Der langjährige Pfarrer von Hüttenfeld und Neuschloß Reinald Fuhr geht in den Ruhestand. Die Starkenburger Pröpstin Karin Held wird ihn am Samstag, 26. September, in einem Gottesdienst verabschieden

Foto: Ev. Dekanat Bergstraße

Heppenheim (Ev. Dekanat Bergstraße) -Pfarrer Fuhr war mehr als 24 Jahre in Hüttenfeld und Neuschloß tätig – zwei Orte, die jeweils ihre eigene Prägung und eigene Geschichte hätten. „Die Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen den beiden so unterschiedlichen Teilen auszuloten, war eine große Herausforderung. Wie in anderen Kirchengemeinden auch sind die Mitgliederzahlen zurückgegangen. Aber bei so kleinen Gemeinden zeigen sich die existenzbedrohenden Veränderungen früher. Zwei Prozent Gottesdienstbesuch bedeuten bei 600 Gemeindemitgliedern eben nur 12 Personen.“ 

Mitgliederschwund betreffe die gesamte Kirche und das habe auch Folgen für das Kirchensteueraufkommen. „Das Problem muss gelöst werden. Vielleicht sollten unterschiedliche Mitgliedschaften möglich sein. Wir sind überorganisiert; das können wir in Zukunft nicht alles aufrechterhalten“, meint der scheidende Pfarrer. Auch die Folgen von Corona würden sich erst noch zeigen. „Ich vermute, sie werden verheerend sein, weil wir uns langsam daran gewöhnen, dass bestimmte Dinge nicht mehr gehen.“

In seinen beiden Gemeinden gebe es aber ein großes Engagement der Ehrenamtlichen. „Das habe ich schätzen gelernt. Es wird vom Pfarrer auch erwartet, dass er zwar nicht ‚alles‘ kann, aber doch zu vielem in der Lage und sich zu nichts zu schade ist.“ Für den gebürtigen Groß-Rohrheimer waren Hüttenfeld und Neuschloß  noch Heimat. „Der Menschenschlag war mir bekannt. Das dörfliche Milieu ermöglichte es mir, meinen Interessen im Bereich Natur, Landwirtschaft und Jagd nachzugehen.“

Pfarrer Fuhr stammt aus einem Lehrerhaushalt. „Pastoralen Stallgeruch“, so betont er, kenne er nicht. „Bildung ist für mich der Schlüssel zu allem. Das gilt auch für einen eigenständigen, selbst verantworteten Glauben.“ Dazu habe er mit seiner Arbeit versucht beizutragen – von der Kita über Seniorennachmittage bis zum Schulunterricht. Als  Schulpfarrer war er von 1991 bis 1996 am Schuldorf Bergstraße in Seeheim-Jugenheim tätig, als Gemeindepfarrer unterrichtete er am Litauischen Gymnasium in Hüttenfeld.

Evangelische Theologie studierte Reinald fuhr in Mainz und Heidelberg. Sein Vikariat, die praktische Ausbildung zum Pfarrer, absolvierte er in der Darmstädter Matthäusgemeinde. Es folgte ein Spezialpraktikum beim damaligen stellvertretenden Kirchenpräsidenten Helmut Spengler mitten im Starbahn-West Konflikt. 1982 übernahm er seine erste Pfarrstelle in Viernheim, wo er bis 1991 tätig war.

Große Pläne für den Ruhestand hat er nach eigenen Angaben noch nicht, aber ein lukrative Aussicht: „Alles mit mehr Zeit und Ruhe machen zu können. Außerdem muss ich Sonntage und Feiertage neu lernen.“

Pfarrer Reinald Fuhr wird am 26. September im Park des Schlosses Rennhof in Hüttenfeld verabschiedet. Der ökumenische Gottesdienst, an dem neben Dekan Arno Kreh auch der katholische, litauische Pfarrer Dr. Virginijus Grigutis mitwirken wird, beginnt um 15 Uhr.