Foto: Dr.I:Dannemann

„Alles hat seine Zeit. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit: eine Zeit zum Gebären und eine Zeit zum Sterben, eine Zeit zum Pflanzen und eine Zeit zum Ausreißen der Pflanzen“, so schreibt Kohelet (oder: Prediger) in Kapitel 3, einem Buch der Weisheits-Literatur der Bibel.

 

Wer einen Garten pflegt, lernt: Ich muss neue Pflanzen zu bestimmten Zeiten setzen, wenn sie anwachsen sollen. Auch das Beschneiden und Entfernen von Pflanzen hat eine eigene Zeit. Und der Garten braucht meine Aufmerksamkeit und Zeit, auch wenn ich gerade viel zu tun oder keine Lust habe. Darüber hinaus üben sich Menschen mit Garten darin, immer wieder zu warten und sich zu gedulden.

Aus diesem Garten-Bild können wir etwas für unser Leben lernen: Für jedes Vorhaben gibt es den richtigen Zeitpunkt, es umzusetzen. Wenn er da ist, gilt es, ihn zu ergreifen und zu nutzen. Anderenfalls helfen nur Geduld und Abwarten.

Das fällt manchmal schwerer als gedacht. Dann „brechen wir etwas übers Knie“, treffen eine schnelle, manchmal überstürzte Entscheidung. Der Stress im Berufsleben heizt ein schnelles, beinahe rasantes Tempo an.

Demgegenüber zeigt Kohelet eine andere Sicht aufs Leben. Im Rückblick erkennt dieser weise Mann, dass es in seinem Leben frohe und schwere Lebens-Zeiten gab; und dass es Situationen gab, in denen der passende Augenblick gekommen war und er diesen positiv nutzen konnte.

 

Kohelet ruft uns auf, in der Gegenwart zu leben und die Chance zu nutzen, die jeder Augenblick des Lebens bietet: eine unerwartete Einladung anzunehmen, auch wenn ich eigentlich etwas anderes geplant hatte. An einem sonnigen Abend im Garten zu sitzen, auch wenn eigentlich ein Kino-Besuch beabsichtigt war.

 

Unser Alltag bietet uns manches Mal mehr Möglichkeiten, als wir auf den ersten Blick sehen. Oft denken wir sehr geradlinig und lassen die Vielfalt außer Acht, die uns in unseren Entscheidungs- und Handlungsmöglichkeiten offen steht.

Ich möchte einladen, den Blick für diese Vielfalt zu öffnen, gelassen auf den richtigen Augenblick zu warten und dann beherzt zu entscheiden und zu handeln. Im Bewusstsein: „Alles hat seine Zeit.“

Pfarrerin Dr. Irene Dannemann, Evangelische Christuskirchengemeinde, Bezirk Friedenskirche