Nehmen die Charta aus den Händen von Minister Kai Klose (links) in Empfang: Beate Preuss vom städtischen SeniorenBüro und Hauptamtsleiter Philipp Haas.
Foto: Katrin Denkewitz im Auftrag der AOK – Die Gesundheitskasse in Hessen.

Viernheim (Stadt Viernheim) – Die Versorgung eines pflegebedürftigen Familienmitglieds und den Job zugleich stemmen zu müssen, stellt viele pflegende Angehörige vor große Herausforderungen. Um ihre Beschäftigten hierbei zu unterstützen, ist die Stadtverwaltung der hessischen Initiative „Beruf und Pflege vereinbaren“ beigetreten. Mit der Unterzeichnung der Charta durch Bürgermeister Matthias Baaß setzt die Stadt als eines von 13 neuen Mitgliedern ein wichtiges Signal und geht als Arbeitgeber mit gutem Beispiel voran.

 

Die Beschäftigungssituation in Deutschland, wie auch in Hessen, ist vom demografischen Wandel geprägt. Das führt zu einem Fachkräftemangel und dazu, dass immer mehr Beschäftigte sich neben dem Beruf um die Pflege von Angehörigen kümmern. Gründe hierfür sind nicht nur die demografisch bedingte Zunahme der zu pflegenden Menschen und damit der Pflegenden, sondern auch Entwicklungen wie eine höhere Frauenerwerbsbeteiligung, eine längere Lebensarbeitszeit und die Alterung der Belegschaften.

 

Für Bürgermeister Matthias Baaß ist das Thema seit vielen Jahren ein besonders wichtiges Anliegen: „Die vielfältigen Aufgaben einer Stadtverwaltung lassen sich nur mit engagierten Mitarbeitenden bewältigen. Daher ist es der Stadtverwaltung Viernheim wichtig, die Beschäftigten darin zu unterstützen, Beruf und Familienaufgaben bestmöglich vereinbaren zu können, sei es die Betreuung von Kindern oder die Pflege von Angehörigen.

 

Aus diesem Grund hat sich die Verwaltung als Arbeitgeber den Herausforderungen der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege bereits vor einigen Jahren aktiv angenommen und die internen Rahmenbedingungen dazu stetig angepasst. Mittlerweile stehen den Bediensteten verschiedene Möglichkeiten im Falle einer Pflegesituation zur Verfügung, wie zum Beispiel bezahlte und unbezahlte Freistellung in einer akuten Pflegesituation, Arbeitszeitreduzierungen oder bezahlte und unbezahlte Beurlaubungsmöglichkeiten. Eine Mitarbeiterin der Personalabteilung wurde zum Pflegeguide weitergebildet und steht den Beschäftigten für Beratungen zur Verfügung. Eine bereits bestehende Dienstvereinbarung zum mobilen Arbeiten, großzügige Gleitzeitregelungen sowie größtmögliche Gestaltungsfreiheit bei Teilzeitmodellen erleichtern zusätzlich die Wahrnehmung von Pflegeaufgaben. Zudem ist die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf Bestandteil des Chancengleichheits- und  

 

Gleichstellungsplans und somit seit längerem innerhalb der Stadtverwaltung Viernheim fest verankert.

 

Aber auch die Abteilung SeniorenBüro des Amtes für Kultur, Bildung und Soziales ist seit vielen Jahren eine wichtige Anlaufstelle für Mitarbeitende, aber auch für alle Bürgerinnen und Bürger und bietet vertrauliche Beratungen an, klärt zu Pflegeleistungen und -angeboten auf und erläutert, wie Finanzierungen funktionieren. Zusammenhänge in Pflegefragen werden damit deutlicher und Pflegesituationen können bewusster angegangen werden.

 

Mit dem Beitritt in die hessische Initiative und der Unterzeichnung der Charta ist die Stadtverwaltung nun auch den offiziellen Schritt gegangen und untermauert somit ihre familienfreundliche Personalpolitik auch nach außen. Als Mitglied der hessischen Initiative erhält die Stadtverwaltung nun unter anderem Zugriff auf Führungskräfte-Webinare zu wichtigen Themen- und Vernetzungstreffen für den Austausch der Mitgliedsunternehmen. Des Weiteren bietet die Initiative auch Sensibilisierungsangebote wie Informationsbroschüren oder die Wanderausstellung „Weil Pflege Zukunft braucht“, die bereits in Viernheim zum Tag der Pflege vom 12. bis 22. Mai im Rhein-Neckar-Zentrum zu sehen war und bei vielen Besuchern auf große Resonanz stieß.

 

Am 11. Oktober fand die diesjährige Charta-Verleihung unter Anwesenheit von Sozial- und Integrationsminister Kai Klose im Schloss Biebrich in Wiesbaden statt. Für die Stadtverwaltung nahmen Hauptamtsleiter Philipp Haas und Beate Preuss vom SeniorenBüro die Charta entgegen.

 

Zur Information

Die hessische Initiative „Beruf und Pflege vereinbaren“ wurde 2013 vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration gemeinsam mit der AOK Hessen, der berufundfamilie Service GmbH und dem Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. V. ins Leben gerufen.

 

Bis heute sind 309 hessische Unternehmen – vom kleinen Handwerksbetrieb bis zum Großbetrieb –mit weit mehr als 330.000 Beschäftigten beigetreten. Sie übernehmen gesellschaftliche Verantwortung, sensibilisieren für die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege und beteiligen sich an der Entwicklung tragfähiger Lösungsansätze, die pflegenden Beschäftigten sowie Arbeitgebenden gleichermaßen gerecht werden. Mit ihrer Charta-Unterzeichnung signalisieren hessische Betriebe, Behörden und Institutionen ihre Bereitschaft, pflegende Beschäftigte zu unterstützen und zu entlasten.