Wort zum Sonntag von Pfarrerin Dr. Irene Dannemann,
Gott ist gnädig

Einerseits lockt uns die Sonne nach draußen und macht uns fröhlich, andererseits befinden wir uns in der Passionszeit und richten unsere Gedanken auf den Karfreitag hin, als Jesus am Kreuz starb. Dort rief er vom Kreuz herab „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lukas 23, 34). Gnadenlos handelten die, denen Jesus in die Hände fiel. Ihm wurde kein Pardon gewährt. Sie folterten, quälten und töteten ihn. Für die gnadenlos Handelnden und für die Mitläufer, die Gaffer, sogar für uns alle bittet Jesus am Kreuz um Gnade.
In einer gnadenlosen Welt – und so ist unsere Welt bis heute – pocht Jesus Gott gegenüber nicht auf das Recht, dass Gott die Bösen bestrafen möge. Jesus denkt und spricht ganz anders: Er bittet um Gnade. Gnade für die, die ihn verurteilt, verspottet, geschlagen und getötet haben. Jesus bittet um Ent-schuld-igung. Gott möge die Schuld nicht ansehen und bewerten, sondern vergeben.
Damit leuchtet Gottes Gnadensonne mitten in alle Schrecknisse der Welt, mitten in das sinnlose Töten unschuldiger Menschen, mitten in alles Unrecht hinein. Die Botschaft, dass Gott ein ganz anderer Richter ist als die, die wir auf Erden kennen.
Wir sind Begnadigte, freigesprochen aus Gnade – und nicht, weil wir fehlerlos sind oder es „verdienen“ würden. Kaum zu glauben, aber Gott begnadigt uns. Jeden Tag neu. Wir sind seine geliebten Kinder.
Der Segen des Freispruchs wird sich in unserem Leben zeigen: Wenn wir im Mitmenschen Gottes Ebenbild sehen, gelingt es uns, auch den zu respektieren, der uns fremd ist oder uns unfreundlich begegnet.
Gott entschuldigt uns, das kann uns ermutigen, dass auch wir andere entschuldigen.
Ihre
Pfarrerin Dr. Irene Dannemann, Ev. Christuskirchengemeinde Viernheim