Bei der Vorstellung des Straßenzustandsmonitoring anlässlich des Digitaltags 2024 (v.l.n.r): Reiner Pfuhl (Klimaschutzmanager des Kreises Bergstraße), Corinna Simeth (Leiterin der Abteilung Grundsatz- und Kreisentwicklung), Landrat Christian Engelhardt, Sascha Bocksnick (Technischer Geschäftsführer ZAKB), Uwe Kanter und Roland Lulay (Mitarbeiter des ZAKB).
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Kreis Bergstraße (kb) Wie erhalten die Kommunen unseres Kreises möglichst schnell und transparent Informationen über den Zustand ihrer Straßen? Wo liegen bereits große Schäden vor, die eine baldige Sanierung erfordern? Welche Bereiche weisen nur oberflächliche Defekte auf, die aufgrund zeitnaher Ausbesserung größere wirtschaftliche Aufwendungen vermeiden und somit auch ressourceneffizient sind? Gibt es eine Plattform, die alle relevanten Daten mit möglichst wenig Aufwand für die Kommunen bereitstellen kann?

 

Im Rahmen des jährlich und bundesweit stattfindenden Digitaltags, welcher 2019 von der Initiative „Digital für alle“ gegründet wurde, um die Teilhabe der Gesellschaft am digitalen Wandel zu verbessern, stellten Landrat Christian Engelhardt, der hauptamtliche Kreisbeigeordnete Matthias Schimpf und die Abteilungsleiterin von Grundsatz- und Kreisentwicklung, Corinna Simeth das Projekt Straßenzustandsmonitoring vor.

 

Die Idee, den Straßenzustand im Kreisgebiet möglichst effizient und transparent zu erfassen und auszuwerten, entstand bereits vor zwei Jahren bei der Jubiläumsfeier des Zweckverbandes Abfallwirtschaft Kreis Bergstraße (ZAKB). „Warum sollen Müllfahrzeuge, welche sowieso den größten Teil des Kreisgebietes abfahren, nicht auch Daten über den Zustand unserer Straßen erfassen?“, so Matthias Schimpf. Im Rahmen des Programms „Starke Heimat Hessen“, das vom Hessischen Ministerium für Digitalisierung und Innovation auf zwei Jahre mit einer Förderquote von 90 Prozent ausgelegt wurde, konnte die Idee im April 2023 in Kooperation mit dem ZAKB in die Realität umgesetzt werden. Die Erfassung des Straßenzustands ist ein Teil des Projekts „Smarter Kreis Bergstraße“, das vom Digitalministerium mit rund 900.000 Euro gefördert wird.

 

„Künstliche Intelligenz kann in vielen Bereichen wertvolle Unterstützung leisten und unser Leben erleichtern. Automatisierte Prozesse, wie die digitale Straßenzustandserfassung mit Müllfahrzeugen, können Mitarbeiterkapazitäten schonen und Zeit sparen. Gleichzeitig hilft die Digitalisierung, Prozesse effektiver und schneller zu gestalten. Dies ist für alle von Vorteil – sowohl für Beschäftigte, als auch Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen“, sagte Hessens Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus in Wiesbaden.

 

Die Software VAISALA Road AI von der Firma GSA GmbH ermöglicht es, bei der Befahrung im Kreisgebiet die Straßen per Video aufzunehmen. Hierfür reicht es bereits aus, ein Smartphone mittels geeigneter Befestigung in der Führerkabine des Abfallsammelfahrzeugs zu platzieren und die entsprechende Route abzufahren. Mit einer speziell entwickelten App wird das Videomaterial sowie Daten über Erschütterungen während der Fahrt erfasst und bei der Rückkehr per WLAN automatisch auf den Server hochgeladen. Hierbei werden DSGVO-konform Personen und Kennzeichen zensiert. Anschließend wertet die KI den Zustand aus dem Videomaterial aus und stellt diesen grafisch auf einer geschützten Webseite zur Einsicht und Bearbeitung bereit.

 

„Sobald alle Datensätze zu unseren Straßen vorliegen, erhält jede Kommune einen Zugang zu der Plattform, um sich ein eigenes Bild vom Zustand ihrer Straßen machen zu können um entsprechend Ausbesserungen sowie Sanierungen zu priorisieren“, erklärte Landrat Christian Engelhardt. „Somit ist es möglich, zukünftige Ausgaben in die Infrastruktur objektiv zu entscheiden. Außerdem wird die Straßenzustandsentwicklung durch das Monitoring genau beobachtbar – schließlich sollen zweimal im Jahr aktuelle Datensätze entstehen“.

 

„Durch die KI-gestützte Einteilung nach Schwere des vorliegenden Schadens werden vor allem auch zeitnahe Reparaturen möglich, die eine spätere Komplettsanierung vermeiden und somit nicht nur monetär den jeweiligen Haushalt entlasten, sondern auch nachhaltig Ressourcen einsparen“, fügte Corinna Simeth hinzu