Ausflug zum ehemaligen Hochbunker in der Mannheimer Neckarstadt mit einer besonderen Begegnung

 

Foto: ® SPD Viernheim
Foto: ® SPD Viernheim

Viernheim (SPD) – Zu einer besonderen Begegnung kam es am Sonntag, 17. Dezember 2023, beim Besuch der Viernheimer SPD der Sonderausstellung „Willy Brandt – Freiheitskämpfer, Friedenskanzler, Brückenbauer“, die noch bis 7. Januar im Mannheimer MARCHIVUM gezeigt wird. Nach der gemeinsamen Anreise mit dem ÖPNV und einem Spaziergang am Neckarufer bei schönstem Winterwetter wurden die Genossen von Dr. Andreas Schenk, einem wissenschaftlichen Stadthistoriker im MARCHIVUM begrüßt. Das MARCHIVUM ist ein ehemaliger Hochbunker im Mannheimer Stadtteil Neckarstadt, in dem auch das Viernheimer Stadtarchiv untergebracht ist. Nach der Begrüßung im Vortragssaal im Dachgeschoss mit herrlichem Blick über die Neckarstadt, den Industriehafen und die Friesenheimer Insel gewährte Dr. Schenk der Gruppe zunächst einen kleinen Einblick in die Bestände und die wissenschaftliche Arbeit des Archivs.

Zu der Viernheimer Gruppe gesellten sich 2 Mitglieder der Mannheimer SPD-Arbeitsgemeinschaft 60+ – eine davon, so stellte sich später heraus, war die 94-jährige Karla Spagerer, Witwe des bekannten Mannheimer SPD-Politikers und Gewerkschafters Walter Spagerer, der sich auch für den SV Waldhof engagierte. Die persönlichen Erinnerungen von Frau Spagerer, die heute als Zeitzeugin Mannheimer Jugendlichen von der schrecklichen Kriegszeit während ihrer Jugend berichtet, machten die Führung durch die Willy Brandt-Ausstellung zu einem ganz besonders authentischen Erlebnis. Bewegt erzählte Frau Spagerer auch von ihren Erlebnissen als älteste Wahlfrau der Bundesversammlung bei der Wahl des derzeitigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier im Februar 2022.

Lübecker Arbeiterjunge aus einfachen Verhältnissen, Nazi-Gegner, Sozialdemokrat, Regierender Bürgermeister von Berlin, Außenminister und Bundeskanzler, Friedensnobelpreisträger und Weltpolitiker – die Wanderausstellung der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung spiegelt das Leben des ersten Bundeskanzlers der SPD im Licht der wechselvollen Geschichte Deutschlands und Europas im vergangenen Jahrhundert wider. Brandt hatte zu Beginn seiner Kanzlerschaft (1969 – 1974) zusammen mit Egon Bahr eine neue Richtung in der westdeutschen Ostpolitik unter dem Titel „Wandel durch Annäherung“ eingeschlagen, für die er anfangs viel Kritik vom politischen Gegner erntete. Dem ehemaligen Regierenden Bürgermeister von Berlin (1957 – 1966) ging es darum, Erleichterungen für die Menschen zu erreichen, die Verwandte im anderen Teil Deutschlands hatten. Seine Vision eines wiedervereinigten Deutschlands, für die er 20 Jahre zuvor den Grundstein gelegt hatte, sollte sich 1989 mit dem Mauerfall erfüllen – unvergessen sind seine Worte auf der Kundgebung vor dem Rathaus Schöneberg: „Jetzt wächst zusammen, was zusammen gehört!“. Sein frühes Engagement für globalen Umweltschutz, die Verständigung der Völker und weltweiten Frieden waren wegweisend und haben heute nichts an Bedeutung eingebüßt.

Brandt war über 20 Mal in Mannheim zu Gast, u.a. gleich zweimal 1983 im Mannheimer OB-Wahlkampf, um den SPD-Kandidaten Gerhard Widder zu unterstützen, oder 1990 zur Verleihung der „Mannheimer Medaille“ der IG Metall. Er war nahe bei den Menschen und interessierte sich, wohl auch vor dem Hintergrund seiner eigenen Biografie, für das Leben der einfachen Leute, ihre Arbeitsbedingungen, Wohnungen und Zukunftschancen. Dies mag auch ein Grund für seine enge Beziehung zur Viernheimer Nachbarstadt gewesen sein.

„Das war ein wunderschöner Ausflug und gleichzeitig ein sehr gelungener politischer Jahresabschluss“, stellte die Viernheimer SPD-Vorsitzende Nurcan Erdoğan nach der Rückkehr am Viernheimer OEG-Bahnhof fest und sprach sich dafür aus, gemeinsame Unternehmungen dieser Art zukünftig öfter zu wiederholen.