Weinheim: „Für eine Kerwe, die alle froh macht“
Marcel Gräber übergab die Online-Petition an die Stadt – OB Just sucht Gespräch mit Anwohnern und Straußwirtschaftsbetreibern
Weinheim (Stadt Weinheim) – „Wir sind über jedes positive Bekenntnis zur Kerwe froh, und wir finden es klasse, dass Marcel Gräber die Initiative ergriffen hat, nun haben wir eine gute Basis für Gespräche in den kommenden Wochen.“ Mit diesen Worten hat Weinheims Pressesprecher Roland Kern am Freitag rund 4000 digitale Unterschriften einer Online-Petition entgegengenommen, in der sich viele Menschen für eine „vielfältige Kerwe“ aussprechen. „Die Weinheimer Kerwe ist ein wunderbares Fest und trägt wesentlich zum Bekanntheitsgrad Weinheims bei. Darauf sind wir stolz, und das soll sich auch nicht ändern“, bekräftigte er.
Die Petition war in den Sozialen Netzwerken zustande gekommen, nachdem die Stadt gegenüber einer Anwohner-Initiative angekündigt hatte, die Regeln der Kerwesatzung entschiedener durchzusetzen – insbesondere was die Lautstärke durch eine Außenbeschallung auf die Gassen der Altstadt angeht.
Denn nach der 2022er-Kerwe hatten sich Anwohner mit einer Unterschriftenliste an die Stadt gewandt. Oberbürgermeister Manuel Just hatte daraufhin angekündigt, das Ordnungsamt werden die Lautstärke an neuralgischen Punkten des Gerberbachviertels in den Blick nehmen. Intention der Stadt: Eine gerichtliche Auseinandersetzung um die Kerwe müsse unbedingt vermieden werden. Beispiele aus anderen Kommunen zeigten, so Kern, dass es den Volksfesten schadet, wenn es nicht gelingt, bei den Anwohnern eine Akzeptanz zu erreichen.
Er betonte bei der Entgegennahme der Petition: „Auf diese Beschwerden müssen wir reagieren und die Menschen ernst nehmen. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, zwischen den Wünschen und Bedürfnissen der Straußwirtschaftsbetreiber, der Kerwegäste und der Anwohner eine Balance herzustellen.“ Niemand in der Stadtverwaltung, so der Pressesprecher, habe den Plan, die Kerwe so reduzieren oder maßregeln, dass sie ihren Volksfestcharakter, die Fröhlichkeit und die Anziehungskraft in die Region hinaus verliert. Kern: „Die Kerwe ist kein Kaffeekränzchen. Die Mischung zwischen Brauchtum und Straßenparty macht die Kerwe aus – und das soll auch so bleiben! Er stellte auch klar: „Es handelt sich nicht um ein neues Kerwekonzept, wie es leider immer wieder beschrieben wird.“ Es gehe vielmehr um eine Einhaltung der Regeln für ein gutes Miteinander – und damit um eine gute Zukunft für die Kerwe.
Er kündigte an, dass es noch im Frühjahr ein vermittelndes Gespräch von OB Manuel Just mit den Anwohnern und Straußwirtschaftsbetreibern geben wird. Nach den Diskussionen der vergangenen Tage haben beide Seiten signalisiert, dass sie gesprächsbereit sind. Auch Marcel Gräber erklärte, dass er mit der Petition und dem daraus resultierenden Nachdruck eine offene Kommunikation der Beteiligten erreichen wollte. „Jetzt habe ich das Gefühl, dass Bewegung in die Diskussion gekommen ist“, freute er sich. Das sei sein Ziel gewesen. Kern und Gräber gaben sich die Hand darauf: „Wir wollen beide eine Kerwe, die alle Menschen froh macht, und bei der sich am Montagabend alle in die Augen schauen können und sagen: so machen wir weiter.“
Die Anwohner haben erklärt, dass auch sie ein gerichtliches Vorgehen vermeiden möchten. Wenn im Mai und Juni die Anmeldungen für Straußwirtschaften „hoffentlich zahlreich und vielfältig eingehen“, so Kern, werde das Ordnungsamt jeweils Gespräche über eine Lärmentwicklung führen und gegebenenfalls ein Beschallungskonzept fordern. Dort wo Lautsprecherübertragung im Gerberbachviertel nach innen nicht möglich ist, müsse ein Konzept abgestimmt werden, das auch kontrollierbar und für die Anwohner zumutbar sei.
In diesem Zusammenhang bedauerte Kern, dass in der Öffentlichkeit der Eindruck entstanden ist, ausgerechnet die IG Marktplatz sei gegen den Volksfest-Charakter der Kerwe. Er stellte klar: „Das ist mitnichten so. Der Marktplatz soll und wird ein Mittelpunkt der Kerwe bleiben.“ Aber die Stadtverwaltung begrüße die Initiative der IG Marktplatz, dort besondere kulturelle und kulinarische Angebote zu machen. Das werde die Vielfalt der Kerwe steigern.