Foto: Rathaus spart weiter Energie
Weinheimer Stadtverwaltung setzt Maßnahmenkatalog um – Intelligente Raumthermostate im Einsatz – Gute Werte im Landesdurchschnitt

Weinheim (Stadt Weinheim) Manchmal ist der neue Kollege schon sehr gut informiert. Wenn eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter der Weinheimer Stadtverwaltung zum Beispiel regelmäßig jeden Freitag im Home-Office verbringt, dreht er voll automatisch und ungefragt die Heizung runter. So wie jeden Abend zur üblichen Feierabendzeit, wenn der Intelligente und selbstlernende Raumthermostat das Büro in den Energiesparmodus versetzt. Tagsüber wird die Raumtemperatur bei 19 Grad gedeckelt. Dem Thermostat entgeht nichts.

In rund zehn Büroräumen  der Weinheimer Stadtverwaltung sind diese Regulierer, die direkt mit den Heizkörpern vernetzt sind, installiert – ein Pilotprojekt. Aufgrund der guten Erfahrungen in einzelnen Schulen und nun in einem Teil des Rathauses soll 2023 nochmals investiert und der Heizbetrieb im gesamten Gebäudekomplex entsprechend optimiert werden.  

Die Intelligenten Raumthermostate sind eine von rund 150 Maßnahmen, die von der AG Energieversorgung/-krise der Stadtverwaltung seit Beginn der Energiekrise im Sommer 2022 diskutiert, priorisiert und teilweise umgesetzt worden sind.

Die AG mit allen relevanten Fachämtern tagt unter Vorsitz von Patrick Walter, dem Referenten von Bürgermeister Dr. Torsten Fetzner, regelmäßig, um die Ergebnisse zu besprechen und Maßnahmen zu hinterfragen sowie gegebenenfalls weitere Einsparpotenziale zu erschließen.

Patrick Walter verweist auf weitere effektive Einsparungen, wie das Abschalten der Warmwasserboiler, die Absenkung der Badewassertemperatur in Schwimmbädern sowie der Nicht-Beheizung der Flure und Treppenhäuser. Grundsätzlich sei die Sensibilisierung der Nutzer erfolgreich verlaufen und der Kontakt hat gezeigt, dass hier großes Verständnis herrscht und viele bereit sind, Gewohnheiten zu hinterfragen und anzupassen. Auch die zuständigen Fachämter und insbesondere Hausmeister, die schon mehrere Jahre um einen sparsamen Betrieb der Gebäude bemüht sind, haben die Notwendigkeit sofort erkannt und Maßnahmen veranlasst bzw. umgesetzt.

Diese zeigen messbaren Erfolg, wie Patrick Walter jetzt anhand des „Enerige-/Monatsberichts“ des Rathauses für 2022 belegen kann. Danach hat die Stadtverwaltung in diesem Energiekrisenjahr seit Beginn der Heizperiode im Rathaus rund 18 Prozent an Gas (witterungsbereinigt) und rund 13 Prozent an Strom eingespart – im Vergleich zum Vorjahr. Im Vergleich zum Mittelwert der Jahre 2017-2019 konnte der Gasverbrauch 2022 sogar um rund 250 Megawattstunden reduziert werden – dies ist gleichzusetzen mit dem Energieverbrauch von etwa acht Einfamilienhäusern. Deutlich wird diese Einsparung auch im Januar 2023, der bereits zum Berichtszeitraum gehört: Trotz zeitweise großer Kälte lag der Verbrauch bei knapp 160 Megawattstunden (und damit rund 30 Megawattstunden unter dem Vergleichsmonat des Vorjahres 2022). Klar ist, dass sich der Wärmeverbrauch in dem denkmalgeschützten Gebäude trotzdem auf einem sehr hohen Niveau befindet. Deshalb wurde nun ein Förderprogramm genutzt und gemeinsam mit einem beauftragten Büro ein energetischen Sanierungsfahrplan erstellt. Im Zuge des Gutachtens wurden Schwachstellen detailliert untersucht und entsprechende Maßnahmen, die jetzt bewertet und in den nächsten Jahren umgesetzt werden sollen, definiert, um den Energieverbrauch nachhaltig zu reduzieren.

Auch beim Strom wurde in den letzten Jahren kontinuierlich gespart: Rund 163 Megawattstunden wurden benötigt. Im Vergleich: Im Jahr 2015 lag man noch bei rund 184 Megawattstunden.

Ein Blick in den aktuellen Energiebericht zeigt, dass auch in anderen kommunalen Gebäuden Dank der weitreichenden Maßnahmen und ausführlichen Informationskampagne sowie insbesondere der Bemühungen der Mitarbeiter deutliche Einsparungen erzielt werden konnten. Das sei zwingend notwendig, so Walter, da sich die Kosten für den Gas- und Strombezug in den letzten Monaten nahezu verdoppelt haben!

 

Erfreulich falle auch die Beurteilung im so genannten „Steckbrief zum kommunalen Energieverbrauch“ aus, den die Stadt nach Vorlage der entsprechenden Verbrauchsdaten gemäß dem Klimaschutzgesetz jetzt seitens der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg erhalten hat. Dort werden alle Energieverbräuche einer Stadt oder Gemeinde im Vergleich zum Landkreis und zum Land Baden-Württemberg dokumentiert. Bei fast allen Werten liegt Weinheim deutlich unter dem Landesdurchschnitt. So liegt beispielsweise der Energieverbrauch in kommunalen Gebäuden pro Quadratmeter bei 122 Kilowattstunden im Jahr (145 landesweit), bei der Straßenbeleuchtung (pro Kilometer) bei 4612 Kilowattstunden (5970 landesweit). Hier zahlt sich die langjährige Arbeit des kommunalen Energiemanagements sowie die weitgehende Umstellung auf LED-Leuchten aus. Patrick Walter betont: „Energieeinsparung wird ein Dauerthema bleiben, die ersten Erfolge motivieren uns zu weiteren Ideen und Lösungen.“