Geschäftsführer der Stadtwerke Weinheim sieht große Herausforderungen für Energieversorger in den Turbulenzen des Energiemarkts und dem Fachkräftemangel

Foto: Stadt Weinheim

Weinheim (Stadt Weinheim) Alexander Skrobuszynski fühlt sich angenommen: von den Gesellschaftern und Mitarbeitenden der Stadtwerke Weinheim sowie von den Kundinnen und Kunden. Seit 100 Tagen ist er als neuer Allein-Geschäftsführer im Amt, davor hat er seinen Vorgänger Peter Krämer drei Monate begleitet und das Unternehmen kennengelernt. Gemeinsam mit den Mitarbeitenden hat er zum Jahresbeginn einen Strategieprozess angestoßen, damit die Stadtwerke Weinheim auch in 20 Jahren noch so gut und stabil dastehen wie heute. „Entwicklungen werden immer dynamischer, Zukunft weniger planbar“, sagt er und fügt an: „Gründe hierfür liegen in globalen Ereignissen, aber auch in bundes- und landespolitischen Versäumnissen der Vergangenheit. Diese machen uns hier in Deutschland verletzlicher, das hat die aktuelle Energiekrise sehr deutlich gemacht.“

 

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der politischen Wirren, insbesondere in Osteuropa, hätten gezeigt, wie wichtig es sei, die Energiewende zu forcieren, um unabhängiger von Energieimporten zu werden und somit eine hohe Versorgungssicherheit weiterhin gewährleisten zu können – von der Notwendigkeit des Klimaschutzes ganz abgesehen. „Die Rolle von Stadtwerken hierbei wird immer wichtiger“, erklärt er. Gleichzeitig stünden Stadtwerke vor weiteren großen Herausforderungen: „Die Risiken für die Energiebeschaffung werden durch die Unsicherheiten am Markt immer größer. Diese Risiken gilt es ganz besonders gut abzusichern“, meint der 42 Jahre alte Bergsträßler, der in der Region tief verwurzelt ist und mit seiner Familie hier lebt.

 

Zudem übertrage der Staat immer mehr hoheitliche Aufgaben an die Privatwirtschaft wie etwa die Umsetzung der Energiepreisbremse zur Entlastung der Bürgerinnen und Bürger. „Das ist ein immenser zusätzlicher IT- und Verwaltungsaufwand, den Energiedienstleister ohne Gegenleistung erbringen müssen.“ Parallel dazu steige durch die komplexen politischen Rahmenbedingungen für Energiewende und Klimaschutz der Beratungsbedarf der Kundinnen und Kunden. Und auch Stadtwerke würden vor der Herausforderung stehen, sich für die aktuellen und künftigen Aufgaben genügend Fachpersonal zu sichern.

 

„Ich bin in der glücklichen Situation, Geschäftsführer eines Stadtwerks geworden zu sein, das personell, qualitativ und finanziell hervorragend aufgestellt ist. Für diese gute Ausgangsposition werde ich von Etlichen beneidet“, erklärt der Wirtschaftswissenschaftler und Informatiker Alexander Skrobuszynski. Jetzt gelte es, daran anzuknüpfen und die Zukunft gemeinsam mit den Mitarbeitenden zu planen und zu gestalten. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass uns das gelingt. Hier im Haus herrscht Aufbruchstimmung. Alle ziehen mit“, fasst er die Stimmung bei den Stadtwerken zusammen. Die Kick-off-Veranstaltung für den Strategieprozess mit mehr als 100 Mitarbeitenden hat bereits stattgefunden, der erste Workshop im Kernteam zur Vision 2030 hat kürzlich den Weg weiter definiert, den es gemeinsam zu beschreiten gilt.  

 

Kundenservice wird noch wichtiger

Geplant ist zum Beispiel bereits, die Kommunikation mit Kundinnen und Kunden weiter auszubauen: Dazu zählen neben persönlicher Beratung mehr Online-Dienste, eine optimierte Steuerung der telefonischen Erreichbarkeit und textbasierte Dialogsysteme wie ein Chatbot. „Der Beratungsbedarf für die persönliche Energiewende steigt, ebenso der Informationsbedarf zu den gesetzlichen Rahmenbedingungen und Entlastungspaketen“, informiert er. Er meint: „Ich will hier aber keine Kosmetik, sondern Qualität. Deshalb wird die Umsetzung noch ein bisschen dauern. Wir haben mit den Energiepreisbremsen aktuell viele Ressourcen im Team einfach gebunden.“ Das Aufkommen an Anfragen im Kundenservice sei um ein Vielfaches gestiegen im Energiekrisenjahr. Vereinzelt komme es dadurch aktuell auch zu längeren Wartezeiten. „Das bitte ich zu entschuldigen“, sagt er. 

 

Menschen sollen beim Ausbau der Erneuerbaren Energien beteiligt sein

Die Aufgabe laute jetzt: Gutes bewahren und Neues entwickeln. Insbesondere gelte es, neue, zukunftsfähige Geschäftsfelder aufzubauen, die weniger abhängig von der Energieinfrastruktur seien. Das könnten beispielsweise unterschiedlichste Dienstleistungen sein, für die die Kompetenz bei den Stadtwerken bereits da ist oder ausgebaut werden kann. Klar sei auch bereits, dass die Stadtwerke Weinheim die Strom- und Wärmeerzeugung aus Erneuerbaren Energien weiter ausbauen würden.

Bereits angefasst hat Alexander Skrobuszynski zum Beispiel eine Weiterentwicklung des Risikohandbuchs und die Implementierung eines Fördermanagements. „Für das Gelingen der Energiewende müssen Stadtwerke extrem viel Geld in die Hand nehmen“, erläutert Alexander Skrobuszynski und ergänzt: „Um diese extrem hohen Investitionen stemmen zu können, ist es erforderlich, die öffentlichen Fördermittel maximal gut zu nutzen – und zwar spartenübergreifend.“ In einem ersten Schritt hat der SWW-Chef daher eine zentrale Instanz für Fördermanagement im Unternehmen geschaffen. „Wir müssen auch über andere, neue Finanzierungsmodelle nachdenken, beispielsweise Bürgerbeteiligungen. Ich möchte gern die Menschen in der Region mehr für den Ausbau Erneuerbarer Energien gewinnen. Mein Wunsch ist: viel mehr Partnerschaft mit der Bürgerschaft und unseren Kundinnen und Kunden“, erklärt er. 

 

Zukunftsgestaltung braucht partnerschaftliche Zusammenarbeit

Alexander Skrobuszynski legt im Umgang mit der Belegschaft großen Wert auf Transparenz, ein vertrauensvolles Miteinander und eine hohe Eigenverantwortlichkeit der Kolleginnen und Kollegen. „Ich will möglichst alle mitnehmen auf dem Weg in die Zukunft“, betont er. Dem Aufsichtsrat und ihm gehe es um eine Zukunftsplanung mit Weitblick, nicht um kurzfristige Optimierung. Die gemeinsame Arbeit mit dem Aufsichtsrat sei sehr konstruktiv und kooperativ, resümiert er. „Wir gehen alle sehr offen miteinander um, das ist schön und mir sehr wichtig“, gesteht er und fügt an: „Die Weichen für die nächsten Jahre zu stellen, ist eine Gemeinschaftaufgabe, das funktioniert nur in einer guten partnerschaftlichen Zusammenarbeit intern wie mit externen Akteuren. Deshalb habe ich im Unternehmen zum Beispiel auch allen das ‚Du‘ angeboten.“

 

Stadtwerke bieten attraktive Arbeitsplätze in nachhaltiger Zukunftsbranche

Um auch in Zukunft genügend kompetente und motivierte Fachkräfte für die großen Aufgaben zu haben, will Alexander Skrobuszynski noch mehr in die eigene Ausbildung investieren. „Wir bieten in einer absoluten Zukunftsbranche ebenso hochspannende wie sichere und attraktive Arbeitsplätze mit sinnstiftenden Aufgaben und beruflicher Karriereperspektive“, wirbt er. Vor allem technisch interessierte und IT-affine junge Leute seien herzlich willkommen.