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Liebe Mitbürger*innen,

das Jahr 2020 geht zu Ende. Zwölf Monate, auf die die Worte der Königin von England „it was a terrible Year – es war ein schreckliches Jahr“ voll und ganz zutreffen. Ein Jahr, welches die gesamte Welt so wohl noch nie erlebt hat.

Bereits zu Beginn des neuen Jahres kam es zu tragischen Ereignissen, die sich wie eine Perlenkette bis in die letzten Wochen aneinanderreihten. Der verheerende Brand im Krefelder Zoo, die politische Zuspitzung zwischen den USA und dem Iran, der Absturz einer ukrainischen Passagiermaschine mit keinen Überlebenden, die bislang schlimmste Gewalttat in der Geschichte Kanadas, bei der 23 Menschen ihr Leben verloren, der Afroamerikaner George Floyd, der mit „I can’t breathe – Ich kann nicht atmen“ um sein Leben flehte und dennoch durch Polizeigewalt starb, ein US-Amerikanischer Präsident, der damit droht, das Militär gegen die eigene Bevölkerung einzusetzen, die unfassbare Explosion im ohnehin schon leidenden Beirut, bei der knapp 150 Menschen starben und 300.000 Menschen innerhalb weniger Minuten ihr Zuhause verloren, ein weißrussischer Diktator, der Demonstrant*innen verhaften und foltern lässt, eine Amokfahrt in der Trierer Innenstadt mit fünf Toten, darunter ein Baby, apokalyptische Waldbrände in Kalifornien und erneute Hitzerekorde bei uns.

 

Zahlreiche Erinnerungen, die allein für sich schon sehr schwer wiegen, aber bei Weitem nicht so viele Todesopfer und Leiden über die Welt brachten wie das immer noch wütende Coronavirus. In Rekordzeit hat es sich verbreitet und unser aller Leben in einem Ausmaß getroffen, wie es die Nachkriegsgenerationen noch nicht erlebt haben. Wir alle haben noch die Bilder aus dem italienischen Bergamo vor Augen, wie Lastkraftwagen des Militärs helfen mussten, die Leichen aus den Krankenhäusern abzutransportieren.

 

Umso unbegreiflicher erscheinen die Leugner, die auf dem Rücken unserer Demokratie und unseres Grundgesetzes haltlose Lügen verbreiten und die Gesundheit und Freiheit aller gefährden. Menschen, die sich auf Bühnen stellen und sich mit wahren Freiheitskämpfer*innen wie Sophie Scholl vergleichen. Eltern, die ihre Kinder ins Rampenlicht ziehen und erklären lassen, sie fühlten sich wie Anne Frank, die nach mehrjährigem Verstecken in Todesangst dennoch geschnappt und im Konzentrationslager ermordet wurde. Das sind Menschen, die jeglichen Sinn für die Realität verloren haben und unmissverständlich zurechtgewiesen werden müssen, auch weil sie berechtigte Kritik und den für eine Demokratie immens wichtigen Austausch von Meinungen unmöglich machen und die Gesellschaft spalten.

 

Warum rufen wir all diese schlimmen Ereignisse dieses Jahres wieder auf?

Nur in Anbetracht dieser Dunkelheit erkennt man, wie wertvoll und hell strahlend eine solidarische Gemeinschaft sein kann.

Wir befinden uns wieder in einem harten Lockdown und wieder kämpfen Menschen aus unseren Reihen für das Funktionieren unserer Gesellschaft. Ärzte*innen, Pfleger*innen arbeiten an der Belastungsgrenze in unseren Krankenhäusern, Kassierer*innen, Lieferant*innen, Apotheker*innen gehen trotz höchster Ansteckungsgefahr ihrer Arbeit nach und sichern unsere Versorgung und Gesundheit. Wohlfahrtsverbände arbeiten weiter für unsere Bedürftigen und Enkel*innen kümmern sich um ihre Großeltern. Mit diesem Einsatz, für den wir alle zutiefst dankbar sein sollten und der Rücksicht aller anderen, schaffen wir es, dieser Pandemie erneut Einhalt zu gebieten. Gerade jetzt zur Weihnachtszeit und dem sich anschließenden Jahreswechsel, in der normalerweise Familien und Freunde in herzlicher Atmosphäre zusammenkommen, müssen wir unsere Liebe durch Verantwortung und Vernunft zeigen. Nur so werden viele Risikopatienten die Chance haben erneut, schöne Weihnachten und Jahreswechsel zu erleben. Viernheim kann das! Wenn die Lage es erfordert, können wir über uns hinauswachsen.

 

Die Zeit, in der wir mit dem Virus leben mussten und müssen, gibt uns aber auch die Chance, in uns zu gehen und über viele grundsätzliche Dinge nachzudenken. Wir können darüber nachdenken, wie wir gemeinsam leben und arbeiten wollen, welche Prioritäten wir setzen und was im Leben wirklich wichtig ist. Wir können reflektieren, wie wir miteinander umgehen und wie wertvoll es ist, gemeinsam Zeit zu verbringen. Wir haben die Chance, aus diesen Überlegungen heraus vieles morgen besser zu machen.

Diesen positiven Aspekt sollten wir alle mitnehmen und dankbar dafür sein, dass wir Weihnachten, wenn auch in diesem Jahr unter ungewohnten Umständen, feiern dürfen. Für das neue Jahr wünschen wir uns allen das wichtigste Gut, welches mit nichts zu vergleichen ist, nämlich Gesundheit. Zusammen werden wir es schaffen, wir haben schon sehr vieles geschafft. Wir sollten in Demut und Dankbarkeit in uns gehen und für das, was wir haben, dankbar sein und es vor allem zu schätzen wissen. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen allen ein schönes und geruhsames Weihnachtsfest, viel Kraft und Gesundheit für ein erfolgreiches Jahr 2021.

 

Jenny Dieter und Michael Kosbau

Vorsitzende der SPD Viernheim