Foto: Stadt Weinheim

Weinheim (Stadt Weinheim)Es war ein Geburtstagsgeschenk am Vorabend seines 47. Geburtstages: Der Bauingenieur und Immobilienökonom Andreas Buske wird neuer Erster Bürgermeister und Technischer Dezernent in der Großen Kreisstadt Weinheim.  Er tritt am 1. August die Nachfolge des promovierten Bauingenieurs Dr. Torsten Fetzner an, der nach 18 Jahren in den Ruhestand tritt.

 

„Strukturgeber, Umsetzer und Zukunftsgestalter

Andreas Buske, der in Lützelsachsen aufgewachsen ist und Weinheim als seine „Herzensstadt“ bezeichnet, beschrieb sich selbst als „Strukturgeber, Umsetzer und Zukunftsgestalter“. Buske, der am Tag nach seiner Vorstellung seinen 47. Geburtstag feiert, lebt seit 2018 mit seiner Familie in München. Er ist. Aktuell leitet er bei der Flughafen München GmbH die Geschäftseinheit Immobilien Airport City. „Das ist eine ganze Stadt, mit Geschäftsgebäuden, Wohnungen und Kindertageseinrichtungen, etwa mit einem Etat der Stadt Weinheim“, beschrieb er. Zuvor war der Familienvater über zwölf Jahre bei der MVV Energie AG in verschiedenen Positionen tätig. Dort habe er auch Verwaltungsaufgaben kennengelernt.

Buske stellte sich als Kandidat vor, der tagtäglich im Spannungsfeld zwischen Kreativität und Kostenstruktur arbeitet, ebenso zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Flächenverbrauch. Auch das Flughafenareal werde unter Beachtung  dieser Spannungsfelder entwickelt. Dort habe er auch die Anforderungen der Nachhaltigkeit und der Energieeinsparung zu beachten sowie der soliden Haushaltsführung. Persönlich stehe er für ein gelingendes Miteinander im Team. Aufgabe von Führung sei es, so Buske, durch Werte, Ziele und Weiterbildung die Kollegen in die Lage zu versetzen, eine gemeinsame Leistung zu erbringen. Er versprach: „Sie erhalten einen verlässlichen und führungsstarken Brückenbauer, der mit Ihnen zusammen Weinheim bewahren und entwickeln möchte.“ In seiner derzeitigen Tätigkeit habe er bereits Erfahrungen bei den Themen der Bürgerbeteiligung gesammelt. Diese finde er sehr bereichernd.

Im Austausch mit dem Gemeinderat bekräftigte er, ein Mensch und Förderer des bürgerschaftlichen Engagements mit Vernetzungskompetenz  zu sein, der in der Stadt auch soziale Aufgaben übernehmen will. Buske zeigte sich über Weinheimer Themen durchaus informiert und gut vorbereitet, kannte zum Beispiel die Kernthemen der Zukunftswerkstatt, äußerte sich zu Leerständen in der Innenstadt, zur Fachkräfteanwerbung und zur Situation in den Ortsteilen.

 

Es war sehr knapp geworden am Weinheimer Ratstisch. „Wir haben drei hochqualifizierte Personen gesehen“, fasst Oberbürgermeister Manuel Just zusammen. „Andere Kommunen wären froh gewesen, es hätte sich nur ein Kandidat dieser Qualität beworben“, so der OB.

Nach dem ersten Urnengang kam es zu einer Stichwahl. Andreas Buske bekam elf Stimmen, Karin Fendler 13 Stimmen und Patrick Walter neun Stimmen aus dem Gremium. Das hieß: Niemand hatte die absolute Mehrheit hinter sich, die zu diesem Zeitpunkt erforderlich gewesen wäre. Buske und Fendler kamen eine „Runde“ weiter. Dann fiel die Entscheidung in einem zweiten Wahlgang. Da fielen auf Buske 17 Stimmen, auf Fendler 16 Stimmen.

Zuvor hatten sich die Kandidatin und die Kandidaten in alphabetischer Reihenfolge im Gremium präsentiert und den Fragen aus dem Gremium gestellt.

 

 „Menschen zusammenbringen und vernetzen“

 

Die 40-jährige Karin Fendler aus Karlsruhe verwies auf Auslandstätigkeiten als Bauleiter in der Schweiz und als Stadtplanerin in China. Ihre Heimat sei allerdings die Bergstraße. Sie absolvierte ihr Ingenieurstudium an der Technischen Universität Karlsruhe (KIT) in der Fachrichtung Architektur. Vor fünf Jahren übernahm sie Personalverantwortung und die Leitung des Sachgebietes „Objektmanagement“ bei der Karlsruher Stadtverwaltung. Ihr obliegt als hauptverantwortliche Projektleiterin die „Strategie zur nachhaltigen Sanierung der städtischen Gebäude“. Geboren wurde Fendler in Heppenheim, ihre Eltern leben heute in Bensheim. Die Zweiburgenstadt kenne sie schon aus ihrer Kindheit.

In Weinheim sehe sie ein „wahnsinnig großes Potential“ durch eine sehr aktive und großartige Bürgerschaft. Innerhalb der Stadt seien bereits wichtige Weichen gestellt wie die Zukunftswerkstatt, das Klimaschutzkonzept und andere Beteiligungsformate, ebenso die Wärmeplanung. Die kommunale Verantwortung für Schul- und KiTa-Gebäude hob sie besonders hervor,. Sie werde sich für verlässliche Rahmenbedingungen für die Wirtschaft einsetzen und für eine sichere, klimafreundliche und unabhängige Energieversorgung vor Ort.

Mobilität sei das zentrale Anliegen für die Zufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger. Die sichere und barrierefreie Mobilität sei ihr besonders wichtig. Auch werde sie mit der Bahn „in Diskussion“ gehen, um die Weinheimer Verbindungen im Personen- und Güterverkehr zu verbessern. Sie betonte, dass sie für Kontinuität stehe, weil sie als Architektin fachlich ebenso erfahren sei wie in Verwaltungsangelegenheiten. Die Kunst des konstruktiven Miteinanderstreitens sei ihr besonders wichtig. Menschen zusammenzubringen und zu vernetzen sei ihr ein Anliegen. Sie wolle der Motor sein für ein Miteinander zwischen Verwaltung, Politik und Bürgerschaft. Auf Nachfrage betonte sie, dass sie seit ihrem Eintritt in eine Stadtverwaltung keine Parteiämter bei den Grünen wahrnehme  und Ansprechpartnerin für alle Bürgerinnen und Bürger sein wolle. Bürgerbegehren seien Teil der gelebten Demokratie.

 

„Vermittler, Moderator und Brückenbauer“

 

Patrick Walter zeichnete eine Vielfalt von ehrenamtlichen Tätigkeiten nach, sowie seine Arbeit in technischen Ämtern der Stadtverwaltung. Im Technischen Dezernat der Weinheimer Stadtverwaltung fühle er sich zuhause. Es sei ihm ein Anliegen, mit den Kolleginnen und Kollegen, auch als Führungskraft und Vorgesetzter gut zu kooperieren.

Er betonte, dass er mit den Menschen „innerhalb und außerhalb der Verwaltung“ einen offenen Austausch pflegen will. Es sei wichtig, bei den Bürgern eine größtmögliche Akzeptanz für das Handeln der Verwaltung herzustellen. Dem Ersten Bürgermeister komme dabei die Rolle des Vermittlers, des Moderators und Brückenbauers zu. Dabei habe Dr. Torsten Fetzner eine wichtige Aufgabe erfüllt, an der er – Walter – sich orientieren wolle. Schon jetzt stehe er im engen Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern, beim Aufbau einer Ehrenamtsplattform, anderen Beteiligungsformen und beispielsweise bei der Koordinierung der Bürgeranfragen auf „Sags-doch“. Die besonderen Herausforderungen in der Zukunft, so Patrick Walter, lägen in den Querschnittsaufgaben. Da er die Strukturen der Verwaltung gut kenne, fühle er sich in der Lage, diese Schnittmengen zu überwinden. Seine Erfahrungen im Bereich des Klimaschutzes und des Energiemanagements, aber auch beim Projektmanagement bei Baugebieten seien ihm dabei hilfreich. Insgesamt sehe er die Weinheimer Stadtverwaltung sehr gut aufgestellt. Für ihn biete die Stadtverwaltung eine vertrauensvolle Basis. 

Er setzte einen Schwerpunkt – mehr als die anderen beiden Kandidaten – neben den fachlichen Qualitäten auf die charakterlichen und persönlichen Eigenschaften sowie auf die Kenntnisse von den Strukturen der Stadtverwaltung und deren Entscheidungsträgern. Drei Punkte hob er besonders hervor: einen offenen und sachlichen Austausch mit der Stadtgesellschaft und zielorientierte Bürgerbeteiligung, optimierte Abläufe im Technischen Dezernat und an den Schnittmengen zu anderen Ämtern, sowie die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat. Dr. Fetzner habe Vertrauen und Akzeptanz erworben, in diesem Sinne wolle er weiterarbeiten. Ehrenamtliches Engagement sei ihm besonders wichtig, auch persönlich sei er in Vereinen verantwortlich organisiert. „Das Ehrenamt macht eine Stadt lebenswert“, betonte er. Auch da wolle er in die Fußstapfen seines Chefs treten. Die Schaffung günstigen Wohnraums sei eine der größten Herausforderungen der Zukunft. Da müsse man offen sein für neue Ideen.

Der 35-jährige Verwaltungsexperte Patrick Walter, Eigengewächs der Weinheimer Stadtverwaltung,  ist seit über sieben Jahren Referent von Dr. Torsten Fetzner. In der Weinheimer Verwaltung  hat er bereits seine Ausbildung absolviert und zunächst die mittlere Verwaltungslaufbahn eingeschlagen. Nach einer Weiterbildung konnte Walter in den gehobenen Dienst aufsteigen. Er leitete verschiedene Projektgruppen, unter anderem zum Gewerbegebiet Bergstraße/Langmaasweg sowie die ämterübergreifende Arbeitsgruppe zur Energiekrise. Eine große Schar von Sitzungsbeobachtern aus der Stadtverwaltung dürften vor allem wegen seiner Kandidatur in den Sitzungssaal gekommen sein.