mähfreien Monaten ausgerufen. Ohne Erfolg in Viernheim, wo auch in diesen Monaten kräftig gemäht wurde.
Und wird gemäht, dann wird ökologisch empfohlen jeweils größere Flächen auszunehmen, damit sich Tiere aus den gemähten Bereich zunächst dorthin zurückziehen können. Eine solche Wechselmahd hilft der Biodiversität, der sich die Stadt Viernheim verpflichtet hat (Projekt Viernheim summt und Nachhaltige Kommune).
Wenngleich in Teilen der städtischen Grünflächen begrüßenswerter Weise eine solche Wechselmahd angewandt wurde, wurden andere große Flächen wie die ökologische Ausgleichsfläche am Bannholzgraben innerhalb eines Tages komplett abgemäht. Was zudem besonders kritisch ist, weil sich dort auch Hecken, Bäume und Sträucher finden, in denen sich Vögel und Insekten zur Brutpflege aufhalten oder Hasen ihre Jungen verteilen. Und diese benötigen und bevorzugen Grünbestand rundherum. Für den BUND ist es nicht nachvollziehbar, dass selbst ökologische Ausgleichsflächen derart rabiat abgenäht werden.
Deshalb mahnt der BUND eine Überarbeitung des kommunalen Pflegekonzeptes für Rasen, Grünland und Wiesen an. Zielvorgabe sollte es sein, möglichst wenig Flächen als Rasen intensiv durch Mähen und Pflegemaßnahmen zu bewirtschaften und immer mehr Flächen zu Grünland und Wiese umzuwidmen mit weniger Pflegeaufwand. Dies würde Kosten senken und der Ökologie Gutes tun. Weil jedoch die Biodiversität durch die seit Jahren zu beobachtenden Mäharbeiten abgenommen hat, ist zu überlegen, gezielt Pflanzenarten einzubringen, die bodentypisch sind. Also z.B. Trockenperioden aushalten, Boden auflockern durch ihr starkes Wurzelwerk oder Wasser im Blätterwerk oder Wurzelballen speichern können. Und natürlich verträglich zur jeweiligen Tierwelt sein sollten. Der BUND ist gerne bereit, seine Fachkompetenz in einen solchen Pflegeplan wieder einzubringen als konkreten Beitrag zur Bürgerbeteiligung.
Bund ov viernheim