Foto: AWO
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Viernheim (AWO) – Ein staubtrockener Erziehungsvortrag für Eltern? Von wegen! Wer das erwartet hatte, wurde am Donnerstagabend schon nach wenigen Minuten eines Besseren belehrt. Deutschlands wohl berühmtester Experte in Sachen Kindererziehung, Jan-Uwe Rogge, hatte im Nu die Lacher auf seiner Seite – und das sollte sich in den kommenden 90 Minuten nicht ändern.

Auf Einladung des AWO-Familienzentrums Kirschenstraße referierte Rogge über das an sich schwierige Thema der Kindererziehung. Keineswegs ernst, sondern mit großem Spaßfaktor und Lachgarantie. Mit einer gewaltigen Portion Humor hielt Rogge allen Zuhörern den Spiegel vor: Da konnte sich jeder irgendwo wiederfinden. Mal war es Mama, mal Papa, mal die Großeltern – das Publikum auf jeden Fall juchzte immer wieder vor Vergnügen.

Jan-Uwe Rogge gilt als hochkarätiger Entertainer. Zwar ist er in erster Linie Familien- und Kommunikationsberater, Bestseller-Autor und hat einen Doktor in Verhaltens- und Sozialwissenschaften gemacht, aber bei ihm könnte manch professioneller Kabarettist vor Neid erblassen. Kaum hatte der inzwischen 76-Jährige seinen Platz hinter dem Rednerpult eingenommen und den ersten Satz in die Menge geworfen, lachten die knapp über 100, größtenteils weiblichen Besucher, im ausverkauften kleinen Saal des Bürgerhauses lauthals los. Doch Rogge reißt in seinem Programm keine Kalauer. Er erzählt vielmehr Geschichten, die das alltägliche Leben schreibt.

„Kinder finden Eltern schrecklich, die am Freitagabend zu Erziehungsvorträgen gehen. Noch weniger mögen sie Eltern, die sich dabei ständig Notizen machen“, startete Rogge in Sachen Lebenshilfe und hatte gleich einen Tipp parat: „Schreiben Sie nichts mit. Lachen Sie lieber. Morgen kommen Sie vielleicht nicht mehr dazu!“

Pflegeleichte Kinder würden bei Südwind gezeugt, berichtete der Berater. Aber nach einem schweifenden Blick vom Rednerpult ins Auditorium befand der Referent des Abends, dort seien wohl überwiegend Eltern von Nordostwind-Kindern. Anschaulich beschrieb er im Verlauf der Veranstaltung Situationen und versuchte, Mut zu machen. Dennoch gleiche das „Licht im Tunnel“, das Eltern nach dem Abebben einer Trotzphase zu sehen meinen, häufig nur einem entgegenkommenden Zug, so Rogges ernüchternde Feststellung.

Deshalb müssten Erziehungsberechtigte klare Worte sprechen. Bei einer Aufforderung sei das Wort „bitte“ überflüssig, häufige Wiederholungen und leere Drohungen „bringen nichts und böse Beschimpfungen schon gar nichts“. „Nehmen Sie sich ein Beispiel an ihren Kindern. Die sind da sehr deutlich. Wenn sie Nein sagen, drücken sie auch Nein aus“, meinte der Experte. „60 Prozent der Kommunikation mit Kindern läuft über Mimik und Gestik, 33 Prozent über den Klang der Stimme. Der Rest ist Inhalt“, machte Rogge deutlich.

Dennoch sollten auch „pädagogisch hyperaktive Power-Eltern“, die immer alles im Griff haben wollten, stets bedenken, dass „Kinder ein Geschenk sind“. Auch wenn der Wert manchmal erst viel später erkennbar sei, sollten Eltern dankbar für ihren Nachwuchs sein, gab Rogge den Zuschauern am Ende mit auf den Heimweg.

Der nächste Vortragsabend des AWO Familienzentrums in der Kirschenstraße findet am Donnerstag, den 7. Juli 2022, um 19.30 Uhr im AWO Familienzentrum in der Kirschenstraße 79 statt. In Kooperation mit der Landesanstalt für Rundfunk und Medien und dem Verein Blickwechsel wird die Medienpädagogin Katharina Seckel Tipps zur altersgerechten Nutzung von Laptops, Tablets und Smartphones geben. Der Eintritt ist frei, es wird jedoch um eine Anmeldung per Telefon (06204-602541) oder per Mail  ( familienzentrum@awo-viernheim ) gebeten.