Bürgermeister Matthias Baaß (rechts) und Gerhard Mandel beim „Viernheimer Sprachkurs“
Foto: Stadt Viernheim

Viernheim (Stadt Viernheim) – Am Montagmorgen (12. September 2022) fand die Eröffnung der „Woche der Vielfalt“ statt. Den Start des vielfältigen Programms machte ein vom Verein Lernmobil e. V. organisierter Sprachkurs der besonderen Art: „Vorne bis hinne – Vernemerisch erleben und lernen“. Lehrer war Gerhard Mandel, ehemaliger Redaktionsleiter des SWR4 Kurpfalzradios und des Gläsernen Studios auf dem Maimarkt, der den Teilnehmenden aus den Integrationskursen des Vereins den typisch Viernheimer Dialekt im Rahmen eines „Crashkurses“ vermittelte. Prominente Unterstützung gab es dabei von Bürgermeister Matthias Baaß, der in seiner Heimatsprache Rede und Antwort stand.

 

Eben stand noch die deutsche Grammatik auf dem Stundenplan und dann auf dem Apostelplatz hieß es „Vernermerisch“ lernen. Gleich zu Beginn begrüßte Baaß die Anwesenden mit einem herzlichen „Morsche“. Und dann ging es auch gleich weiter mit einem Small Talk zwischen dem Stadtoberhaupt und Gerhard Mandel in Viernheimer Mundart, um den Anwesenden zu demonstrieren, wie der Dialekt der „Vernemer“ klingt. Zum besseren Vergleich schrieb Gerhard Mandel die Wörter in Hochdeutsch und im Dialekt auf eine Tafel und schon da wurde deutlich, wie schwierig es ist, den Dialekt zu verschriftlichen.

 

Sprache des Herzens

Dialekt ist eine gesprochene Sprache, lernten die Anwesenden. „Über die Sprache entstehen zwischen den Menschen Emotionen und Beziehungen“, weiß auch der Bürgermeister und machte dies an dem Beispiel seiner Bürgersprechstunde deutlich. „Ich stelle mich auf den Bürger ein und nutze für das gemeinsame Gespräch entweder den Viernheimer Dialekt oder Hochdeutsch“, so Baaß. „So schaffe ich eine Ebene zwischen mir und der Person“.

 

Auf amüsante Weise zeigte Gerhard Mandel anschließend die Vielseitigkeit des Viernheimer Dialekts auf und wie ein Wort in „Vernemerisch“ gleich eine andere Bedeutung haben kann. Zum Beispiel das häufig in der Viernheimer Umgangssprache genutzte Wort „Allah“. Hier staunten die Anwesenden sehr, dass es sich dabei um einen Viernheimer Abschiedsgruß handelt. Denn dieses Wort kannten sie nur aus dem religiösen Kontext, hatten

 

es aber schon des Öfteren in Viernheim gehört und nie zuordnen können. „Die Betonung dieses einzigen Wortes verändert die Bedeutung“, so Mandel.

 

Der Viernheimer Dialekt schafft es aber auch, mit wenigen Worten etwas auszudrücken, wofür sonst eine wesentlich umfangreichere Beschreibung nötig wäre, wie zum Beispiel beim „Klore Kerl“ (positive Beschreibung eines Menschen). Hier wird mit nur zwei Worten eine ganze Persönlichkeit beschrieben, was in Hochdeutsch so nie möglich wäre. „Dialekt kommt von Herzen“, so Mandel.

 

Es war ein sehr kurzweiliger Vortrag, der zu Ende ging mit den Worten „Allah bis ball“. „Bis bald soll es sein“, wie Larysa Kay- Kulakowski, Leiterin des Erwachsenenbereiches, Gerhard Mandel das Versprechen abnahm, den Sprachkursteilnehmenden weitere Kenntnisse der „Vernermer“ Sprache zu vermitteln, denn sichtlich hatten alle großen Spaß gehabt.

 

Zuwanderung mitzugestalten ist das große Ziel des Vereins Lernmobil e. V. Integration ist ein wechselseitiger Prozess, der sowohl von den alteingesessenen wie den zugewanderten Viernheimer Bürgerinnen und Bürgern mitzugestalten ist. In diesem Kontext stand auch der „Crashkurs“ der Viernheimer Mundart: Die zugewanderten Neubürger lernen die Sprache der Alteingesessenen. Ziel des Kurses ist es, über die Sprache des Ortes, in dem die meist neuzugezogenen Menschen leben, Emotionen entstehen zu lassen, aber auch Missverständnisse auszuräumen.