Foto: Pfarrerin Dr. Irene Dannemann

Mit wenig Gepäck durchs Leben

„Wir haben losgelassen, was uns gehörte“ – das sagt Petrus, der sein Fischerboot und sein Zuhause hinter sich gelassen hat, um mit Jesus zu ziehen. „Wir haben losgelassen, was uns gehörte“ (Lukas 18,28). Besitz loszulassen, ist schwer. Nach vielen Jahren in eine kleinere Wohnung zu ziehen, bedeutet die Entscheidung, sich von etwas zu trennen. Wie schwer das fällt, habe ich vor gut 6 Jahren durch den Umzug hier nach Viernheim am eigenen Leib erlebt.

Das Loslassen gehört zum Leben der Frauen und Männer, die sich mit Jesus auf den Weg gemacht haben: Sie verlassen ihr Zuhause, lassen Familienangehörige zurück und ziehen zumindest eine Zeitlang mit Jesus umher. Es gibt die, die mitgehen, und es gibt die anderen, die Jesus und seine Gefolgsleute aufnehmen, die Häuser, wo die Gruppe um Jesus Unterkunft, Verpflegung, unterstützende Gemeinschaft findet.

„Wir haben losgelassen, was uns gehörte“ – das erinnert mich an ein Lied der Musikgruppe Silbermond. Sie singt davon, sich von materiellen Dingen zu entlasten, sie loszulassen und wegzugeben: Kleidung, Erinnerungsstücke und Zeugs, das auf der Seele lastet. Ich habe mich angesprochen gefühlt: Was schleppe ich alles mit mir herum, was hebe ich auf? – Und was brauche ich wirklich?

Wenn ich mir vorstelle: In einem Altenheimzimmer gibt es maximal zwei Schränke, in denen Kleidung, Bücher und Andenken unterkommen müssen – dann fühle ich, was radikales Aufräumen, Loslassen und Abgeben bedeuten.

Der Herbst mit den Bäumen, die ihre Blätter abwerfen, damit im Frühjahr Neues wachsen kann: Er zeigt mir die Chance, die im Loslassen liegt. Dass wieder Platz wird für Neues, für Veränderungen.

Die Jesus-Geschichte und das moderne Lied machen deutlich, dass Besitztümer auch belastend, eine Last sind. Radikal, wie er manchmal ist, fordert Jesus dazu auf, das alles hinter mir zu lassen – „um des Gottesreiches willen“. Jesus ruft zu einer neuen Perspektive für das eigene Leben auf: Nicht Besitz und Reichtum sollen im Vordergrund stehen, sondern die Orientierung an Gott, die Liebe zu Gott und zu den Mitmenschen.

Dazu gehört für mich, dass ich mich anderen gegenüber freundlich und respektvoll verhalte, dass ich meinen Glauben an Gott pflege, ein „frommes“ Lied singe, innehalte und einfach mal danke sage mitten an einem schönen Tag.

Und was kann es bei Ihnen sein?

 

Einen gesegneten Sonntag und eine gute kommende Woche wünsche ich Ihnen.

Pfarrerin Dr. Irene Dannemann, Evangelische Christuskirchengemeinde