Viernheim (Stadt Viernheim) – Mitte März 2019 hat sich die Stadtverordneten-Versammlung für die Bereitstellung von Wohnbauland im Nordwesten Viernheims ausgesprochen, jetzt möchte die Stadtverwaltung erwirken, dass die neue Hochspanungsleitung Ultranet im Westen der Stadt so verschwenkt wird, dass möglichst viel Fläche auch tatsächlich für eine Wohnbebauung in Frage kommt. Bürgermeister Matthias Baaß: „Der Landesentwicklungsplan gibt vor, dass neue Wohnbebauung erst ab einem Abstand von 400 Metern zur Stromleitung geplant werden darf. Je weiter westlich also die Leitung liegt, desto mehr Fläche kann grundsätzlich für das zukünftige Wohnen vorgesehen werden.“

Deshalb hat die Stadtverwaltung bereits auf Veranlassung des Bürgermeisters bei einer Antragskonferenz im Juni und danach gegenüber der Bundesnetzagentur diesen Verschwenkungswunsch benannt. Konkret soll die Leitung von Norden kommend im Bereich gegenüber des Geländes des Vereins der Kleintierzüchter direkt nach Süden abschwenken und etwa auf Höhe der Zufahrt von der Umgehungsstraße West zu den Vereinen wieder die bestehende Trassenführung nutzen. Ein kleiner Schwenk mit großer Wirkung: Ein Drittel mehr Wohnbaufläche könnte zur Verfügung stehen.

Baaß: „Wir haben gegenüber der Bundesnetzagentur, welche das Planfeststellungs-verfahren führt, auf die hohe Wohnungsnachfrage in unserem Raum und die für das Stadtgebiet bereits bestehenden Beschränkungen hingewiesen. Denn die hervorragende Erreichbarkeit über die Autobahnen hat im Negativen eben auch die Folge, dass die Stadtentwicklung Einschränkungen unterliegt, die es im ländlichen Raum nicht gibt. Deswegen sollte wenigstens dieser Schwenk möglich sein.“

Die zur Prüfung angeregte Variante verläuft über landwirtschaftliche Flächen, die Grundstücke werden bereits überspannt bzw. sind bereits heute durch Maststandorte beeinträchtigt. Waldflächen werden nicht tangiert. Die Variante folgt dem Bündelungsgedanken für Infrastruktur und bewirkt lediglich den Neubau eines Maststandortes. Dies ist angesichts der Gesamtbetrachtung und der Reduzierung der Gesamtzahl der Maststandorte vertretbar, so die Verwaltung in ihrer Argumentation.

Bürgermeister Matthias Baaß schlägt den städtischen Gremien für deren August-Sitzungen vor, diese Vorgehensweise mit Beschlüssen zu unterstützen.

Zum Hintergrund

Die Ortslage Viernheim wird gegenwärtig im Westen parallel der A6 durch zwei Hochspannungsfreileitungen gequert. Die östliche Leitung, welche im Bestand mit 220 Kilovolt (kv) bestückt ist, ist für den Ersatzneubau mit der Ultranet-Leitung vorgesehen.

Im Nordwesten befinden sich die im Flächennutzungsplan der Stadt ausgewiesenen Zuwachsflächen für Wohnnutzung (NW II). Aufgrund der Vorgaben des Landesentwicklungsplanes (Abstand von 400 m zur Wohnnutzung) wird dieses Gebiet erheblich beschnitten. Die Flächen sind im Rahmen der Baulandoffensive Hessen auf Ihre Eignung für preisgünstigen Wohnungsbau untersucht worden und kommen für eine weitere Wohngebietsentwicklung potentiell in Frage.

Die Stadt Viernheim hat bereits mit Mail vom 5. Juli 2019 gegenüber der Bundesnetzagentur eine Verschwenkung der konkreten Leitungsführung im Bereich der Maststandorte 39,40 und 41 innerhalb des festgelegten Trassenkorridors im Nordwesten der Gemarkung angeregt. Die vorgeschlagene Variante quert die bestehende 380kv-Leitung und führt das Ultranet auf der westlichen Seite der Bestandsleitung. Die Verschwenkung und der Rückbau der 220kv-Leitung würden die Realisierung von Wohnen auf ca. 1/3 der Fläche weiterhin ermöglichen.