Henning Hesselmann, Heimleiter des Betreuungszentrums in Weinheim, im Interview über einen Umzug mit 192 Bewohnern in Corona-Zeiten

Henning Hesselmann, Heimleiter des Betreuungszentrums in Weinheim .
Foto: GRN

Weinheim (GRN) – 192 Bewohner ziehen am Samstag ins neue GRN-Betreuungszentrum in die Röntgenstraße Weinheim – darunter 120 Pflegebedürftige und 72 Menschen mit seelischer Behinderung oder Verhaltensauffälligkeit. Heimleiter Henning Hesselmann berichtet, welche besonderen Herausforderungen der Umzug mit sich bringt, der mitten in die Corona-Pandemie fällt.

Nach drei Jahren Bauzeit ziehen Sie in Kürze mit rund 190 Bewohnern in das neue Betreuungszentrum in der Röntgenstraße. Was hat der neue Gebäude-komplex dem alten voraus?

Henning Hesselmann: Wir haben dort eine ganz moderne Technik und jeder Bewohner hat sein eigenes Zimmer mit eigenem Bad. Diese Anforderungen gemäß neuer Landesbauheimverordnung konnten im Altbau nicht gewährleistet werden. Dort waren die Bewohner in Doppelzimmern untergebracht. Zum Teil gab es für zwei Zimmer nur ein Bad. Die Lebensqualität für die Bewohner dürfte also mit dem Einzug in den Neubau deutlich besser werden, nicht nur wegen der Einzelzimmer. Auch das Therapie-Portfolio zum Beispiel für Menschen in der Eingliederungshilfe ist umfassender als bisher. So gibt es Therapieküchen, in denen Bewohner unter Anleitung selbst backen und kochen können. Gerade für Menschen in der Eingliederungshilfe ist das wichtig. Auch mit der Trennung von Eingliederungshilfe und Pflege sind wir jetzt up to date und kommen den aktuellen Forderungen nach.

Inwiefern profitieren Bewohner von der Nähe zur Klinik?

Henning Hesselmann: Die Nähe zur Klinik ist in jedem Fall ein großer Vorteil. Viele Routinefahrten entfallen. Der Notarzt, der aus der GRN-Klinik kommt, ist künftig noch schneller da. Ein wichtiger Sicherheitsaspekt, der Leben retten kann. Außerdem hat die räumliche Nähe zwischen Klinik und GRN-Betreuungszentrum auch logistische Vorteile. Wir brauchen beispielsweise nur noch eine technische Abteilung und können die Küche gemeinsam nutzen.

Vor welche Herausforderungen stellt Sie die aktuelle Corona-Pandemie?

Henning Hesselmann: Wir mussten unser Umzugskonzept komplett überarbeiten. Ursprünglich war geplant Bewohner, die im Neubau im gleichen Gebäude untergebracht sind, gemeinsam umziehen zu lassen und so peu a peu den Neubau zu füllen. Nach den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie dürfen diese jedoch nicht gemeinsam in einem Auto sitzen, weil sie bisher in unterschiedlichen Wohneinheiten gelebt haben und damit nicht dem gleichen Hausstand angehören. Daher haben wir uns jetzt dazu entschieden, alle Bewohner, die bisher in einem Wohnbereich gelebt haben und damit als ein Hausstand gelten, gemeinsam umziehen zu lassen. Begleitet werden sie von vertrauten Mitarbeitern und ehrenamtlichen Helfern, die allesamt Mund-schutz tragen und angehalten sind, die Abstandsregeln einzuhalten.

Ein Umzug von knapp 200 Bewohnern mitten in Corona-Zeiten. Wie bewerkstelligen Sie das?

Henning Hesselmann: Für einen möglichst reibungslosen Übergang arbeiten wir an diesem Tag mit doppelter Besetzung. Die Bewohner bekommen im alten Gebäude ihr Frühstück, holen ihre persönlichen Sachen, also ihr Handgepäck, aus den Zimmern, steigen ins Auto und werden im neuen Betreuungszentrum vom dortigen Personal ins neue Zimmer begleitet und quasi gleich mit dem Mittagessen empfangen. Damit wir außerdem sicher sein können, dass niemand sich im Rahmen des Umzugs mit Corona infiziert hat, werden alle Bewohner kurz vor und kurz nach dem Umzug einem Corona-Test unterzogen. Der Massentest vor dem Umzug, organisiert von meiner Stellvertreterin Ulrike Wüst, ist am Dienstag (2. Juni) bereits erfolgt und sehr geordnet verlaufen. Das Gesundheitsamt hat die gute Organisation ausdrücklich gelobt. Jetzt hoffen wir auf negative Ergebnisse aller Heimbewohner.

Der neue Gebäudekomplex bietet eigentlich Platz für 250 Betten. Der Umzug ist aber nur mit 192 Bewohnern geplant. Was passiert mit den restlichen 58 Bewohnern?

Henning Hesselmann: Alle GRN-Kliniken für Geriatrische Rehabilitation sind bereits am Anfang der Corona-Pandemie nach und nach geschlossen worden, weil die Patienten mit einem Altersdurchschnitt von 85 Jahren zur Hochrisikogruppe zählten. Sowohl diese 29 Plätze als auch die Plätze der Akutgeriatrie mit 15 Betten sowie der Alterspsychiatrie mit 14 Betten, die gemeinsam das von GRN Gesundheitszentren Rhein-Neckar gGmbH und Psychiatrischem Zentrum Nordbaden ins Leben gerufene Altersmedizinische Zentrum bilden, werden in Kürze sukzessive neu vergeben.

Weitere Informationen zum Betreuungszentrum und zum Altersmedizinischen Zentrum in Weinheim erhalten Sie auf der Website https://www.grn.de/weinheim/betreuungszentrum/startseite