Foto: Stadt Weinheim
Foto: Stadt Weinheim

Weinheim (Stadt Weinheim) – Fast jedes Kind kennt diesen Turm. Er steht oberhalb des Weinheimer Schlossparkweihers als steinerner Zeitzeuge des Mittelalters: mit den beiden Burgen der Stadt bildet er das wohl bekannteste Postkartenmotiv: Der „Blaue Hut“, wurde bereits Mitte des 13. Jahrhunderts gebaut und war Teil der Stadtmauer. Er ist der älteste und höchste der Weinheimer Stadttürme.

Jetzt, Ende des Jahres, steht er wieder da – nicht wie neu, das wäre sicher nicht im Sinne des Denkmalschutzes, aber wie früher. Rechtzeitig vor Weihnachten konnte die Stadt Weinheim ihre gewissermaßen historische Baustelle des Jahres 2020 abschließen. Seit ein paar Tagen ist der alte Wehrturm vom Gerüst befreit, das ihn seit Mai umgeben hat. Nun ist der Blick frei auf das neue alte Mauerwerk, das in teilweise akribischer Handwerksarbeit saniert worden ist. Denn bei der Voruntersuchung hatte sich herausgestellt, dass bei Ausbesserungen der Vergangenheit ein zementgebundener Mörtel verwendet worden war, der für die Sandsteine zu hart eingestellt  war – mit drastischen Folgen. Die daraus entstandenen unterschiedlichen technischen Eigenschaften am Bauwerk begünstigen eine beschleunigte Verwitterung der Mörtel als auch des Mauerwerks. Folge: Einige dieser schadhaften Steine mussten sogar restauratorisch aufbereitet oder gar ausgetauscht werden.

Jetzt wurden die verbliebenen intakten historischen Mörtel soweit es geht geschützt und erhalten. Die schadhaften Bereiche werden handwerklich ausgearbeitet und mit einem Kalkmörtel, der auf die technischen und optischen Merkmale des historischen Materials  abgestimmt ist, neu verfugt.

Im neuen Gewand gibt der Turm eine Ahnung von früherer Zeit. Die Fassade wirkt nun deutlich heller zuletzt. Parallel dazu wurden von einer Fachfirma Teile des Dachstuhls und des Daches erneuert. Auch die uralte Tür wurde fachgerecht saniert – obwohl der Turm natürlich nach wie vor nicht begehbar sein wird. Ziel der Sanierung war es, den Turm möglichst unverfälscht zu erhalten. Das unverputzte Gemäuer entstand mit der ersten Stadtbefestigung im 13. Jahrhundert.

 

 

 

Übrigens haben ausgewiesene Experten Hand angelegt: Michael Dursy und Michael Müller sind beide Steinmetz- und Steinbildhauermeister sowie Restauratoren. Die Arbeiten wurden nicht nur von der Hochbauabteilung im Weinheimer Amt für Immobilienwirtschaft, sondern auch vom Landesamt für Denkmalpflege und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz begleitet. Beide Organisationen leisten einen Förderbeitrag zur denkmalgerechten Sanierung in Höhe von jeweils rund 45 000 Euro. Die Gesamtkosten betragen rund 385 000 Euro, sowohl zeitlich als auch finanziell bleibt die Stadt im Rahmen der Planung. Auch der Kleinkinderspielplatz auf dem Platz am Blauen Hut ist jetzt wieder geöffnet.