Bundesweites Projekt schafft Impulse für mehr Natur in der Stadt

In einem Abschnitt der Kreuzstraße wurde musterhaft der überbreit Gehweg entsiegelt, die Baumbeete vergrößert und als Sickerfläche für die Hälfte der Straße ausgebildet.
Foto: Stadt Viernheim
Überwiegend heimische Gehölze (Wolliger Schneeball, Liguster, Stachelbeeren …) und Stauden (Frauenmantel, Goldfelberich, Immergrün) versuchen den Spagat naturnahe und dekorative Pflanzung zu sein.
Foto: Stadt Viernheim
Blumenwiese am Bahnhof bei der historischen Wagenhalle. Der Ilvesheimer Weg wurde konsequent naturnah gestaltet – mit heimischen Hecken begrenzt, wildgewachsen Bäume wurden erhalten und eine kleine Streuobstwiese gepflanzt.
Foto: Stadt Viernheim
Die Mischstaudenpflanzung, die der BUND am Freiwilligentag angelegt hat, soll den Bürgern zeigen, dass es pflegeleichte, ökologisch bessere Alternativen zu einem geschotterten Vorgarten gibt.
Foto: Stadt Viernheim

Viernheim (Stadt Viernheim) – Viernheim ist eine von bundesweit 14 Kommunen, die vom Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ (Bündnis) für die Teilnahme am Labeling-Verfahren „StadtGrün naturnah“ ausgewählt wurde. Das Bündnis zeichnet mit dem Label kommunales Engagement zur Förderung der biologischen Vielfalt aus. Honoriert werden beispielsweise die Verwendung heimischer Arten bei der Baumpflanzung oder die Anlage von Blühwiesen im innerstädtischen Bereich. Start des einjährigen Labeling-Verfahrens war der 2. Januar 2019.

Menschen brauchen Grünflächen in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die Gesundheit und Zufriedenheit von Menschen höher ist, wenn sie näher an Grünflächen leben. Besonders Kinder können hier ihren Drang nach Entdeckung und Abenteuer ausleben sowie heimische Pflanzen und Tiere beobachten. Werden innerstädtische Grünflächen naturnah gepflegt, profitieren auch zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, heißt es in einer Pressemitteilung der städtischen Presse- und Informationsstelle. Naturnahe Gestaltungsformen setzen jedoch häufig ein Umdenken in Verwaltung, Politik und Bürgerschaft voraus. Ein Umdenken, das Viernheim mit der Teilnahme am Labeling-Verfahren jetzt einleitet.

Das Label „StadtGrün naturnah“ bietet hierzu Impulse und Unterstützung: Eine Vor-Ort-Beratung durch das Bündnis und der Austausch mit den weiteren Teilnehmenden helfen bei der Planung und Umsetzung konkreter Maßnahmen. Kostenlose Materialien für die Öffentlichkeitsarbeit sollen auch die Bürgerinnen und Bürger für mehr Natur in der Stadt begeistern. Viernheim lädt außerdem auch als Akteure -wie die örtlich aktiven anerkannten Naturschutzverbände- ein, am Labeling-Verfahren teilzunehmen. Die bereits umgesetzten und geplanten Maßnahmen zur Förderung der biologischen Vielfalt im innerstädtischen Bereich entscheiden am Ende, ob Viernheim das Label in Bronze, Silber oder Gold erhält. Das Bündnis vergibt das Label für jeweils drei Jahre. Anschließend muss es durch eine Rezertifizierung erneuert werden.

Entwickelt wurde das Label im Rahmen des Kooperationsprojektes „Stadtgrün – Artenreich und Vielfältig“ des Bündnisses und der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH) sowie unter Mitwirkung der Städte Frankfurt am Main, Hannover, Wernigerode, Kirchhain und Neu-Anspach. Das Projekt wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) gefördert.

Neben Viernheim wurden folgende Kommunen vom Bündnis für die Teilnahme am Labeling-Verfahren 2019 ausgewählt: Gemeinde Abtsgmünd, Stadt Augsburg, Stadt Bad Wildungen, Stadt Darmstadt, Stadt Dreieich, Stadt Günzburg, Stadt Ilmenau, Stadt Kirchheim unter Teck, Stadt Nettetal, Markt Peißenberg, Stadt Pirmasens, Stadt Preetz, Stadt Sankt Augustin. Mit dieser Auswahl will das Bündnis ein möglichst breites Spektrum an Kommunen bezüglich dem Stand der Umsetzung, der Einwohnerzahl und ihrer geografischen Lage abdecken.

„Es gibt viele Wege, die Artenvielfalt im Siedlungsraum zu schützen und zu fördern. Auch die Sensibilisierung der Stadtbevölkerung für die Belange des Naturschutzes spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Mit dem Label „StadtGrün naturnah“ möchten wir Städte und Gemeinden dabei unterstützen und für mehr naturnahe Grünflächen in Kommunen sorgen“, erklärt Jörg Sibbel, Vorstandsvorsitzender des Bündnisses und Bürgermeister der Stadt Eckernförde.

Viernheim will der Bedrohung der Bioversität entgegentreten

„Im Jahre 2014 ist die Stadt Viernheim auf politische Initiative und den Beschluss der Stadtverordneten-Versammlung dem Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ e. V. beigetreten. Sie hat sich damit den gemeinsamen Zielen der inzwischen 163 beteiligten Kommunen verpflichtet. Ihr Kernziel ist es, der Bedrohung der Biodiversität entgegenzutreten“, betont Erster Stadtrat Jens Bolze. „Extensive Mähflächenpflege, Blühstaudenmischungen statt Einwegbepflanzung, Entsiegelungs- und Versickerungsmaßnahmen und die Aktion „Viernheim summt“ sind einige wesentliche Bausteine, die in Viernheim in dieses Themenfeld gehören und in den letzten Jahren bearbeitet wurden. Der Grund für die Bewerbung um die vom Bündnis ausgelobte Zertifizierung „StadtGrün naturnah“ ist, diese bisherigen Projekte zu bestätigen und den Bürgern zu vermitteln.“

Im Lauf dieses Jahres soll dieses Labelingverfahren nun durchgeführt werden. Dies betrifft auch alle, die an den bisherigen und künftigen Themenfeldern mitgewirkt haben und künftig mitwirken werden. Entwickelt wurde das Label im Rahmen eines Kooperationsprojektes „Stadtgrün – Artenreich und Vielfältig“ und wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) gefördert.

Viernheim kann schon viele Aktivitäten vorweisen

Viernheim kann bei den Bemühungen um den Schutz der Biodiversität im öffentlichen Grün auf einiges verweisen. Eine Reihe von Themenfeldern und Projekten wurden bearbeitet. In den letzten Jahren hat man Rasen- und Wiesenflächen unterschiedlich in der Pflege eingestuft, damit sie sich zu mehr Artenreichtum entwickeln sollen. Ein Großteil der Zierbeete mit Halbjahresbepflanzungen wurde in Dauerblühflächen umgewandelt. In Verkehrsinseln ist der Asphalt und Beton inzwischen beseitigt und mit vielfältigem, blühendem Grün ersetzt worden. Dazu ruft auch die Aktion „Viernheim summt“ alle Bürger auf. An verschiedenen Stellen im Stadtgebiet, wie beispielsweise am alten Friedhof, wurden ebenfalls Flächen vom Belag befreit, die nicht befestigt sein müssen. Bei dieser Entsiegelung wird gezielt für die Versorgung von Bäumen und Grünflächen gesorgt, indem Regen von den benachbarten Flächen geschickt geleitet wird, anstatt den Kanal zu füllen.

Diese Bemühungen stützen sich auf Konzepte wie den Landschaftsplan oder gehören zu den Inhalten des aktuellen Klimaschutzkonzepts, nach dem auch auf die Folgen der Klimaveränderung mit Schutzmaßnahmen vor Ort reagiert werden muss.

Vermehrte Verwendung heimischer Pflanzen, ungefüllte und damit insektenfreundliche Blüten und -allgemein gesagt- mehr und naturnäheres Grün ist schon lange Zeit ein Ziel für das öffentliche Grün. Es wurde zunächst vorwiegend bei neu entstandenen Begrünungen in Neubaugebieten oder bei Verkehrsberuhigungen realisiert.

Angesichts des dramatischen Artenrückganges braucht es möglichst intensive Reaktionen. Im öffentlichen Grün sind weitere Veränderungen notwendig. Die Unterstützung der Bürger und auch Schritte in privaten Gärten, in Feld und Flur müssen dabei zusammenwirken um unsere Natur zu bewahren.

Mehr zum Label „StadtGrün naturnah“ und dem Projektstart gibt es unter www.stadtgruen-natunah.de. Weitere Infos: http://www.viernheim.de/biodiversitaet