Schwere Zeiten für die Gesundheit – Steigender Bevölkerungsanteil von Übergewicht betroffen
Kreis Bergstraße macht mit Experten auf gesundheitliche Risiken aufmerksam -Praktische Tipps für mehr Gesundheit

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Kreis Bergstraße (kb)- Wir leben in „schweren Zeiten“: Laut Statistischem Bundesamt sind hierzulande über 40 Prozent der Frauen und über 60 Prozent der Männer von Übergewicht oder gar sehr starkem Übergewicht (Adipositas) betroffen. Dabei stellen „die zusätzlichen Kilos“ nicht primär ein Schönheitsproblem dar, sondern sie wirken sich ernsthaft auf die Gesundheit aus. Mögliche Folgen: Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck, Schlaganfälle, Herzinfarkte sowie eine niedrigere Lebenserwartung. Darauf macht die Kreisverwaltung des Kreises Bergstraße regelmäßig aufmerksam – so auch im Rahmen eines gemeinsamen Pressegesprächs der Ersten Kreisbeigeordneten Angelika Beckenbach anlässlich des Welt-Adipositas-Tages (4.3.) mit Ernährungs- und Sportwissenschaftlerin Carola Spikermann, dem Chefarzt für Innere Medizin des Kreiskrankenhauses Bergstraße, PD Dr. Uwe Seitz, sowie der Ärztin des Bergsträßer Gesundheitsamtes Eva-Maria Renner.
„Die Anzahl der Menschen, die in Deutschland viel zu viel auf die Waage bringen, steigt stetig an. Das Bewusstsein allerdings, dass dies für jeden dieser Menschen große Gesundheitsrisiken mit sich bringt, ist relativ gering. Daher sensibilisieren wir regelmäßig dafür, unter anderem bei unseren YOLO-Days, den Aktionstagen an Schulen. Wir wollen jüngeren und älteren Bergsträßerinnen und Bergsträßern ganz praktische Tipps für eine gesündere Lebensführung geben“, so die Erste Kreisbeigeordnete und Gesundheitsdezernentin Angelika Beckenbach. Wichtig sei, dass bereits bei Kindern und Jugendlichen ein Bewusstsein für den Stellenwert von gesunder Ernährung und Bewegung geschaffen werde.
Denn auch die Auswertung der Schuleingangsuntersuchungen belegt ganz konkret eine Zunahme von Übergewicht und Adipositas bei Bergsträßer Kindern über die vergangenen Jahre. „Aktuell ist etwa jedes zehnte Kind, das von uns vor dem Schuleintritt untersucht wurde, übergewichtig oder gar adipös“, so Eva-Maria Renner vom Bergsträßer Gesundheitsamt. Die Ärztin warnt: „Das verwächst sich nicht. Adipöse Kinder sind oft auch adipöse Erwachsene.“ Sie appelliert daher dringend dafür, Kinder und Jugendliche konsequent in Familie, Schule, Vereinen etc. dabei zu unterstützen, für sich selbst eine gesunde Lebensweise zu etablieren.
Dafür setzt sich auch Ernährungs- und Sportwissenschaftlerin Carola Spikermann ein. Sie bestätigte aus eigener Erfahrung, dass zahlreiche Bergsträßer Kinder nicht nur zu viel Gewicht auf die Waage brächten, sondern dass auch ihre motorischen Fähigkeiten oft sehr begrenzt seien. Als Hauptursachen für das Übergewicht bei jungen Menschen sieht die Expertin, die auch als Lehrkraft an einer Schule tätig ist, ganz konkret die ungesunde Ernährung und den Bewegungsmangel bei den Betroffenen. Und bestätigt damit nicht nur Studien, sondern auch die anderen anwesenden Experten. „Vielen jungen Menschen fehlt schlicht das Wissen über Lebensmittel. Es gibt sogar Kinder, die nicht wissen, was eine Orange ist – geschweige denn, wie sie schmeckt oder warum sie gesund ist. Andere haben beispielsweise Schwierigkeiten bei so Banalem wie Treppen steigen“, so Spikermann. Sie fordert, dass die Themen Ernährung, Bewegung und Sport mehr Raum im Unterricht beziehungsweise an der Schule (etwa über AGs) einnehmen. Zudem müssten diese Themen in die Elternhäuser gebracht werden, damit die Lebensgewohnheiten der Familie gesünder würden.
Der Chefarzt für Innere Medizin des Kreiskrankenhaus Bergstraße, PD Dr. Uwe Seitz, betonte, dass Übergewicht insbesondere die Wahrscheinlichkeit, an Demenz, Schlaganfall oder Herzinfarkt sowie Krebs und Gelenkschäden zu erkranken drastisch erhöhte und plädierte dafür, dass Betroffene dauerhaft Gewicht abbauen. Allerdings seien Diäten seiner Meinung nach nicht das beste Mittel dafür. Denn neueste wissenschaftliche Erkenntnisse belegten, dass sich die Zellen des Fettgewebes den Stand der Adipositas merken und Diäten somit statt einer dauerhaften Reduktion des Übergewichts überwiegend zu Jo-Jo-Effekten führen müssen, so Dr. Seitz. „Was hilft also?“, fragte der Mediziner rhetorisch. Seine Antwort: „Es gibt keine Lösung, die für alle Übergewichtigen gültig ist.“ Einige Menschen helfe eine Essensreduktion, anderen helfen Medikamente oder eine Operation. Eines helfe aber doch allen: Mehr Bewegung!
Unsere Gesundheitstipps für Sie:
- Nutzen Sie jede Chance, sich im Alltag zu bewegen: Treppe statt Lift, bei Kurzstrecken lieber Radfahren oder zu Fuß gehen statt Autofahren, in der Pause ein kleiner Spaziergang (und sei es nur zum Kaffeeholen). Oder ganz klassisch: 10 Minuten Morgengymnastik während des Lüftens.
- Die Vielfalt macht`s: Essen Sie abwechslungsreich und mindestens 5 Hände voll Obst und Gemüse Ihrer Wahl pro Tag. Trinken Sie zudem mindestens 1,5 bis 2 Liter Wasser oder ungesüßten Tee.
- Nicht alles auf einmal: Ändern Sie Ihre Gewohnheiten ruhig Schritt für Schritt! J