Foto: Stadt Weinheim
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Weinheim (Stadt Weinheim) –  Er stammt aus dem 18. Jahrhundert und hilft gegen nasse Füße: Der reaktivierte und wiederhergestellte „Wasserlösungsstollen“ am Besucherbergwerk Grube Marie in der Kohlbach im Wald des Weinheimer Ortsteils Hohensachsen. Mit einer kleinen Feier am Freitagmorgen stellten die engagierten Hobby-Bergwerker der AG Altbergbau ihr neues Projekt der Öffentlichkeit vor.

Als „Wasserlösungsstollen“ bezeichnen die Bergleute seit Jahrhunderten Stollen, die ausgehend von einem Bergwerk leicht abfallend das in der Grube anfallende Grundwasser einem Gewässer zuleiten. Der Wasserlösungsstollen der Grube Marie ist rund 300 Meter  lang und wurde zwischen 1740 und 1746 und 1771 und 1776 erbaut. Während der Hauptbetriebsphase des Bergwerkes im 18. Jahrhundert liefen durch ihn die Grubenwässer in den Kohlbach ab. Bei allen späteren Bergbauversuchen im 19. und 20. Jahrhundert wurde der Stollen wieder geöffnet, um die Grube trockenen Fußes neu untersuchen zu können.

Der Wasserlösungsstollen erfüllte jedoch noch eine zweite wichtige Aufgabe. Durch seinen tiefen Ansatzpunkt führte der natürliche Temperatur- und Druckunterschied zwischen Berg und Tal zu einer Luftzirkulation im Bergwerk, die als „Bewetterung“ für die Arbeit in der Grube unverzichtbar war.

AG-Sprecher Jochen Babist stellte die erneute historische Errungenschaft seiner Gruppe vor. Bürgermeister Dr. Torsten Fetzner lobte die ehrenamtliche Arbeit der Bergwerker und betonte, dass die Gruber einerseits eine Attraktion für Besucher und Touristen sei, aber ebenso eine authentische Geschichtsstunde für die Menschen aus Weinheim.

Die AG Altbergbau baut die Grube Marie in der Kohlbach seit Jahren immer weiter aus und steigert dadurch deren Attraktivität für Besucher. Mit der Eröffnung der oberen Sohle der Grube Marie als Schaustollen im Jahr 2008 (ausgezeichnet als „Geotop des Jahres“ 2017 und Gewinner des Wettbewerbs „Landschaft in Bewegung“ der Metropolregion Rhein-Neckar 2016) wurden auch Kontrollgänge in den tieferen Teilen der Grube notwendig. Diese Kontrollen und Forschungsarbeiten waren jedoch bislang durch die schlechte Belüftung in den Sommermonaten und den hohen Wasserstand in der Grube behindert, eine Befahrung nicht möglich. Mit der 2021 erfolgten Wiedereröffnung des zusammengestürzten Wasserlösungsstollens werden diese Verhältnisse nun verbessert werden. Es entstehen so ein Rettungszugang zur Tiefsohle und eine Verbesserung des Fledermaus-Winterquartiers, das eine größere Temperaturvariabilität für die Winterruhe unterschiedlicher Arten aufweisen wird.

Jochen Babist betonte: „Die Arbeitsgemeinschaft Altbergbau Odenwald, die die Arbeiten nur dank der großen Unterstützung lokaler Baufirmen und einer durch die Stadt Weinheim und den UNESCO Global Geopark Bergstraße-Odenwald getragenen Projektfinanzierung umsetzen konnte, möchte sich bei allen Beteiligten herzlich bedanken.“