Foto: Stadt Weinheim

 

Foto: Stadt Weinheim

Weinheim (Stadt Weinheim) –  „Jede Kilowattstunde, die wir jetzt bereits einsparen können, wird uns in den nächsten Monaten helfen.“ Mit diesem Appell, verschickt vom städtischen Energieteam an die Hausmeister der Weinheimer Schulgebäude, hat die Stadt eine neue Stufe des Sparens in der Energiekrise angesteuert. Für die zuständigen Hausmeister und Gebäudeverantwortlichen hat Patrick Walter, der Referent des Ersten Bürgermeisters, auch dieses Jahr wieder eine ausführliche Checkliste „Ferieneinstellungen“ verteilt. Damit haben die Hausmeister und – techniker in den Tagen vor dem Beginn der großen Ferien systematisch alle Energienutzungen kontrolliert und – wo möglich – reduziert oder ganz abgeschaltet. So werden die Schulen – noch mehr als ohnehin schon – in den Ferien energetisch so weit es geht „heruntergefahren“. Und man glaubt kaum, welche Verbraucher in so einem großen Schulgebäude vorhanden sind – sichtbar oder unsichtbar.

Bei den meisten Hausmeistern stieß der Appell aus dem Rathaus offene Türen ein. Wie zum Beispiel beim Haustechnik-Team der Dietrich-Bonhoeffer-Schule. Das Gebäude des Schulverbundes inklusive der Sporthalle ist der größte Gasverbraucher unter den städtischen Immobilien. Der Hausmeister-Raum neben dem Eingang zur Grundschule gleicht eher einer Technikzentrale. Sven Kalpin und Thorsten Stadler sitzen vor ihren Monitoren und beobachten die Versorgungsleitungen im Haus. Beide sind erfahrene Handwerker und Techniker; Kalpin ist als Heizungsbauer vom Fach. Ihnen entgeht nichts.

Durch eine baumstammdicke Leitung strömt das Gas ins Gebäude. Es handelt sich um Dimensionen, die sich ein privater Hausbesitzer kaum vorstellen kann.

180 Meter lang sind die Flure des Schulgebäudes, rund 100 Räume hängen an den Wärmeleitungen. Jeder einzelne kann programmiert und je nach Nutzungszeiten individuell beheizt werden. Schon bislang haben die Hausmeister während der Heizperiode genau darauf geachtet, dass die Raumtemperatur nicht über 21 Grad liegt – bisweilen durchaus im Disput mit Lehrkräften und Schülern. Wer ein solches Gebäude betritt und erkundet, kann nachvollziehen, dass ein Grad Reduzierung schon sechs Prozent der Heizkosten ausmachen kann. Und bei Gebäuden dieser Größenordnung ist das gleich eine beachtliche Größenordnung. Bis zu 200 000 Kilowattstunden verbraucht die komplette DBS in einem Wintermonat, teilweise rund 10 000 Kilowattstunden an einem einzelnen Wintertag. Dies ist vergleichbar mit dem Jahresenergieverbrauch eines Zwei-Personen-Haushaltes.

In den Sommerferien lag der Verbrauch in den letzten Jahren aufgrund der notwendigen Warmwasserbereitung immer noch bei etwa 30 000 bis  35 000 Kilowattstunden , im Vergleich dazu verbraucht ein Einfamilienhaus je nach Wohnfläche etwa 20 000 bis 40 000 Kilowattstunden im Jahr.

„Schon seit vielen Jahren wird in den Schulen der Energieverbrauch in den Ferien drastisch gesenkt“, erklärt Patrick Walter. Aber in den Sporthallen konnte zum Beispiel beim Vereinssportbetrieb noch warm geduscht werden. Auch das ist jetzt nicht mehr möglich. Das gilt auch für die Sportanlagen und den Waidsee. Übrigens, gereinigt wird das Schulgebäude schon länger mit kaltem Wasser. Hochentwickelte Reinigungsmittel machen es möglich.

Auch die kleinsten Stellschrauben wurden gedreht: Die Abluftanlagen in den Toiletten wurden außer Betrieb genommen, sogar die zeitgesteuerten Urinal-Schaltungen sind nun aus, die Untertischboiler in den Fachräumen bleiben kalt, automatische Jalousien sind ausgeschaltet – alle Elektrogeräte sind vom Netz genommen. „Wir sind durchgegangen, da brennt kein rotes Stand by-Lämpchen mehr“, berichtet Thorsten Stadler.

Nur noch dort, wo Fluchtwege notdürftig beleuchtet werden müssen, brennen Notleuchten.

Weinheims Schulen sind energetisch ganz tief in den Ferien.